Thema des Tages
GUDRUN kämpft gegen die Männerdominanz an!
In den kommenden Tagen sorgt Tief GUDRUN für unbeständiges Wetter,
bevor sich schon am Sonntag das nächste Hoch namens STEFFEN
anpirscht, um die Wetter-Vorherrschaft zu übernehmen.
Das Wetter der vergangenen Tage war voll in Männerhand. Das Hoch
namens ROLF brachte uns einen Sonne-Wolken-Mix und angenehme
Temperaturen. ROLF hat zwar mittlerweile ein betagtes Alter und
seinen Altersruhesitz nach Skandinavien verlagert, aber er hat ein
gutes Herz mit den Vätern (und natürlich auch Müttern, Kindern und
Singles) in Deutschland. Er verwöhnt uns am heutigen Vatertag (für
die Christen unter uns: Christi Himmelfahrt) mit bestem
Ausflugswetter. Häufig lacht die Sonne am Himmel und wird nur von
lockeren bauschigen Quellwolken begleitet. Den Regenschirm kann man
getrost zuhause lassen. Dazu wird es angenehm warm mit Höchstwerten
zwischen 20 und 27 Grad, nur an der Ostsee bleibt es etwas kühler.
Dafür kommt an Rhein und Mosel der ein oder andere bei 28, vielleicht
sogar 29 Grad und sportlichen Aktivitäten ins Schwitzen. Gegen
stärkeren Gegenwind müssen Radfahrer heute auch nicht ankämpfen, der
Wind weht nämlich nur schwach aus östlichen Richtungen. Was will man
also mehr?
Derweil nähert sich vom Atlantik GUDRUN, die heute Abend als
Sturmtief mit einem für Ende Mai beachtlichen Kerndruck von etwa 965
hPa über dem nahen Ostatlantik westlich von Irland aufwartet. In der
kommenden Nacht zum Freitag und morgen tagsüber zieht GUDRUN weiter
nordostwärts. Dabei ist sie weiterhin sehr fidel nördlich von Irland
unterwegs und bringt auch in Teilen Deutschlands etwas mehr Schwung
ins Wetter. Hoch ROLF hat dann endgültig das Zeitliche gesegnet.
Bereits am Vormittag greift die Warmfront von Tief GUDRUN auf den
Nordwesten über und bringt etwa vom Emsland bis nach Nordfriesland
bis zum Mittag etwas Regen. Auch im Rest des Landes ziehen zunehmend
dichtere Wolkenfelder auf, nur im Südosten Bayerns bleibt es bis zum
Nachmittag noch länger sonnig. Am Nachmittag und Abend pirscht sich
aus Westen die Kaltfront an. Bereits vor ihrem Eintreffen formiert
sich im Westen und Nordwesten im Bodendruckfeld eine flache
Tiefdruckrinne, die mit feuchtwarmer Luft angereichert ist. Zudem
nehmen mit Annäherung der Front die Hebungsvorgänge zu. Dadurch
verstärken sich am Nachmittag und Abend die Niederschläge im
Nordwesten (etwa vom Rheinland bis zur Kieler Bucht) und sind
zunehmend schauerartig verstärkt. Stellenweise kann es auch blitzen,
donnern und kurzzeitig kräftiger schütten. Allerdings bestehen noch
gewisse Unsicherheiten: Aus heutiger Sicht bleibt abzuwarten, ob und
wie zahlreich Gewitter beziehungsweise Schauerstaffeln in diesem
Regengebiet eingelagert sind.
In Süden und Osten ist - von zunehmend dichteren Wolken abgesehen -
noch wenig von GUDRUN zu spüren. Allerdings saugt sie aus
Südwesteuropa einen Schwall sehr warmer Luft an, sodass in der Mitte,
im Westen und Süden verbreitet ein Sommertag (Temperatur > 25 Grad)
zu verzeichnen sein wird. Ob etwa von Karlsruhe bis Freiburg im
Rheintal sogar die 30-Grad-Marke geknackt wird, hängt von den
Sonnenanteilen ab.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich GUDRUN weiter nordostwärts
und befindet sich am Samstag um die Mittagszeit voraussichtlich knapp
nördlich von Schottland. Ihre "besten Jahre" hat sie dann bereits
hinter sich, liegt ihr Kerndruck "nur" noch bei etwas über 980 hPa.
Dennoch hat sie weiterhin Einfluss auf das Wetter in Deutschland.
Schon in der Nacht zieht ihre Kaltfront ostwärts über Deutschland
hinweg, sodass dann auch die Mitte und der Osten etwas vom
schauerartigen Regen abbekommt. Nur ganz im Süden bleibt es weiterhin
trocken. Dort kommt der Regen der schleifenden Kaltfront erst am
Samstag an. Am Nachmittag fällt dieser südlich der Donau auch mal
etwas kräftiger aus, auch das ein oder andere Gewitter kann dann mit
von der Partie sein.
Wie der Name schon sagt, fließt hinter der Kaltfront spürbar kühlere
Luft ein, sodass die Temperaturen meist nur auf 17 bis 21 Grad
klettern. Nur im Chiemgau wird es mit bis zu 24 Grad nochmals recht
warm. Während in der Mitte und im Westen die Wolken im Tagesverlauf
zunehmend auflockern und Platz für die Sonne machen, können sich im
Norden in der Kaltluft Schauer und einzelne Gewitter bilden.
Am Sonntag möchte wieder ein Mann (voraussichtlich Hoch STEFFEN) die
Herrschaft über das Wetter übernehmen. Dieses Hochdruckgebiet
befindet sich dann über Frankreich und der Biskaya und nimmt Kontakt
mit einem weiteren sich entwickelnden Hoch über Osteuropa auf.
Demnach wird es vor allem im Süden schon wieder recht freundlich mit
einem Mix aus Sonne und Wolken bei Temperaturen zwischen 18 und 22
Grad.
Aufgeben möchte die nunmehr in die Jahre gekommene GUDRUN aber noch
nicht. Zunehmend unter Altersschwäche leidend zieht sie über
Südskandinavien hinweg und zum Beginn der neuen Woche weiter nach
Deutschland. Dort ist sie dann vorwiegend noch in höheren
Atmosphärenschichten präsent. Am Sonntag sorgt sie vor allem im
Norden und in der Mitte für schauerartige Regenfälle. Inwieweit sie
auch am Montag noch in der Osthälfte und im Norden mit Regen oder
Schauern ihre Finger mit im Spiel hat, ist noch etwas unsicher. Im
Westen und Südwesten hat hingegen Hoch STEFFEN das Wetter wieder mit
Sonnenschein und angenehmen Temperaturen über 20 Grad erobert.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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