Thema des Tages

Der Mai: Krempelt die Atmosphäre nun die Ärmel hoch?

Mit dem Mai nimmt erfahrungsgemäß die Gewittersaison allmählich Fahrt
auf. Krempelt die Atmosphäre nun also die Ärmel hoch und zeigt, was 
in ihr steckt?


Schauer, windig und relativ kühl. Der Mai startet mit mehr oder 
weniger klassischem "Aprilwetter". Auch ein paar Gewitter sind mit 
dabei, wie auch schon in den vergangenen Tagen. Zum Teil hatten diese
auch schon mal Starkregen oder kleinkörnigem Hagel an Bord wie z.B. 
vor rund zwei Wochen im südlichen Niederbayern oder am vergangenen 
Dienstag im Raum Holzkirchen (dort 29 l/m² in einer Stunde).

Die richtigen "Brummer" mit zum Teil heftigem Wind, sintflutartigen 
Regenfällen und großem Hagel kommen aber sicherlich erst noch, nimmt 
die Gewittersaison mit dem Mai erfahrungsgemäß doch erst allmählich 
Fahrt auf, wie bereits gestrigen Thema des Tages erwähnt wurde 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/4/30.html). Denn 
das westliche Mittelmeer heizt sich nach und nach auf, aktuell 
beträgt die Wassertemperatur dort etwa 16 bis 19 Grad (zum Vergleich:
über der nahen Nord- und Ostsee derzeit rund 8 bis 10 Grad). Bei 
einer sich einstellenden südlichen bis südwestlichen Strömung würde 
aus dem Mittelmeerraum also feucht-warme und damit im weiteren 
Verlauf zunehmend energiegeladene Luft nach Deutschland transportiert
werden - eine wichtige Grundzutat für schwere Gewitter.

Danach sieht es in den nächsten Tagen allerdings nicht wirklich aus, 
auch wenn Anfang der Woche einzelne Modellprognosen ein solches 
Szenario für die kommende Woche noch in petto hatten - die Betonung 
liegt auf "hatten". Wir verbleiben unter einer westlichen bis 
nordwestlichen, ab Mitte nächster Woche bei steigender 
Vorhersageunsicherheit eventuell sogar nördlichen Strömung, sodass 
uns der wechselhafte und eher kühle Wettercharakter wohl zumindest 
bis Dienstag erhalten bleibt. Dazu wird ab der Nacht zum Montag 
stellenweise wieder Frost in Bodennähe ein Thema sein und in den 
Alpen sinkt die Schneefallgrenze in der Nacht zum Sonntag 
vorübergehend auf etwa 1200 m.

Statt Schwergewitterlage sieht es also doch eher nach leicht 
verfrühten Eisheiligen aus. Mal sehen, wie lange die Atmosphäre noch 
wartet, um zu zeigen, was in ihr steckt...


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 01.05.2020

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