Thema des Tages

Von Blitz, Donner und dem Warnprozess beim DWD

Zwar gab es schon einzelne gewittrige Erscheinungen in den 
vergangenen Wochen, aber die Gewittersaison fängt erst an. Zeit, um 
sich die Entstehung von Blitz und Donner und den generellen 
Warnprozess beim DWD anzusehen.

Grundsätzlich werden Warnungen beim Deutschen Wetterdienst durch 
einen mehrstufigen Prozess erstellt. Dabei ist es egal, welchen 
Warnparameter man betrachtet, es gilt für Schneefall genauso wie für 
Wind oder Gewitter. Lediglich die Vorwarnzeit, die sich aus der Zeit 
zwischen der Ausgabe der Wetterwarnung und dem tatsächlichen 
Eintreffen des Ereignisses ergibt, unterscheidet sich. Bei 
großräumigen Ereignissen, zum Beispiel in Verbindung mit einer Front 
oder der sich ändernden Großwetterlage, liegen meist mehrere Stunden 
zwischen dem Erhalt einer Warnung und dem Warnereignis selbst. Bei 
kleinräumigen Ereignissen, wie zum Beispiel Gewittern, beträgt die 
Vorwarnzeit manchmal nur wenige Minuten bis zu einer Stunde. Ursache 
hierfür sind Unwägbarkeiten in der Natur und Abweichungen zur 
berechneten Vorhersage. Doch wie sieht der Warnprozess genau aus?

Stufe 1 und 2 des Warnprozesses liegen mehrere Tage vor einer 
möglichen Warnlage. Mithilfe probabilistischer Ensemble-Verfahren und
dem Output der deterministischen Modelle wird ein erster Hinweis in 
der Wochenvorhersage Wettergefahren (https://www.dwd.de/DE/wetter/warnungen_aktuell/wochenvorhersage/woch
envorhersage_node.html) erstellt. Zwei Tage vor einem möglichen 
Warnereignis, also im meteorologischen Kurzfristzeitraum, folgt Stufe
3. Nun stehen fein aufgelöste Lokalmodelle zur Verfügung. Sie liefern
oft die notwendigen Details zur Eingrenzung des Warngebietes und 
nicht selten den wirklichen Input für die Ausprägung einer zu 
erwartenden Warnlage. Gerade bei Gewitterlagen geben die zeitnäheren 
Lokalmodelle einen realistischeren Eindruck über die voraussichtliche
Intensität und die am ehesten betroffene Region. 

In Stufe 4, ca. 24 Stunden vor einem Ereignis, führen eine erneute 
Modell- und Ensembleanalyse sowie bei großräumigen Ereignissen auch 
eine Sichtung der Punktprognosen aus dem MOS (Model Output 
Statistics) im Falle eines Unwetterereignisses zu einer 
Vorabinformation. Diese beinhaltet neben dem Gefährdungspotenzial 
auch eine Eingrenzung der Region und des Zeitraums. Die letzte Stufe 
5 setzt 6 bis 12 Stunden vor einem Ereignis ein. Jetzt fließt auch 
das aktuelle Wetter in Form von Messwerten, Radar-, Blitz- und 
Satellitendaten sowie von analysierten Wetterfronten in die zu 
konkretisierende und herauszugebende Wetter- oder Unwetterwarnung mit
ein. Nach Ausgabe einer Warnung wird diese laufend überwacht und 
gegebenenfalls angepasst.

Eine Warnung vor Gewittern kann meist nur sehr kurzfristig erfolgen. 
Sind großräumig schwere Gewitter wahrscheinlich, wird mittels 
Vorabinformation auf das Potenzial und die möglichen Auswirkungen 
hingewiesen. Mögliche Gefahren von Gewittern sind neben Starkregen 
und Böen bis hin zu Orkanstärke auch Blitzschlag. Doch wie entstehen 
Blitze? 

In Cumulonimbus-Wolken werden durch starke vertikale Luftbewegungen 
große Mengen von Wassertröpfchen und Eiskristallen in große Höhen 
befördert. Dabei entstehen durch Ladungstrennung elektrische 
Spannungen. Diese Spannungen entladen sich innerhalb der Wolken 
zwischen unterschiedlich geladenen Wolkenbereichen als "Wolkenblitze"
mit Gesamtlängen von bis zu 100 km, oder als "Erdblitze" zwischen 
Wolke und Erdoberfläche, dabei bevorzugt in Richtung exponierter und 
aufragender Gegenstände, die entsprechend gegenteilig zur Wolke 
geladen sind. In Deutschland ist der Juli der gewitterreichste Monat.
In ihm treten, zumindest der Statistik nach, auch die meisten Blitze 
auf.

Ein Blitz erwärmt die Luft auf bis zu 30.000 °C. Dabei dehnt sie sich
so schnell aus, dass die Schallgeschwindigkeit überschritten und die 
sogenannte Schallmauer durchbrochen wird - es donnert. Blitz und 
Donner treten also zeitgleich auf, obwohl sie von uns meist zu 
verschiedenen Zeiten wahrgenommen werden. Grund hierfür ist die 
unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht und Schall. 
Licht breitet sich mit etwa 300.000.000 m pro Sekunde aus, Schall 
"nur" mit 330 m pro Sekunde. Den Blitz sehen wir daher meist viel 
eher, als dass wir den Donner hören. Aus dieser 
Geschwindigkeitsbeziehung leitet sich auch die Faustformel für die 
Entfernung eines Gewitters vom Standpunkt des Beobachters ab. Zählt 
man die Sekunden zwischen Blitz und Donner und teilt diese durch 3, 
so erhält man die ungefähre Entfernung des Gewitters in Kilometer.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 26.04.2020

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