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Thema des Tages
Man weiß nie, was passiert…
Samstagabend, 20:15 Uhr, RTL-Show, ein Millionenpublikum, eine meteorologische Frage und Kollegen vom Wetterdienst mitten drin…
Da staunten die Kollegen der Seewetterzentrale in Hamburg nicht schlecht, als sich am vergangenen Samstagabend gegen 21:20 Uhr Ortszeit die „Ehrlich Brothers“ (Andreas und Christian Ehrlich, deutsches Magier- und Entertainerduo) – live aus der RTL Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ telefonisch meldeten. Was war passiert?
Es lief die 3. Spielrunde der Unterhaltungsshow mit dem Titel „Frage die Hotline“, in der an diesem Abend das Team um Barbara Schöneberger und Günther Jauch gegen die besagten „Ehrlich Brothers“ antraten. Thomas Gottschalk übernahm die Rolle des Moderators. Er stellte in dieser Runde der Reihe nach Schätzfragen, die es mit einer möglichst geringen Abweichung zum exakten Wert zu beantworten galt. Abwechselnd hatten die Teams dabei einen Telefonjoker. Anders als bei DEM Quizformat schlechthin „Wer wird Millionär“ wurde dieser von den Kandidaten aber nicht im Vorfeld benannt, sondern war anhand mehrerer „Servicehotlines“ vorausgewählt. Neben der handelsüblichen
„Telefonauskunft“, dem „Pannendienst“, dem „Rohreinigerservice“, einer „Wahrsagerin“, der „Bahnauskunft“ fand sich dabei auch der „Wetterdienst“ wieder. Die Fragen waren dabei so gestellt, dass im Kontext häufig klar war, welcher Gesprächspartner am ehesten die Expertise zu deren Beantwortung mitbringen würde.
Und so wurde von Thomas Gottschalk nun folgende Frage gestellt: „Wie groß war die Differenz zwischen der höchsten und niedrigsten in Deutschland gemessenen Temperatur in diesem Jahr?“ Auch wenn die Kandidaten aus den Vorrunden Gefallen an den Bandaufsagen der Wahrsager gefunden haben, so hieß es am Ende doch: Klarer Fall für den Wetterdienst – natürlich! Sie landeten in der Regional- und Seewetterzentrale in Hamburg und wurden unaufgeregt vom
Fachdienstkollegen „in Empfang genommen“.
Nun muss man dazu sagen, dass „obskure“ Anrufe im Dienst – je später die Nacht – keine Ausnahme sind. Nicht selten sind dann weniger die Vorhersage- als vielmehr die Seelsorgekünste im Gespräch gefragt, weil der/die Anrufer/-in krank, verwirrt oder betrunken ist oder einfach mal jemanden „zum Quatschen braucht“. Doch wer rechnet schon damit, auf einmal live in einer Unterhaltungsshow zu sein? Spätestens als sich Thomas Gottschalk einschaltete, um die Frage nochmal genau vorzulesen (die Stimme kommt einem ja nach insgesamt 22 Jahren „Wetten, dass..?“ doch vertraut vor), konnte das kein Scherz mehr sein.
Der Fachdienst ist im Deutschen Wetterdienst rund um die Uhr unter anderem maßgebend für die Koordinierung sämtlicher Telefonanrufe verantwortlich und leistet den Meteorologen dadurch fachlich und logistisch wertvolle Unterstützung – auch wenn die Technik hin und wieder mal versagt. Daher werden sie im internen Sprachgebrauch auch häufig als „Techniker“ bezeichnet, was die Fragesteller im
humorvollen Gespräch mit dem Kollegen etwas irritierte. Nein, dessen Aufgaben haben nichts mit denen eines Hausmeisters gemein, sondern umfassen unter anderem die Erstellung und Überwachung von Vorhersage- und Kundenprodukten. Gerade in Hamburg zudem die Gewährleistung der Sicherheit der Seeschifffahrt nach dem DWD-Gesetz sowie nach nationalen und internationalen Vorschriften eine wichtige Aufgabe. Da der Kollege es nicht mit Sicherheit wusste, stellte er schließlich zum diensthabenden Meteorologen durch.
Aber auch jetzt erfüllte sich nicht die Hoffnung der „Ehrlich Brothers“ eine unverbindliche Antwort auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Kurz vor dem Abwürgen aufgrund des im Sendeformat entstandenen Zeitdrucks kam aber noch die richtige
(Rekord-)Höchsttemperatur von 42,6 Grad in Lingen vom Kollegen, die auch von den Zuschauern entsprechend gewürdigt wurde. Werte um -20 Grad als Tiefsttemperatur kann man schätzen. Da wir aber permanent Medienvertretern Auskünfte geben, zählen keine persönlichen Annahmen, sondern nur exakte Zahlen, die gut recherchiert sein wollen. Das war auch das entsprechende Angebot des Hamburger Kollegen. Andernfalls liest man am nächsten Tag unter Umständen seinen Namen in
Zusammenhang mit einem fehlerhaften Wert – keine schöne Erfahrung! Und ganz ehrlich: Mindestens 95% aller Wetterbegeisterten in Deutschland hätten insbesondere beim Tiefstwert von -22,4 Grad am 03. Januar auf der Zugspitze Internetportale durchstöbern müssen. Die richtige Antwort lautete somit 65 Grad (meteorologisch korrekt als Temperaturdifferenz eigentlich Kelvin) und das Team
Schöneberger/Jauch war nur 1 Grad entfernt. Respekt! Die „Ehrlich Brothers“ einigten sich auf 61 Grad, was auch ziemlich nah dran war.
Falls Ihnen in Zukunft eine vergleichbare Frage zufällig über den Weg laufen sollte, ist anbei noch eine Übersicht über die
Temperaturdifferenzen in den vergangenen 10 Jahren angefügt. Man weiß ja nie, was passiert…
Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.09.2019
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