S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.05.2021 um 10.30 UTC

Nach unterkühltem, windigen Start in die Mittelfrist, zum Wochenende
grundlegende Umstellung hin zu hochsommerlichen Wetter in der kommenden Woche.
Dabei nachfolgend ansteigendes Schwergewitterpotential

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.05.2021

Am Donnerstag zu Beginn der Mittelfrist befindet sich Deutschland in einer
glatten westlichen Höhenströmung, in die mehrere kurzwellige Anteile eingelagert
sind. Die Frontalzone erstreckt sich in zonaler Orientierung ausgehend vom
Atlantik über Deutschland bis nach Osteuropa. Sie verläuft dabei auf recht
südlicher Bahn über dem Süden von Deutschland, sodass große Teile des Landes von
maritimer Kaltluft beeinflusst werden.
Ein kurzwelliger Anteil wandert über Frankreich im Tagesverlauf rasch ostwärts
und schiebt vorderseitig ein flaches Randtief am Boden vor sich her. Dieses Tief
überquert als ein sich langsam amplifzierendes Wellentief Deutschland am Tage,
eher in der Nacht erneut ein Schwall hochreichender Kaltluft nachströmt.
Als Konsequenz greifen im Tagesverlauf länger anhaltender Niederschläge auf den
Süden und die mittleren Landesteile über, während der Norden bei wechselnder
Bewölkung von Schauern geprägt ist. Diese Niederschläge ziehen in der
Nachtstunden ost- nordostwärts aus Deutschland ab. Anschließend gibt es aber
weitere schauerartige Niederschläge. Dazu ist es kühl und windig bei Maxima im
unteren zweistelligen und Minima im unteren einstelligen Bereich.

Am Freitag kann sich ein Randtrog in der zuvor glatten Grundströmung
amplifizieren und überquert Deutschland von West nach Ost, sodass Deutschland
nachfolgend in eine nordwestliche Höhenströmung gelangt, mit der maritime
Polarluft herangeführt wird. Im Laufe der Folgenacht verbleibt Deutschland
zunächst unter der nordwestlichen Höhenströmung.
Das Wetter gestaltet sich entsprechend unbeständig mit häufigen Schauern und
auch einzelnen Gewittern vor allem im Norden und den mittleren Landesteilen. Im
Süden regnet es zunächst noch längere Zeit, ehe die Niederschläge
Schauercharakter annehmen und abseits der Alpen ganz nachlassen. Nachts beruhigt
sich das Wetter tagesgangbedingt überall. Das alles bei Maxima im unteren
zweistelligen, im Norden auch im einstelligen Bereich. Nachts gibt es wieder
häufig Bodenfrost und vereinzelt Nachtfrost. Dazu bleibt es windig, im Bergland
auch stürmisch.
Zu erwähnen ist, dass schon aus der Nacht heraus in höheren Lagen der Alpen
(1000 bis 1500 m) wieder Neuschnee zu erwarten ist. In Lagen oberhalb von 1500 m
können dabei bis Freitagmittag durchaus zwischen 10 und 20 cm fallen, örtlich
darüber.

Am Samstag gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines breiten Rückens über
Westeuropa. Da sich Deutschland auf seine Vorderseite befindet bleibt in der
Höhe die nordwestliche Strömung auch noch erhalten. Gleichzeitig wird der breite
Rücken aber von kräftiger WLA überlaufen, sodass sich die Luftmasse nur zaghaft
erwärmt. Im Norden kommt es im Tagesverlauf wieder zu Schauern, während es sonst
häufig trocken und freundlich ist. Einzig nach Westen macht sich etwas WLA
bemerkbar. Die Maxima steigen in Richtung Südwesten in den oberen zweistelligen
Bereich, im Norden und Nordosten bleibt es noch kühl. Nachts besteht weiter
Bodenfrostgefahr.

Am Sonntag verschiebt sich der Schwerpunkt des breiten und immer stärker sich
amplifizierenden Rückens nach Deutschland und erreicht zum Montag schließlich
Osteuropa. Gleichzeitig stößt stromaufwärts ein Trog weit nach Süden vor (bis
zur Iberischen Halbinsel). Damit kann sich die Großwetterlage grundlegend
umstellen. Deutschland gelangt über Südwest zum Wochenanfang in eine südliche
Grundströmung, mit der sehr warme Luftmassen aus Nordafrika und dem
Mittelmeerraum bis nach Deutschland gelangen. Die Temperatur in 850 hPa steigt
in Süddeutschland über die 15-Grad Marke, an den Alpen setzt kräftiger Föhn ein.
Damit machen auch die Temperaturen einen kräftigen Sprung nach oben und steigen
bei viel Sonnenschein in den hochsommerlichen Bereich.

In der erweiterten Mittelfrist kommt der stark amplifizierte Trog ostwärts voran
und wird nachfolgend über dem westlichen Mittelmeerraum abgeschnürt. Deutschland
würde demnach zweigeteilt in einen heißen Osten und einen gemäßigt warmen
Westen. Die resultierende Wetterlage birgt erhebliches Schwergewitterpotential!

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist wird die zonale Grundströmung von allen Modellläufen
gezeigt, mit allerdings einer gewissen zeitlichen Unschärfe, was die
kurzwelligen Anteile und damit auch die Wellentiefenwicklung betrifft.
Die Aussage gilt auch für den sich nachfolgend amplifizierenden und Deutschland
am Freitag überquerenden Höhentrog. In den beiden Vorläufen hätte sich damit
über dem Nordosten ein scharfer Gradient im Bodendruckfeld rückseitig des
abziehenden Tiefs ausgebildet. Diese Entwicklung wird im heutigen 00 UTC Lauf
deutlich harmloser prognostiziert.

Im Anschluss wird ziemlich konsistent die Entwicklung des breiten Höhenrückens
über Westeuropa simuliert, der in weiterer Folge zum Wochenende zunehmend
Einfluss auf Deutschland nimmt.
Dies gilt auf für die sich über Mitteleuropa entwickelnde kräftige Südströmung
mit resultierendem Föhn zu Beginn der kommenden Woche.

In der erweiterten Mittelfrist wird von allen Modellläufen die kräftige
Südströmung fortgesetzt und auch, dass der westeuropäische Trog uns immer
stärker auf die Pelle rückt. Wie weit und in welcher Form dies geschieht ist
noch mit Unsicherheiten behaftet. In allen Läufen lässt sich aber ein erhöhtes
Schwergewitterpotential ausmachen!

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Beim Vergleich der verschiedenen Modelle ergeben sich bezüglich des Beginns der
Mittelfrist noch einige Unterschiede. So simuliert das ICON eine flachere Welle,
als das ECWMF, die auch deutlich schneller ostwärts zieht, sodass der
nachfolgende Trog rasch übergreift. Beim GFS wird indes ein kräftigeres
eigenständiges Tief simuliert, dass weiter nördlich über Deutschland ostwärts
zieht.

Die zeitlichen Unterschiede ergeben sich auch für das Wochenende, wobei vor
allem das ICON eine deutlich raschere Verlagerung des Rückens nach Mitteleuropa
und Deutschland zeigt. ICON zeigt zudem kräftige WLA, die den zunächst noch
flachen Rücken überläuft und neben dichten Wolken auch für Aufgleitniederschläge
sorgt. Auch beim GFS kommt die Warmluft aus Südwesten deutlich rascher nach
Deutschland voran, als beim ECMWF.

Alle drei Modelle zeigen nachfolgend die Zufuhr deutlich wärmerer Luftmassen.
Dabei ist das ICON dem ECMWF ziemlich ähnlich und zeigt die Umstellung auf eine
kräftige Südströmung mit einhergehender Föhnlage. Beim GFS flacht der Rücken
rasch wieder ab und von Nordwesten könnten sich schon zu Wochenbeginn wieder
kalte Luftmassen durchsetzen. Demnach wäre die Sommerwärme nur ein kurzes
Intermezzo. Diese Variante weicht deutlich von ECMWF und auch ICON ab! Im
neuesten 00 UTC rückt das GFS von der im 12 und 18 UTC Lauf gezeigten Variante
ab und gliedert sich in die Hochsommerversion mit ein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das Ensemble des ECMWF Modells zeigt einen ziemlich einheitlichen und
gebündelten Verlauf bis einschließlich des kommenden Wochenendes. Dabei sind
Haupt- und Kontrolllauf eingelagert in den Median aller Member, der die
grundlegende Umstellung der Großwetterlage beschreibt, mit einem sprunghaften
Anstieg der Temperatur in 850 hPa von um 0 Grad auf über 15 Grad in Frankfurt.
Selbiges gilt für das Geopotential. Im Laufe der kommenden Woche nimmt die
Streubreite deutlich zu. Die große Mehrheit der Member (+ Haupt- und
Kontrolllauf) verbleibt vor allem in den östlichen Landesteilen aber im oberen,
hochsommerlichen Bereich.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h (Sa00 UTC) bis +168 h (Mo00) drei
verschiedene Lösungen. Diese unterscheiden sich in Bezug auf Mitteleuropa im
Grunde nur wenig. In allen drei Membern baut sich ein kräftiger Rücken auf,
dessen Schwerpunkt sich ostwärts verlagert. Gewisse Differenzen gibt es einzig
bezüglich der Frage wie rasch und wie weit ostwärts dies geschieht.
Im Zeitraum +192 h (Di 00) bis +240 h (Do 00) werden ebenfalls drei Lösungen
angeboten. In allen drei Fällen wird ein blockierender Rücken simuliert. Die
Unterschiede liegen darin, wo dieser dann liegt und wie stark sein Einfluss auf
Deutschland ist. Aller drei Member zeigen aber allgemein weiterhin die Zufuhr
warmer Luftmassen. Die Frage ist, inwiefern der zyklonale Einfluss überwiegt,
was dann auch Auswirkungen auf das Schwergewitterpotential hat.

Das Ensemble des GFS beginnt zunächst auch recht einheitlich. Bereits am Sonntag
nimmt die Streubreite aber erheblich zu und lässt in weiterer Folge keine klare
Prognose mehr zu.

FAZIT: Die mittelfristige Entwicklung lässt sich neben den erwähnten
Unsicherheiten als recht gesichert einstufen. Nach einem deutlich unterkühlten
Start Ende der Woche, stellt sich die Großwetterlage am Wochenende grundlegend
um. Zur neuen Woche gibt es mit einer südlichen Strömung hochsommerliche
Temperaturen. In weiterer Folge rückt der Trog Deutschland von Westen her
allmählich auf die Pelle und das Schwergewitterpotential steigt deutlich an. Es
bestehen in diesem erweiterten Mittelfristzeitraum dann noch einige
Unsicherheiten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Markante Wettererscheinungen sind im Mittelfristzeitraum zunächst eher begrenzt.
So kann es am Donnerstag im Nordosten noch stürmische Böen. Am Freitag sind dann
vom Norden bis zur Mitte einzelne Kaltluftgewitter von der Partie, vereinzelt
sind dabei wie in den Hochlagen der Berge stürmische Böen denkbar.

In Staulagen der Alpen kann es in der Nacht auf Freitag andauernd bis in den Tag
vereinzelt markante Neuschneemengen geben.

Zum Wochenende ist dann allgemein nicht mehr mit markanten Wettererscheinungen
zu rechnen. Im Laufe des Sonntags kommt allerdings der Südföhn mit Sturm in den
Alpen in Gang, der sich im weiteren Wochenverlauf weiter verstärkt.

Ebenfalls im Verlauf der neuen Woche nimmt dann das Gewitterpotential deutlich
zu, auch Schwergewitterlagen sind im Bereich des Möglichen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-MOS, ECMWF-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer