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Thema des Tages
Weihnachtlich anmutende Ortsnamen – oder wo wohnt der Weihnachtsmann?
Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland so viele weihnachtlich klingende Ortsnamen gibt? Vielleicht wohnt der Weihnachtsmann ja gar nicht am Nordpol oder in Grönland, sondern fühlt sich auch in Deutschland das ganze Jahr über weihnachtlich wohl?!
Weihnachten ist eine ganz besondere Zeit im Jahr mit hell
erleuchteten Vorgärten, bunt geschmückten Tannenbäumen und lecker duftenden Plätzchen. Besonders Kinder finden großen Gefallen am heiligen Fest. Dabei besitzen sie häufig eine blühende Fantasie. Aber seien Sie mal ehrlich: Haben Sie sich als Kind nicht auch gefragt, wo der Weihnachtsmann zuhause ist?
Wer an den Wohnort des Weihnachtsmannes denkt, dem fällt sicher direkt der Nordpol, Skandinavien oder Grönland ein, ein Ort mit viel Schnee eben. Wer hätte aber gedacht, dass es selbst in Deutschland sehr viele weihnachtlich klingende Gemeinden oder Stadtteile gibt, die der „alte Mann“ potenziell sein Zuhause nennen könnte.
Allerdings war der Weihnachtsmann nicht immer DER Gabenbringer zum heiligen Fest. Ursprünglich war diese Aufgabe dem heiligen Nikolaus zugeteilt, der jedoch vom „heiligen Christ“, also dem heutigen Christkind abgelöst wurde. Und auch heute noch bringt das Christkind vor allem im Westen und Süden Deutschlands an Weihnachten die Geschenke. Der Weihnachtsmann ist eine neuere Erscheinung aus dem 19. Jahrhundert und bringt nicht nur artigen Kindern gute Gaben, sondern lässt die Unartigen schon auch mal seine Rute spüren.
Wie dem auch sei: Die Deutsche Post hat für alle drei
Weihnachtsfiguren Weihnachtspostfilialen eingerichtet. Den
Weihnachtsmann erreicht man in Himmelpfort im Norden Brandenburgs oder in Himmelsthür bei Hildesheim in Niedersachsen, Deutschlands ältester Weihnachtspostfiliale. Die Anzahl der jährlich eingehenden Briefe und Wunschzettel aus aller Welt, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern beantwortet werden, geht dabei teilweise bis weit in den sechsstelligen Bereich. Zu Spitzenzeiten sind es sogar mehr als 12.000 Briefe täglich.
Das Christkind hat seine Filialen hingegen in Engelskirchen im Bergischen Land, in Himmelspforten bei Stade in Niedersachsen sowie in Himmelstadt in Unterfranken (Bayern) eingerichtet.
Weihnachtspostämter sind dabei aber nicht nur ein deutsches Phänomen, in vielen Ländern der Welt bekommen Kinder Antwort auf ihre Weihnachtspost. Der letzte im Bunde, der Nikolaus, hat seine Postlager selbstverständlich in Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen sowie in St. Nikolaus im Saarland errichtet.
Ein weiterer Ort, an dem sich der Nikolaus sicher wohlfühlen würde, ist Nikolausberg, ein Stadtteil von Göttingen. Denn der Name des Stadtteils leitet sich aus einer Legende ab, nach der die Gebeine des Nikolaus von Myra – also dem Namensgeber des Nikolaus ? in der Klosterkirche Nikolausberg aufbewahrt wurden. Allerdings muss dies angezweifelt werden, kamen die Gebeine von Sankt Nikolaus erst knapp 90 Jahre nach dem in der Legende vermerkten Datum aus der heutigen Türkei ins italienische Bari.
Es gibt aber noch weitere weihnachtlich anmutende Ortsnamen in Deutschland. Da wäre zum Beispiel der Ort Bethlehem anzuführen, der fernab von Israel im Ostallgäu zu finden ist und zur Gemeinde Lengenwang gehört. Der Name der Gemeinde ist jedoch nicht vor biblischem Hintergrund entstanden. Bei einer Neuordnung der Hausnummern stellte man fest, dass Bethlehem Anfang des 19. Jahrhunderts noch Bettelheim hieß, weil dort in den wenigen Häusern nur arme Menschen wohnten. Das Ortsschild wurde übrigens, nachdem es mehrmals entwendet wurde, in „Lengenwang – Ortsteil Bethlehem – Kreis Ostallgäu“ geändert. „Heiligerweise“ liegt der Marktoberdorfer Stadtteil „Heiland“ weniger als zehn Kilometer von Bethlehem entfernt. Darüber hinaus findet sich in der Gemeinde Neuenkirchen im Heidekreis in Niedersachsen ein Ort namens Jerusalem.
Wie oben bereits erwähnt, denkt man beim Wohnort des Weihnachtsmannes direkt an den Nordpol. Wenn man diesen nun besuchen möchte, muss man allerdings nicht die 4300 Kilometer Luftlinie dorthin zurücklegen. Denn Nordpol gibt es auch als Ortsteil der Gemeinde Wiefelstede in Niedersachsen. Der Vorteil: Sie brauchen dort keine Angst vor jagenden Eisbären zu haben, auf den Wiesen grasen meist nur Kühe. Darüber hinaus wird auch in der Regel keine professionelle
Winterkleidung benötigt, denn im Gegensatz zu den heute früh auf dem Eisbrecher „Polarstern“ (befindet sich zurzeit in der Arktis etwa 600 km vom Nordpol entfernt, siehe Link im Anschluss an das Thema des Tages) gemessenen -28 Grad, liegt die Temperatur im niedersächsischen Nordpol aktuell immerhin bei +6 Grad. Auch Grönland wäre eine Reise wert, wenn da nicht die 3440 Kilometer über den Nordostatlantik wären. Fahren Sie doch stattdessen einfach nach Schleswig-Holstein. Dort gibt es ebenfalls den Ortsteil Grönland. Witziger „Fun-Fact“: Die zugehörige Gemeinde heißt ausgerechnet Sommerland.
Wo auch immer der Weihnachtsmann, das Christkind oder der Nikolaus wohnen, sie werden in diesem Jahr in Deutschland abermals eher grün-graue statt weiße Weihnachten verbringen. Wir Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst halten ebenfalls über die Feiertage für Sie die Stellung und wünschen Ihnen nun ein besinnliches Weihnachtsfest.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2019
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