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Thema des Tages
Hoch QUIRINIUS und Tief AKI wirbeln in der deutschen Wetterküche
Deutschland war, ist und bleibt beim Wetter dreigeteilt! Im Süden
wird es nach kurzer Verschnaufspause erneut nass und im Norden sind
wiederholt Schauer aktiv. In einem streifen über die Mitte hinweg ist
dagegen die Sonne klare Vorteile. Während sich die Tage dabei kühl
daherkommen, bleibt es nachts zunächst noch teils frostig.
Wie im gestrigen Thema des Tages beschrieben, haben die Eisheiligen
durch das Zusammenspiel von Hoch QUIRINIUS und Tief AKI die
Wetterregie über Deutschland übernommen. Demnach schwingt Hoch
QUIRINIUS I seit Sonntag im Bereich der Britischen Inseln sowie dem
Nordostatlantik sein Zepter und kann wie am heutigen Dienstag ab und
zu seine Regentschaft bis nach Deutschland ausdehnen (QUIRINIUS II).
Als Gegenpart fungierten und fungieren zwei großräumige
Tiefdruckzonen. Über Skandinavien herrschten dabei die Tiefs BRITTA
und AKI II, seit dem heutigen Dienstag ist auch Tief CORDULA mit
Spiel. BRITTA und AKI II waren es auch, die Polarluft anzapften und
diese zusammen mit Hoch QUIRINIUS mittels einer nördlichen Strömung
bis nach Deutschland transportierten. Vor allem der Einfluss von AKI
II, am gestrigen Montag etwa südwestlich des weißen Meeres gelegen,
reichte bis in den Osten von Deutschland hinein und sorgte dort für
einen leicht unbeständigen Wettercharakter. Doch der Süden sowie
teilweise auch die südliche Mitte Deutschlands bekommt von Hoch
QUIRINIUS nur wenig bis nichts mit. Denn diese Regionen standen und
stehen auch in den nächsten Tagen, mehr oder weniger stark
ausgeprägt, im Einflussbereich eines großräumigen Tiefdruckkomplexes
über Südwesteuropa und dem westlichen sowie zentralen Mittelmeerraum,
in dem neben Tief DOREEN weitere Tiefdruckgebiete wirbeln und
feuchtwarme und somit wolkenreiche Luft über die Alpen hinweg in den
süddeutschen Raum schieben.
Damit stellt diese Luft subtropischen Ursprungs, was die Temperatur
und auch die Feuchte betrifft, den Gegenpart zu der in den Norden und
die Mitte einfließenden, eher trockenen Polarluft dar. Die Grenze
zwischen beiden Luftmassen ist dabei durch einen Tiefausläufer
(Luftmassengrenze) gekennzeichnet. Am gestrigen Montag war dabei Tief
AKI I, mit Kern etwa über der Bodenseeregion und eingebettet in eine
Tiefdruckrinne (vgl. Thema des Tages 11. Mai 2020), der
Hauptdarsteller in der Wetterküche. Er presste die feuchtwarme
Mittelmeerluft auf der Vorderseite nordwärts gegen die von Norden
einfließende Polarluft, sodass sich die Luftmassengrenze von
Rheinland-Pfalz und dem nördlichen Baden-Württemberg bis nach Sachsen
zog. Im Umfeld des Tiefausläufers kam es schließlich zu länger
anhaltenden, konvektiv verstärkten Niederschlägen, die teilweise
sogar linienhaft organisiert waren. Entsprechend wurden in dem
beschriebenen Streifen auch die größten Regensummen registriert.
Innerhalb von 24 Stunden fielen demnach 10 bis 30, gebietsweise auch
bis 50 l/qm. Die höchste gemessene Regensumme meldete die Station
Mespelbrunn im Spessart (BY) mit 77 l/qm/24h, gefolgt von Neuhütten
(Spessart) und Wörth am Main (beide BY) mit jeweils 47 l/qm/24h.
Aber auch im Süden ging es teilweise hoch her. In der Tiefdruckrinne,
um AKI I herum, strömte die Luft zusammen und wurde somit gezwungen
aufzusteigen. Zusätzlichen vertikalen Impuls lieferte die feuchtwarme
Luft, sodass sich teils kräftige Schauer und Gewitter entwickeln und
vom Südschwarzwald bzw. der Westalb ostwärts ziehen konnten. Diese
brachten zwar in der Fläche keine warnwürdigen Regenmengen, lokal
gingen sie am Ort des Auftretens dennoch mit Starkregen einher. In
der Fläche kamen meist zwischen 5 und 15 l/qm/24h zusammen, im Umfeld
von kräftigen Gewittern wurden jedoch auch Mengen bis 40 l/qm in
recht kurzer Zeit registriert. Als Beispiel dient die Station Aschau
(BY) mit 38 l/qm. Ansonsten fielen bei kurzen Schauern im Norden und
Osten zwischen 0,1 und 5, in Brandenburg auch bis 10 l/qm.
Da die derzeitige Luftdruckverteilung über Europa wohl noch etwas
länger erhalten bleibt, zeigt sich das Wetter in Deutschland auch in
den nächsten Tagen je nach Region von sehr verschiedenen Seiten. Man
könnte auch sagen, dass der Regen und der Sonnenschein im positiven,
wie im negativen Sinne, ungleichmäßig verteilt sind und das Land
dreiteilen.
Der Süden verbleibt mal stärker, mal weniger stark im Kampfgebiet der
Luftmassen. Die Luftmassengrenze zwischen der kühlen Polarluft und
der Luft subtropischen Ursprungs kann sich am heutigen Dienstag zwar
vorübergehend in die Alpen verlagern, schiebt sich zum morgigen
Mittwoch jedoch erneut in den Süden Deutschlands und versorgt die
Regionen südlich des Mains mit weiteren, teils länger anhaltenden
Regenfällen.
Doch auch der Norden profitiert nur bedingt von Hoch QUIRINIUS.
Ausgehend von dem Tiefdruckkomplex über Skandinavien überqueren mit
der nördlichen Strömung von Zeit zu Zeit Tiefausläufer den Norden und
Nordosten. Zudem ist die kühle Polarluft bevorzugt im Küstenumfeld,
auch durch Prozesse in höheren Luftschichten getriggert, recht labil
geschichtet, sodass vom Emsland und Ostfriesland bis nach Vorpommern,
zum Wochenende auch bis ins nördliche Brandenburg reichend, bei
wechselnder Bewölkung wiederholt mit kurzen Schauern gerechnet werden
muss.
Nur etwa zwischen Ruhr und Main dominiert QUIRINIUS so stark, dass
der wetterwirksame tiefere Luftdruck sowohl von Norden als auch von
Süden her kaum an Einfluss gewinnt. Entsprechend bleibt es in einem
Streifen über die Mitte hinweg weitgehend trocken und abgesehen von
einzelnen Quellungen vielfach heiter bis sonnig.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.05.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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