Thema des Tages

Die Krux mit „gutem“ und „schlechtem“ Wetter

Am diesjährigen Osterfest legt sich der Frühling ganz schön ins Zeug: Strahlender Sonnenschein von früh bis spät, kaum ein Wölkchen am Himmel und Temperaturen über 20, teils sogar über 25 Grad. Schönstes Wetter also, das kaum besser sein könnte… Oder?

Zumindest in den Medien werden sonnige, warme und trockene Aussichten immerzu als fantastisches Wetter hochgepriesen. Und ein Großteil der Bevölkerung ? schaut man sich allein im persönlichen Umfeld um ? sieht das wohl genauso. Und doch erreichen uns immer wieder Zuschriften, die sich über diese Pauschalisierung beschweren. Für die sonniges, trockenes und warmes Wetter also keineswegs „schön“ ist, sondern die sich vielmehr über kühlere Temperaturen oder auch Landregen freuen würden.

Es ist also sehr subjektiv, was als „gutes“ und was als „schlechtes“ Wetter angesehen wird. Da unsere Gesellschaft stark
freizeitorientiert lebt, ist die Sichtweise auf das Wetter
dahingehend geprägt. Am Wochenende soll doch bitte die Sonne scheinen, am besten bei T-Shirt-tauglichen Temperaturen. Und regnen darf es dann gerne nachts.

Vor allem für Gartenbesitzer und ältere Menschen, aber z.B. auch für Allergiker oder Beschäftigte im Straßenbau sind Hitze und Trockenheit kein Vergnügen. Und ihnen gehen (zu Recht) die Lobgesänge von Moderatoren über das „herrliche Osterwetter“ (oder über den vergangenen „Super-Sommer“ 2018) auf die Nerven. So wie die guten Feierabendwünsche im Radio pünktlich um 17 Uhr allen Schichtdienern ein Gräuel sind.

Aber es wäre anmaßend, nur mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen. Und ganz ehrlich: Auch die Autorin freut sich heute noch auf ein paar Stündchen Sonnenschein nach Feierabend. Auch wenn wir Meteorologen stets versuchen eine neutrale Position zu kommunizieren, gelingt dies zugegebenermaßen nicht immer. Wir sind eben nicht „nur“ Meteorologen, sondern auch Hobbygärtner, passionierte Draußensportler oder Gewitterjäger- jeder mit seinem persönlichen Lieblingswetter.

Und so rutschen dem einen oder anderen dann im „Thema des Tages“ oder im Facebook-Post doch mal wertende Ausdrücke wie „tollstes
Wochenendwetter“ oder „endlich Sommertemperaturen!“ heraus. An dieser Stelle also ein großes „Entschuldigung“, falls wir doch mal in die „Floskel-Falle“ tappen. Wir sollten viel öfter mutig sein und nicht auf den Mainstream „Sommer-Sonne-Schönwetter-Zug“ aufspringen. Oder um es mit den Worten der Autorins Großmutter zu sagen: „Lieber aus der Rolle fallen als in die Falle zu rollen“ 🙂

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2019

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