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Thema des Tages
Bauernregeln im Januar – Teil 2
Zu Beginn des Monats gab es bereits einen Einblick in die ersten Bauernregeln des Jahres. Nun setzen wir den etwas ungewöhnlichen Blick auf das Wetter und dessen Vorhersage fort.
Eine Regel für den 10. Januar besagt: „Ist der Paulustag gelinde, gibt’s im Frühjahr raue Winde.“. Der diesjährige 10. Januar war sehr mild. Verbreitet wurden zweistellige Höchstwerte erreicht. Für einen Monat, in dem die durchschnittliche Höchsttemperatur in Deutschland bei knapp 3 Grad liegt, sind 10 bis 13 Grad sehr mild.
Weitere Bauernregeln für diesen Tag lauten: „An St. Pauli
Sonnenschein bringt viel Korn und guten Wein.“ sowie „Lässt Paulus keine Tropfen fallen, gibt’s zur Heuzeit wenig Ballen.“. Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht an Teil 1 der Bauernregeln. Einen ähnlichen Spruch gab es da für den 09. Januar. Weitere findet man auch später im Januar und im weiteren Jahresverlauf noch einmal. Ihnen liegt eine einfache Regel zugrunde: Ohne Wasser und Sonne können Pflanzen nicht wachsen.
Am 16. Januar steht geschrieben: „Wie das Wetter an Marzellus war, wird’s im September: trüb oder klar.“. Diese Regel lässt sich erst später überprüfen. Es gab Mitte Januar freundliches und weitgehend trockenes Wetter, lediglich in den Flussregionen hielten sich die Nebelfelder etwas länger. Für den September könnte dies bedeuten, dass es neben freundlichen Abschnitten auch Nebel gibt. Allerdings wäre das für einen Herbstmonat nicht ungewöhnlich.
Weiter steht für den 16.: „Der Theobald, der Theobald, der macht unsere Häuser kalt“. Ganz so war es ja nicht. Immerhin gab es erneut zweistellige Tageshöchstwerte bei der Temperatur. Auch die Nacht war vielerorts frostfrei, lediglich im Südosten gab es Tiefstwerte unter dem Gefrierpunkt.
Eine Vorhersage für das ganze weitere Jahr stellt die Regel am 17. Januar dar: „Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt’s ein trockenes Jahr.“ An diesem Tag erreichte Deutschland eine Kaltfront von Westen. Sie brachte dichte Wolken und Regen für die Westhälfte, im Osten war es noch bis zum Abend trocken und meist heiter. Man kann also aus dieser Regel und mit dem aufgetretenen Wetter keine Aussage für das ganze Jahr treffen. Es kann so oder so ausgehen.
Wie unsicher die Bauernregeln sind und immer waren, lässt sich auch an folgendem Spruch sehen: „Große Kälte am Antoniustag manchmal nicht lange halten mag.“. Dass Bauernregeln selten eine höhere Trefferquote als 50 % haben, hat die Autorin mehrfach geschrieben. An der Einschränkung „manchmal“ sieht man, dass auch die Bauern selbst ihren Weisheiten nicht immer getraut haben. Die Gesetze der Natur sind bis heute noch nicht vollständig geklärt.
Am 21. Januar, dem Tag der heiligen Agnes von Rom, steht: „Ziehen Wolken am Agnestag über den Grund, bleibt die Ernte stets gesund.“ Der Tag war im Norden und Südosten bewölkt, sonst schien die Sonne meist den ganzen Tag. Im Norden fielen auch ein paar Tropfen, im großen Rest des Landes war es trocken. Nimmt man die Bauernregel für wahr, heißt das für den Norden und Südosten eine gute und gesunde Ernte, im Rest der Bundesrepublik sieht es nach der alten Weisheit nicht so gut aus.
Die Bauernregeln am 22. (St. Vinzenz), 25. (Pauli Bekehrung) und 30. (St. Martina von Rom) Januar treffen wieder Aussagen für das ganze Jahr: „Kommt Sankt Vinzenz tief im Schnee, bringt das Jahr viel Heu und Klee.“, „Je kälter unser Pauli und auch heller, desto voller werden Scheune und Keller.“ und „An Martina Sonnenschein verheißt viel Frucht und guten Wein.“. An all diesen Tagen gestaltete sich das Wetter über Deutschland gemittelt leider nicht den Regeln
entsprechend positiv. Am 22. Januar gab es keinen Schnee, am 25. Januar war es weder sonnig noch besonders kalt. Am 30. Januar, also heute, scheint es auch eher durchwachsen zu werden. Nur im Süden lässt sich die Sonne längere Zeit blicken. Nach Norden hin dominieren die Wolken und es regnet immer wieder. Am Nachmittag kommen auch im Südwesten und Westen wieder Wolken und nachfolgend Regen auf. Aus diesen Bauernweisheiten Prognosen für das Jahr abzuleiten, wird also schwierig. Im besten Falle kann man sagen, dass es nicht eindeutig ist. Bezieht man die Regeln auf einzelne Regionen und legt sie nicht sehr streng aus, so lässt sich vielleicht eine Tendenz beschreiben, ob diese aber auch eintrifft, steht auf einem anderen Blatt.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2020
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