Thema des Tages

LANE bedroht Hawaii

Grundsätzlich entstehen tropische Wirbelstürme nur in Regionen der Erde, wo hohe Wassertemperaturen und feucht-warme Luftmassen vorherrschen. Dies sind ideale Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Gewitterclustern. Ist die ablenkende Kraft der Erdrotation (Corioliskraft, siehe www.dwd.de/lexikon) ausreichend groß und die Scherung des Windes in verschiedenen Höhen genügend klein, so kann aus diesen Gewitterclustern ein riesiger Wirbel entstehen und sich verstärken. Entsprechend bilden sich tropische Wirbelstürme meist nur in den Tropen oder Subtropen, aber nicht direkt am Äquator aus.

Um tropische Wirbelstürme besser beschreiben zu können, werden diese anhand der über 10 Minuten gemittelten Windgeschwindigkeiten in verschiedene Intensitätsstufen eingeteilt: Bei der „tropischen Depression“ oder einem „tropischen Tief“ handelt es sich um die schwächste Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 63 km/h. Der „tropische Sturm“ bezeichnet die mittlere Stufe mit
Windgeschwindigkeiten bis 118 km/h und ab 119 km/h spricht man von einem „tropischen Wirbelsturm mit Orkanstärke“. Anhand der
Saffir-Simpson-Skala lassen sich diese tropischen Wirbelstürme dann nochmals in Stärkekategorien 1 (schwacher Wirbelsturm,
Windgeschwindigkeiten bis 153 km/h) bis zur Kategorie 5 (verwüstend, Windgeschwindigkeiten über 251 km/h) unterteilen. Die auftretenden Spitzenböen können dabei jedoch weitaus höher ausfallen. Die Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane im Atlantik sollte jedoch nicht mit anderen Skalen zur Charakterisierung tropischer Wirbelstürme verwechselt werden, da diese sich in der Einteilung der Intensität etwas unterscheiden können. Aber nicht nur durch die hohen
Windgeschwindigkeiten besteht bei einem Wirbelsturm große Gefahr für die betroffenen Gebiete. Häufig kommt es auch zu sehr hohen Niederschlägen, die Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben und immense Schäden verursachen können.

Bereits am 15. August wurde LANE im nordöstlichen Pazifik als tropische Depression geboren und erreichte am 17. August
Hurrikanstärke. Auf seinem Weg in nordwestlicher Richtung in den Zentralpazifik intensivierte sich LANE weiter und wurde am gestrigen Mittwoch unserer Zeit südöstlich von Hawaii sogar als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 257 km/h eingestuft. Die Spitzenböen können dabei noch deutlich höher liegen.

Am heutigen Donnerstag hat sich LANE wieder leicht abgeschwächt und wird „nur noch“ als Kategorie 4 Hurrikan eingestuft. Außerdem wird LANE neusten Vorhersagen zu Folge wohl nicht direkt auf Hawaii treffen, wobei noch Unsicherheiten bestehen. In der von der NOAA veröffentlichten Grafik kann man an der weiß eingefärbten Fläche die Unsicherheit der Zugbahn sehen (siehe linke Grafik zum Thema des Tages). Allerdings dreht LANE sehr knapp westlich von Hawaii unter weiterer Abschwächung eine Schleife und kommt den Inseln somit gefährlich nah. Dort muss man sich wohl in den kommenden Tagen auf seine enormen Auswirkungen einstellen. Denn die weiterhin sehr hohen Windgeschwindigkeiten sind sehr schadensträchtig und sintflutartige Regenfälle (lokal im Stau auch über 500 Liter pro Quadratmeter) können Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen (siehe dazu die akkumulierten Niederschläge in der rechten Grafik zum Thema des Tages). Außerdem muss unmittelbar an den Küsten auch mit Sturmfluten gerechnet werden.

Dass ein Wirbelsturm direkt auf Hawaii trifft, ist übrigens sehr selten. Lediglich zwei Wirbelstürme haben die Insel Kaua’i im Jahr 1959 (Dot) und 1992 (Iniki) direkt getroffen. Außerdem hat sich in der Geschichte der Aufzeichnungen noch nie ein Wirbelsturm der Kategorie 5 so nah einer hawaiianischen Insel genähert.

Aber nicht nur auf Hawaii geht es wirbelsturmtechnisch zurzeit die Post ab. Auch im Nordwestpazifik herrscht aktuell rege Aktivität. Allerdings kennt man den Wirbelsturm dort nicht als Hurrikan. Denn die faszinierenden Stürme besitzen verschiedene Bezeichnungen, je nachdem in welcher Region der Erde sie auftreten. Als Taifun bezeichnet man Wirbelstürme, die über dem Nordwestpazifik und den angrenzenden Randmeeren und Anrainerstaaten auftreten. Östlich der Datumsgrenze sowie über dem Nordatlantik spricht man dagegen von Hurrikans, also auch in Hawaii. Über dem Südwestpazifik und dem Indischen Ozean nennt man sie dagegen Zyklonen.

Taifun SOULIK zog gestern bereits knapp südlich der japanischen Hauptinsel Kyushu vorbei und schlägt heute eine nordöstliche Zugbahn ein. Somit nimmt SOULIK Kurs auf Südkorea, wo zum Abend auf Land treffen soll. Aber auch Japan wird nicht verschont bleiben. Denn es macht sich bereits der nächste Taifun in diese Richtung auf. Taifun CIMARON wird bereits im heutigen Tagesverlauf mit Hurrikanstärke auf die Hauptinseln Honshu sowie Shikoku treffen (weitere Infos in Links zum Thema des Tages).

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.08.2018

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