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„Friederike“- einer der stärksten Stürme seit Kyrill
Datum 19.01.2018Pünktlich zum 11. Jahrestag von Orkan Kyrill fegte das Orkantief „Friederike“ über Deutschland hinweg. Mit verbreiteten Orkanböen bis zu über 130 km/h war „Friederike“ der stärkste Orkan seit Kyrill in Mitteldeutschland. Doch was war das Besondere an Friederike und warum traten schwere Stürme in der jüngeren Vergangenheit häufiger auf?
Mit verbreiteten Orkanböen, die Windgeschwindigkeiten von zum Teil über 130 km/h erreichten, fegte der Orkan „Friederike“ besonders über die Mitte Deutschlands hinweg und richtete dabei zum Teil schwere Schäden an. „Friederike“ war in diesen Regionen der schwerste Sturm seit dem Orkan „Kyrill“, der vor genau 11 Jahren am 18.01.2007 auf Deutschland traf. Die Liste der maximalen Windspitzen von Orkan „Friederike“:
Berge: – Brocken 203 km/h – Fichtelberg 174 km/h – Zugspitze 158 km/h – Feldberg/Schwarzwald 144 km/h – Kahler Asten 142 km/h
Tiefland: – Gera-Leumnitz 138 km/h – Frankenberg-Geismar 133 km/h – Erfurt-Weimar 130 km/h – Leipzig/Halle 129 km/h – Ahaus 127 km/h
Anders als bei Kyrill, der noch verbreiteter in Deutschland für Orkanböen sorgte und die stärksten Böen an Gewittern an der zugehörigen Kaltfront auftraten, kam es bei Friederike zu den stärksten Böen in einem nur etwa 200 km breiten Streifen erst hinter der Kaltfront. Verantwortlich dafür war ein sogenannter „Sting-Jet“. Bei einem Sting-Jet wird durch dynamische Prozesse der Jet-Stream (ein Starkwindband in der mittleren und oberen Troposphäre) zwischen Tiefkern und Kaltfront bis in untere Luftschichten „abgesenkt“, was im Gegensatz zu normalen Sturmtiefs auf relativ kleinem Raum zu extremen Böen mit verheerenden Schäden führt. Dies geschieht immer an der Südwestflanke des Tiefs hinter der Kaltfront. Dort wird trockene Luft aus der Stratosphäre bis in tiefere Atmosphärenschichten angezapft, wodurch sich das Wolkenband, das um den Tiefkern gewickelt ist, zu einem „Stachel“ (siehe Satellitenbild) verformt. Daher auch die Bezeichnung „Sting“ zu Deutsch „Stachel-Jet.“
Die aktuelle Sturmsaison wurde am 14. September 2017 mit Sturm Sebastian ungewöhnlich früh eröffnet. Am 05. Oktober folgte Sturm Xavier und am 31. Oktober bereits der nächste schwere Sturm namens Herwart, der regional eng begrenzt sogar an die Windgeschwindigkeiten von Kyrill heran reichte. Am 2. Januar sorgte Sturm Burglind für Schäden in der Südhälfte Deutschlands und nun folgte mit Friederike einer der schwersten Stürme des vergangenen Jahrzehnts. Die Häufung von schweren Stürmen ist in dieser Saison schon auffällig. Doch was ist der Grund dafür?
Die Ursache dafür ist, dass seit dem Herbst eine Westwetterlage vorherrschend war. Dabei ziehen Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge vom Nordatlantik meist von Island kommend über die Nordsee nach Südskandinavien und beeinflussen mit ihren Ausläufern Mitteleuropa. An der Südflanke dieser Tiefdruckgebiete bilden sich bei großen Temperaturgegensätzen immer wieder Randtiefs. Diese können sich dann zu Sturmtiefs entwickeln. Voraussetzung für eine aktive Sturmsaison ist also eine Westwetterlage, die über einen längeren Zeitraum stabil bleibt. Dies war auch Anfang der 90er Jahre der Fall, wo es in diesem Zeitraum ebenfalls zahlreiche große Stürme gab. Mit Beginn des neuen Jahrtausends hat die Zahl der Westwetterlagen und damit auch die Anzahl der Stürme deutlich abgenommen. Erst in der jüngeren Vergangenheit ist wieder eine Zunahme zu verzeichnen. Ob sich dieser Trend fortsetzen wird, oder ob es sich dabei nur um eine kurze Episode handelt, ist allerdings noch ungewiss.
Friederike ist nun schon wieder Vergangenheit und es herrscht Ruhe nach dem Sturm. Die derzeitige mittelfristige Wetterentwicklung deutet erst einmal auch auf keinen weiteren großen Sturm hin.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.01.2018
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