S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.01.2021 um 10.30 UTC

Übergang zu einer milden und wechselhaften Westwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.01.2021

Am Montag nähert sich über Westeuropa ein Höhenrücken der den bis dato
wetterbestimmenden Langwellentrog nach Osten abdrängt. Hinter einer Okklusion,
die in der nordwestlichen Höhenströmung nur langsam nach Osten abzieht, breitet
sich von Frankreich her ein Hochdruckgebiet nach Deutschland aus. Nur der Norden
verbleibt unter leicht zyklonalem Einfluss. Von Westen her gelangt etwas mildere
Luft in den Westen und die Mitte, während vor allem in den östlichen
Landesteilen und im Süden mangels Druckgradient noch kein Luftmassenwechsel
stattfindet und sich zäh die Kaltluft hält.
Am Dienstag schwenkt der Höhenrücken über Mitteleuropa nach Osten und der Weg
wird bereitet für die Umstellung hin zu einer zyklonalen West- bis Südwestlage.
Ein kräftiges Tief zieht zu den Britischen Inseln, wobei die zugehörige
Warmfront uns im Tagesverlauf von Westen her überquert. Der Süden verbleibt
zunächst noch am Rand einer Hochdruckzone über Südosteuropa in bodennah recht
kalter Luft, während sich insbesondere nach Westen und Nordwesten bei lebhaftem
Südwestwind die mildere Luft schon besser in Szene setzen kann. Bei stabiler
Schichtung spiegeln sich die positiven Temperaturen in 850 hPa nicht wirklich in
den 2m Werten wider. Für +7 Grad soll es laut Mos im Nordwesten aber schon
reichen. An der Nordsee und im höheren Bergland sind stürmische Böen bzw.
Sturmböen möglich.
Am Mittwoch und Donnerstag wandelt sich das Tief in ein steuerndes Zentraltief
über der Nordsee um, das zum einen kaum noch seine Intensität ändert, zum
anderen nur noch zögernd weiter nach Osten vorankommt. Die Kaltfront überquert
mit Regenfällen schleifend den Vorhersageraum nach Südosten hin. Dabei erfolgt
zwar niedertroposphärisch ein leichter Temperaturrückgang; die Meereskaltluft,
mit der wir es dann zu tun haben, ist aber stark erwärmt, so dass bodennah dank
der besseren Durchmischung eher noch ein leichter Temperaturanstieg erfolgt.
Stellenweise wird es im Westen wieder zweistellig.
Während an der See, vor allem wohl an der Nordsee, und im höheren Bergland
Sturmböen auf der Karte stehen, sind im Flachland vermehrt steife bis stürmische
Böen zu erwarten. Eine „wirkliche“ Sturmlage steht aber eher nicht an.
Am Freitag verlagert sich der Tiefschwerpunkt nach Skandinavien. Mit weiteren
Tiefausläufern setzt sich das wechselhafte Wetter und die Zufuhr insgesamt
milder Meeresluft fort.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Austrogung über Mitteleuropa an,
bei die Meereskaltluft auf direkterem Wege zu uns gelangt. Die Troglage könnte
sich aber als fragil erweisen und bald durch eine erneute Milderung von Westen
her beendet werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Unterschiede zu den Vorläufen halten sich in Grenzen und betreffen vor allem
Phase und Amplitude der kurzen Wellen. Die Konsistenz kann somit als gut
bezeichnet werden. An der Umstellung hin zu einer zyklonalen West- bis
Südwestlage bestehen daher keine Zweifel.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle zeigen, abgesehen von Unterschieden im Detail, ein
ähnliches Bild. Erst zum Ende werden die Unterschiede etwas größer, wenn etwa
Icon, ein kleinräumiges Tief, dass das IFS über die Mitte Deutschlands ziehen
lässt, in die Nordsee führt. Im GFS wird von diesem Tief eher der Alpenraum und
Süddeutschland angesteuert. In Anbetracht des Prognosezeitraums sind diese
Unterschiede aber nicht wirklich relevant. Auch hier ergeben sich an der
Ausrichtung der Großwetterlage keine Zweifel.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufes. Nach Wochenmitte wird der Spread zwar größer, die
Kurven des Haupt- und des Kontrolllaufes decken sich aber weiter recht gut mit
der Mehrheit der Ensembleläufe.
Das bereits Beschriebene zeigt sich auch in der Clusterung, wo im Zeitraum 120
bis +168h lediglich ein Cluster gebildet wird. Davor sind es 3 Cluster, die sich

  • wie häufig – nur wenig über Mitteleuropa unterscheiden. In der erweiterten
    Mittelfrist werden 2 Cluster gebildet, mit dem Hauptluft in Cluster 1, der 37
    Member auf sich vereint. Dieser zeigt dann auch Trogstrukturen über Mitteleuropa
    und eine relativ weit südlich verlaufende Frontalzone.
    Die ENS des GFS zeigen grundsätzlich ein ähnliches Verhalten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Von warntechnischer Relevanz dürfte mittelfristig hauptsächlich der Wind werden,
auch wenn keine überregionale und ausgeprägte Sturmlage erkennbar ist. Sturmböen
beschränken sich weitgehend auf die Küsten und das höhere Bergland.
EFI zeigt zur Wochenmitte Hinweise auf überdurchschnittliche Temperaturen in
weiten Landesteilen und etwas mehr Wind im Nordwesten. Vorübergehend setzt auch
im höheren Bergland Tauwetter ein, nach Wochenmitte sinkt die Schneefallgrenze
wieder in eher „mittlere“ Lagen. Der wiederholt auftretende Regen allein wird
nicht warnwürdig. Eventuell gibt es Tauwetter durch den in weiten Teilen des
Berglandes zum Teil reichlich vorhandenen Schnee und die vorübergehend stark
steigende Schneefallgrenze. Zu Beginn des Regens (Dienstag und anfangs am
Mittwoch) kann über der Mitte und im Süden so sich noch kalte Luft bodennah
hält, gefrierender Regen nicht ganz ausgeschlossen werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner