Thema des Tages

Die Schattenseite des Sonnenfrühlings

Fast überall in Deutschland gibt es derzeit den ganzen Tag lang 
ungestörten Sonnenschein. Wolken oder Wolkenfelder sind nur 
sporadisch vorhanden, Niederschläge haben sie kaum im Gepäck. Das 
sonnig-warme Wetter hat aber auch seine Schattenseiten.

Waren der Januar und Februar sowie die erste Hälfte des März 2020 in 
vielen Regionen Deutschlands noch von zahlreichen Regentagen mit zum 
Teil ordentlichen Niederschlagsmengen geprägt, hat sich seitdem das 
Bild komplett gewandelt. Die Großwetterlage hat sich von der 
wochenlang vorherrschenden Westwinddrift auf blockierende 
Hochdrucklagen umgestellt, sodass es nun fast jeden Tag viel 
Sonnenschein gibt und kein nennenswerter Regen mehr fällt. Bei 
kräftig gestiegenen Temperaturen wurden am gestrigen Dienstag 
(07.04.2020) örtlich sogar schon die ersten Sommertage 
(Tageshöchsttemperatur 25 Grad oder mehr) im Südwesten Deutschlands 
registriert. Mindestens bis Samstag bleibt das Wetter noch so, bevor 
das sonnige Frühlingswetter am Osterwochenende eine kleine 
"Schwächephase" erleidet.

Wo viel Licht ist, ist meist aber auch viel Schatten. Das Wetter 
lockt die Menschen derzeit wieder vermehrt nach draußen, was 
angesichts des "Lockdowns" im Rahmen der Coronakrise eigentlich 
unterlassen oder reduziert werden sollte. Die Gefahr dabei ist, dass 
viele Menschen gleichzeitig aufeinandertreffen und der Mindestabstand
von 1,5 m bzw. besser sogar 2 m zueinander zur Vermeidung der 
weiteren Verbreitung des Virus nicht eingehalten werden kann.

Des Weiteren sorgt der vermehrte Sonnenschein für Sonnenbrandgefahr. 
Die Sonne ist mittlerweile über drei Monate von ihrem tiefsten Stand 
im Dezember entfernt und hat schon einige Kraft. Auf der durch den 
Winter bei vielen Menschen noch ungebräunten Haut hat sie dann 
leichtes Spiel. Um vor dieser Gefahr zu warnen, gibt es beim 
Deutschen Wetterdienst den UV-Gefahrenindex (siehe 
www.dwd.de/uvindex). Mit Werten von 3 im Norden und bis 5 im Süden 
Deutschlands besteht aktuell eine mittlere Gefahr, Schutzmaßnahmen 
wie das Benutzen von Sonnencreme und einer Sonnenbrille sind deshalb 
bereits jetzt sehr empfehlenswert.

Mit dem vielen Sonnenschein und den nur wenigen Wolken fällt seit 
Mitte März kaum noch Regen, sodass die Trockenheit in vielen Teilen 
Deutschlands wieder zunimmt. Zwar zehrt der Oberboden bis 25 cm Tiefe
häufig noch von den Niederschlägen bis Mitte März, im Gesamtboden bis
1,8 m gibt es aber  vor allem im Osten und Südosten Deutschlands 
schon wieder bzw. teilweise noch immer viele Regionen mit Dürre 
(siehe dazu auch den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für 
Umweltforschung GmbH (UFZ) unter 
https://www.ufz.de/index.php?de=37937). Dort ist allerdings in den 
Wintermonaten meist auch nicht so viel Regen gefallen wie im Westen 
und Südwesten, zudem hängen die sehr trockenen Jahre 2018 und 2019 
immer noch nach.

Die Trockenheit bedingt darüber hinaus eine erhöhte Waldbrandgefahr 
(siehe www.dwd.de/waldbrand). Diese wird beim DWD mit dem 
Waldbrandgefahrenindex WBI in einer fünfteiligen Skala erfasst bzw. 
vorhergesagt. Je höher der Index, desto höher die Waldbrandgefahr. Am
heutigen Mittwoch liegen die Werte häufig bei 3 bis 4, womit eine 
mittlere bis hohe Waldbrandgefahr gegeben ist, die auch in den 
nächsten Tagen zu erwarten ist. Ganz ähnliche Werte weist auch der 
Graslandfeuerindex auf (siehe 
https://www.dwd.de/DE/leistungen/graslandfi_bl/graslandfibl.html), 
womit die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände 
mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs beschrieben 
wird.

Neben all diesen Schattenseiten ist noch eine weitere negative 
Auswirkung des aktuellen Wetters zu verzeichnen: durch das Aufblühen 
von Pflanzen und Bäumen hat der Pollenflug (siehe 
www.dwd.de/pollenflug) stark zugenommen. Vor allem Birken- und 
Eschenpollen sind nun unterwegs und sorgen bei Allergikern für 
"verschnupfte Nasen" und tränende Augen.
Zu Ostern hat das Wetter dann offenbar ein kleines Einsehen. Am 
Ostersonntag und -montag nimmt der Tiefdruckeinfluss zu und schickt 
uns mehr Wolken und gebietsweise etwas Regen bei leicht sinkenden 
Temperaturen. Allzu viel Regen dürfte es aber nicht geben, in manchen
Regionen bleibt es wohl nur beim berühmten "Tropfen auf den (welchen 
auch immer) heißen Stein". Nach Ostern soll der Hochdruckeinfluss 
nämlich schon wieder zunehmen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.04.2020

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