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Thema des Tages
„Gewittersumpf“ – eine feucht-warme Wetterwoche
Zurzeit befinden sich weite Teile Deutschlands in einem regelrechten „Gewittersumpf“. Gefühlt vergeht kaum ein Tag, an dem man in den Medien nicht von Gewittern mit sintflutartigen Regenfällen hört, die Sturzfluten, Überschwemmungen oder „weiße“ Landschaften durch Hagelansammlungen hinterließen.
Grund für diese andauernde Unwettersituation ist die aktuell sehr eingefahrene Wetterlage, die uns bereits seit etwa drei Wochen mit kurzen Unterbrechungen begleitet. Dabei fungiert ein sich immer wieder regenerierendes Hochdruckgebiet über Nordeuropa als
regelrechtes Bollwerk gegen die zurzeit nur schwachen atlantischen Tiefs. Somit haben diese keine Chance, nach Mitteleuropa
vorzudringen. Anstelle dessen herrschen über Mitteleuropa nur sehr geringe Luftdruckgegensätze, ohne nennenswerte Frontensysteme, die einen Luftmassenwechsel einleiten könnten. Diese Woche erreichte diese Wetterlage ihren Höhepunkt. An der Vorderseite eines schwach ausgeprägten Höhentiefs über Westeuropa konnte ab dem vergangenen Wochenende immer wärmere und feuchtere Luft nach Deutschland einfließen, sodass die Luftmasse bereits einen hochsommerlichen Charakter annahm.
Jeden Tag dasselbe Spiel: Vormittags erwärmt sich die feuchte Luft, bis sich ab dem Mittag Quellbewölkung ausbildet. Am Nachmittag entladen sich schließlich zuerst über dem Bergland, später auch im Flachland unwetterartige Gewitter. Da keinerlei Frontensysteme ihre Finger mit im Spiel haben, „poppen“ die Gewitter mehr oder weniger zufällig verteilt auf. Durch die langsame Zuggeschwindigkeit der Gewitter lassen sich die lokal extremen Regenmengen erklären, während viele Menschen (der Autor eingeschlossen) noch von schweren Gewittern verschont blieben. Lediglich schwache bodennahe rinnenförmige Tiefdruckzonen, in denen die feuchten Luftmassen zusammenströmen, geben den Meteorologen im Voraus den Hinweis auf Gebiete mit der höchsten Gewittergefahr.
Die verheerenden Platzregen samt ihrer Auswirkungen zeigen
eindrucksvoll, wie viel Wasser derzeit in der Luft enthalten ist. Aber auch außerhalb von Gewittern kam und kommt man bei Tätigkeiten im Freien schnell ins Schwitzen. Den Feuchtegehalt der Luft in der bodennahen Atmosphäre, in der wir uns täglich aufhalten, kann man gut mit der sogenannten Taupunktstemperatur (kurz Taupunkt) beschreiben. Aber warum verwendet man als Feuchtemaß eine Temperaturangabe? Je wärmer die Luft wird, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Der Taupunkt ist nun die Temperatur, bei der die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist, also die relative Luftfeuchtigkeit 100% beträgt.
Den Taupunkt können Sie auch ganz einfach selbst messen. Dazu stellen Sie eine Bierflasche (oder ein anderes Kaltgetränk) in den
Kühlschrank und nehmen es während des Abkühlens immer wieder heraus. Die Temperatur, bei der die Flasche zu beschlagen beginnt, ist der Taupunkt. Der überschüssige Wasserdampf der Luft um die Flasche kondensiert und schlägt sich als Tau an der Glasoberfläche nieder, woher der Name Taupunkt stammt. Nach erfolgreicher Messung können Sie anschließend gerne Ihr Erfrischungsgetränk verköstigen.
In der unten angefügten Abbildung erkennt man in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über Hessen bis nach Franken hohe Taupunkte zwischen 17 und 21°C. Das empfindet der Mensch als schwül. Ein Kubikmeter Luft enthält dann etwa 15 bis 20 Gramm Wasserdampf. In diesem Korridor entwickelten sich am vergangenen Dienstag
erwartungsgemäß heftige Gewitter, die zum Beispiel Teile Wuppertals unter Wasser setzten. Anders sieht es im Nordosten Deutschlands aus. Dort lagen die Taupunkte nur bei 3 bis 9°C, was etwa 6 bis 9 Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter entspricht. Obwohl dort die Temperatur auf heiße 30 bis 33 Grad anstieg, fühlte sie sich weniger schwül als in den übrigen Gebieten an. Deshalb war es auch nicht überraschend, dass es dort trocken blieb.
Auch heute bleibt uns die feucht-warme Gewitterluft mit hohen Taupunkten erhalten. Vor allem in einem Streifen von Niedersachen über die nördliche Mitte bis nach Brandenburg und Sachsen muss erneut mit unwetterartigen Gewittern gerechnet werden. Weiter südlich ist die Gewittergefahr geringer. Am morgigen Samstag bilden sich im Norden und Osten nochmals heftige Gewitter, sonst sind nur noch vereinzelt Gewitter zu erwarten. Am Sonntag legen die Gewitter endlich einmal fast überall eine Pause ein, ein wirklicher
Luftmassenwechsel findet jedoch noch nicht statt.
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2018
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