Thema des Tages

Ist der Mai wirklich noch ein Wonnemonat?

Deutschland ist weiter eine Spielweise von Tief „Axel“! Vielerorts viel Regen im Wonnemonat Mai. Wie sah es die letzten Jahre aus? Trägt der Mai zurecht noch die Bezeichnung Wonnemonat?

Verkommt der als „Wonnemonat“ bekannte Mai zunehmend zum Gewitter- oder Regenmonat? Diese Frage stellte sich schon im Jahre 2015 und ist derzeit wieder aktuell. Das trockene und sehr warme Frühjahr aus dem letzten Jahr scheint schon fast vergessen. Zwar gab es auch in den ersten Monaten dieses Jahres durchaus Regionen, die noch oder schon wieder deutlich zu trockene Böden aufwiesen, doch der Mai scheint nun recht verbreitet wieder den Wasserhaushalt aufzufüllen.

In den Maimonaten 2013 und 2014 lag Deutschland häufig am Rande bzw. im Zentrum eines hochreichenden Tiefdruckgebietes. Daraus
resultierend bildete sich in der Höhe eine südwestliche bis südliche, 2014 teilweise auch auf Ost drehende Strömung aus. Durch diese, wie auch mit Hilfe der südlichen Grundströmung in Bodennähe konnte warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland
transportiert werden, die durch den Tiefdruckeinfluss für länger anhaltende Regenfälle oder Schauer und Gewitter sorgte.

Besonders hohe Niederschlagsmengen fielen im Mai 2013, als
Deutschland am Rande eines Höhentiefs lag, dessen Zentrum sich von den Westalpen über Oberitalien hinweg nordostwärts verlagerte. Während sich in der Höhe eine südöstliche bis östliche Strömung entwickelte, machte sich in Bodennähe zusehends der Einfluss eines Tiefs bemerkbar, das von den Ostalpen nach Böhmen zog. In der Folge griffen teils heftige gewittrige Starkregenfälle von Osten her auf das Bundesgebiet über, die sich im weiteren Verlauf als schauerartig durchsetzter Dauerregen auf die mittleren Gebiete ausbreiteten. Vor allem in Sachsen und Bayern regnete es über Tage hinweg länger anhaltend. In 48 Stunden fielen damals vielerorts Regenmengen zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, die gebietsweise zu großem Hochwasser (Donau, Elbe) führten.

Auch 2014 war eine ähnliche, längere Zeit vorherrschende Wetterlage für verhältnismäßig hohe Regenmengen verantwortlich. Damals verlagerte sich ein Höhentief unter Ausweitung von Westeuropa weiter nach Osten. Dabei unterstützte es die Entstehung einer Tiefdruckrinne am Boden, die sich von Irland bis zum Balkan erstreckte. Eingebettet in die Tiefdruckzone war eine Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands, die quasistationär über mehrere Tage hinweg aktiv blieb. An dieser bildeten sich wiederholt schauerartige
Niederschläge, die zeitweise mit teils unwetterartigen Gewittern einher- und im weiteren Verlauf in einen schauerartig durch setzten Dauerregen übergingen. Vor allem in einem Streifen von
Nordrhein-Westfalen über Hessen und Thüringen hinweg bis nach Sachsen fielen gebietsweise ergiebige Regenmengen. Im weiteren Verlauf verlagerte sich der Schwerpunkt der Niederschläge etwas weiter nach Norden, sodass auch im südlichen Bereich von Niedersachsen, in Sachsen-Anhalt und Brandenburg beträchtliche Regenmengen
zusammenkamen.

Der Mai 2015 zeigte sich bevorzugt in der ersten Monatshälfte in vielen Regionen von seiner eher nassen Seite. Allerdings waren die Niederschläge sehr ungleichmäßig verteilt. Während in der Mitte des Landes teilweise weniger als 50% des vieljährigen Mittels gefallen waren, wiesen Gebiete im Norden und im Süden von Deutschland einen Regenüberschuss von bis zu 100% auf. Ein Großteil fiel dabei in Verbindung mit Unwettergewittern am 5. Mai, die sogar mit einem Tornado verbunden waren und zu großen Schäden führten. Im
Gesamtmittel war der Mai mit 78% des Niederschlagssolls etwas zu trocken.

Im Jahre 2016 kam der Wonnemonat ebenfalls eher unbeständig daher. Besonders die mittlere Monatsdekade wurde geprägt von einem Tief direkt über Deutschland, welches zahlreiche konvektiv geprägte Niederschläge produzierte. Auch sonst konnte bei einer häufig nordwestlichen Strömung feuchte Meeresluft einfließen und das Wetter wechselhaft gestalten. Typisch für Schauer und Gewitter zeigt sich das Gesamtniederschlagsbild im Mai 2016 sehr inhomogen. Teils überschritten die Mengen die Referenzmengen um 40 bis 90 %, vor allem im Norden und Osten wurden aber gleichzeitig häufig nur 20 bis 70% des Monatssolls erreicht.

Ähnlich zeigte sich der Mai 2017, wobei die Regionen mit einem Regenüberschuss kleiner ausfielen. Deutschlandweit wurden nur 80% der zur Referenzperiode 1961-1990 üblichen Regenmenge erreicht.

Der sehr warme, teils heiße Mai 2018 zeigte nur im Westen sowie allgemein im Mittelgebirgsraum normale bis überdurchschnittliche Regensummen. Besonders der Norden und Nordosten trocknete dagegen weiter aus. Im Gesamtbild wurden bezüglich des vieljährigen Mittels nur 76% an Niederschlag registriert. Während der Norden und Osten überwiegend von Hochdruckeinfluss geprägt waren, konnte sich im Westen und Süden zwischenzeitlich auch mal tiefer Luftdruck durchsetzen. Vor allem der Westen lag zu Monatsmitte häufiger auf der Vorderseite eines kräftigen hochreichenden Tiefdruckwirbels über Westeuropa. Dabei strömte warme bis heiße, aber auch feuchte Luft aus Süden ein, die wiederholt kräftige Schauer und Gewitter brachten.

In diesem Jahr war bisher Tiefdruckeinfluss Trumpf. Die
Hochdruckgebiete verharrten meist über West- oder Nordeuropa. Entweder konnte sich resultierend ein Tief mitten über Deutschland legen und dort herum wirbeln, wie es derzeit Tief „Alex“ praktiziert (vgl. Graphik 1), oder aber das Land lag zwischen hohem Luftdruck im Westen und tiefen Luftdruck im Nordosten in einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung, die ebenfalls feuchte Meeresluft nach Deutschland steuerte und das Wetter unbeständig gestaltete. Die größten Regensummen sind aber unbestritten auf Tief „Axel“
zurückzuführen. Seine Ausläufer drehen sich um das Tief herum und sorgten und sorgen hierzulande für kräftige, teils länger anhaltende Niederschläge. Vor allem in der Mitte und im Süden regnete es wie aus Kübeln. Im zentralen Mittelgebirgsraum wurden vielerorts 30 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Den Spitzenwert der letzten 24 Stunden lieferten dort am heutigen Morgen (21.05.19) die Stationen Hessisch-Lichtenau und Schlüchtern (beide Hessen) mit jeweils 95 l/m², gefolgt von Birx (HE) mit 93 l/m² und Schotten (HE) mit 91 l/m². Im Süden regnete es teilweise noch ergiebiger. In Jachenau (BY) wurden 135 l/m² registriert, in Balderschwang (BY) waren es noch 112 l/m² (vgl. Graphik 2). Betrachtet man die letzten 48 Stunden, sind bevorzugt im Süden noch deutlich höhere Regensummen zu verzeichnen. Jachenau kam dabei schon auf 173 l/m² und Balderschwang auf 129 l/m². Auch Regionen im Schwarzwaldumfeld kommen dann in den Fokus. Beispielsweise meldete Baiersbronn (BW) 117 l/m². Auch im Thüringer Wald fielen über 48 Stunden teils über 100 l/m² (Martinroda, 107 l/m²). In den ersten beiden Monatsdekaden sind demnach schon vielerorts über 100% des vieljährigen Monatsniederschlages gefallen. Deutlich zu trocken bleib es bisher nur im Norden sowie in Teilen Ostdeutschlands. In der Alpenregion ist bezüglich der des
Referenzzeitraums 1961 bis 1990 mit mehr als der doppelten Regenmenge zu rechnen.

Nach einer kurzen Wetterberuhigung von Mittwoch bis Freitag soll schon ab Samstag von Westen und Nordwesten her erneut eine
unbeständige, zu Schauern und Gewittern neigende Witterungsperiode folgen.

Der diesjährige Mai zeigt sich daher bezüglich der Temperatur und der Sonnenausbeute nicht als Wonnemonat, dafür lieferte er für
Pflanzenwelt den wichtigen Regen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2019

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