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Thema des Tages
Es trifft nicht jeden!
In den vergangenen Tagen beherrschten – neben der Wärmebelastung – Gewitter die Schlagzeilen in Sachen Wetter in Deutschland. Auch am gestrigen Dienstag gab es wieder heftige Unwetter, beispielsweise in Düsseldorf, wo zwischen 17 und 18 Uhr binnen einer Stunde satte 48 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. Diese Regenmenge entspricht etwa 5 vollen Eimern Wasser, die dort pro Quadratmeter ausgeschüttet wurden! In Wuppertal stürzte gar das Dach einer Tankstelle ein, und auch das Dach der hiesigen Universität hielt den Unwettern nicht stand. Am heutigen Mittwoch sind weitere Gewitter zu erwarten, die lokal wieder Unwetterpotenzial vor allem bezüglich Starkregen haben.
Vonseiten des Deutschen Wetterdienstes münden solche Wetterlagen häufig in einer sogenannten Vorabinformation vor zu erwartenden schweren Gewittern für einige Teile Deutschlands. Dabei ist eine potenziell sehr gefährliche oder sogar extrem gefährliche
Wetterentwicklung erkennbar. Gebiet, Zeit und Intensität sind aber noch nicht hinreichend gesichert. Nicht selten endet die ausgegebene Vorabinformation, die wohlgemerkt noch keiner Akutwarnung entspricht (!), hinterher beim Kunden jedoch mit einer Enttäuschung über ausbleibende Gewitter. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Gewitter an einer Stelle oft sehr starke Begleiterscheinungen aufweisen, einige Kilometer entfernt davon aber überhaupt nichts passiert oder vielleicht nur fünf Tropfen vom Himmel fallen. So gab es z.B. gestern in Düsseldorf die oben bereits erwähnten 48 l/qm in einer Stunde, knapp 5 Kilometer davon entfernt in Meerbusch fiel jedoch fast gar nichts an Regen und im jeweils etwa 10 Kilometer entfernten Willich und Kaarst blieb es sogar trocken (siehe dazu auch die Grafik zu den einstündigen Niederschlägen am 29.05.2018 um 18 Uhr MESZ in NRW unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/5/30.html).
Die Vorhersagemeteorologen können bei solchen Wetterlagen eigentlich nur „schlecht“ aussehen. Geben sie eine Vorabinformation heraus, so erwarten alle schwere Gewitter, obwohl es wie in den meisten Fällen bei Gewittern nicht jeden treffen wird. Tun sie es nicht, so sind alle diejenigen verärgert, die es „schlimm“ erwischt hat. Beim Deutschen Wetterdienst ist das Kriterium für eine Vorabinformation die mögliche Auslösung von verbreitet auftretenden schweren Gewittern, wobei die Beurteilung der räumlichen Positionierung dieser eben nicht einfach ist, zumal es für dieses teils extreme
Naturereignis auch keine objektiven Kriterien gibt bzw. geben kann.
Warum aber bringen Gewitter in vielen Fällen nur örtlich
unwetterartige Begleiterscheinungen? Sogenannte „Wärmegewitter“ oder „Hitzegewitter“ entstehen in einer schwül-warmen (feucht-labilen) Luftmasse. Diese Luft wird am Boden durch Sonneneinstrahlung erwärmt, wodurch sie aufsteigt. In der Höhe bilden sich bei günstigen Bedingungen hochreichende Gewitterwolken aus. Nun kann man sich das Ganze wie in einem Kochtopf vorstellen: Die Herdplatte erhitzt das Wasser und irgendwann steigen Blasen auf. Wo die Blasen aufsteigen, lässt sich nicht vorhersagen und so ist es übertragen auf die Natur mit der Entstehung von Gewittern auch. So kann es beispielsweise in einer größeren Stadt in einem Stadtteil zu sintflutartigem Regen kommen, während in einem anderen Stadtteil sogar noch die Sonne scheint und es komplett trocken bleibt.
Die Gewitterzellen haben dabei oft nur eine Breite (horizontale Ausdehnung) von einigen Kilometern oder nur einigen hundert Metern und eine Überlebensdauer von einer halben bis anderthalb Stunden. Manchmal wachsen aber auch mehrere Gewitter zu einem Cluster zusammen, der dann länger überdauern kann und der verbreiteter hohe Regensummen bringt. Die begrenzte Räumlichkeit der
Begleiterscheinungen von kräftigen Gewittern lässt sich ebenso bei den anderen Gewitterarten wie „Kaltluftgewitter“ und mit leichten Einschränkungen auch bei linienhaft angeordneten Frontgewittern beobachten.
Am heutigen Mittwoch gibt es vor allem vom Emsland und der Deutschen Bucht bis zum Erzgebirge und dem Bayerischen Wald sowie an den Alpen Schauer und Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial. Im Westen und Südwesten kann es ebenfalls einzelne kräftige Schauer und Gewitter geben. In den nächsten Tagen sind örtlich weitere heftige Gewitter zu erwarten. Und auch dann wieder wird nicht jeder davon etwas abbekommen, während ein paar Kilometer weiter „die Welt untergeht“.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.05.2018
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