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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.04.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im Norden windig, vor allem an der See stürmische Böen oder Sturmböen. Am
Freitag im Nordosten örtlich Graupelgewitter mit Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … stehen sich ein Höhenhoch über dem Nordostatlantik und
Langwellentrog über Nord- und Nordosteuropa gegenüber. Deutschland findet sich
zwischen diesen beiden Gebilden in einer nordwestlichen Höhenströmung wieder,
wobei die Frontalzone zunächst noch nördlich von uns verbleibt. Das Höhenhoch
stützt Hoch „Keywan I“ in seiner Nähe, welches über eine Brücke mit hohem Druck
über Südosteuropa bzw. mit dem Hoch „Keywan II“ verbunden ist.
Weil aber der Langwellentrog langsam nach Südosten vorankommt und ein Randtrog
über Nordsee im Nachtverlauf zur Ostsee durchschwenkt, rückt die Frontalzone
langsam näher an Deutschland heran. Der Hochdruckeinfluss wird dadurch langsam
abgebaut. Aufkommende WLA und im Norden etwas feuchtere Luft im Zusammenhang mit
einer nach Süden ziehenden schwachen Warmfront des Tiefs „Olivia“ mit Zentrum
über Finnland sorgen für eine weitere Ausbreitung der im Norden schon
vorhandenen Wolken. Bis zum Morgen werden die Wolken etwa bis auf eine Linie
Eifel – Nordhessen – Lausitz dichter. Regen oder Schnee werden zwar nur hier und
da in geringen Mengen simuliert (kaum mal mehr als 1 l/qm), dennoch sollte
darauf im Nowcasting ein Auge geworfen werden. Vom Nordrand der Mittelgebirge
bis in den Süden ist nämlich verbreitet leichter bis mäßiger Frost zwischen 0
und -7 Grad zu erwarten, sodass Glätte möglich ist. Unter den dichten Wolken im
Norden bleibt es mit Tiefsttemperaturen zwischen 6 und 0 Grad häufig jedoch
schon frostfrei, was die Glättegefahr vornehmlich auf den Grenzbereich zwischen
den aufgeklarten Gebieten mit Frost und der dort aufziehenden Bewölkung mit den
leichten Niederschlägen reduziert.
Mit dem sich abbauenden hohem Druck über Deutschland hat der Gradient bereits
zugenommen. Die starken bis stürmischen Böen an der Küste (Bft 7 bis 8) halten
bis zum Morgen weiter an.

Donnerstag … zeigt sich innerhalb des breit angelegten Langwellentrogs ein
Höhentief, das vom Nordmeer nach Mittelschweden zieht, womit der Langwellentrog
in seinem Bereich amplifiziert und den Norden von Deutschland erreicht.
Gleichzeitig wird auch die Frontalzone weiter nach Süden geführt und gelangt in
den Norden Deutschlands. Das an das Höhentief gekoppelte Bodentief „Pauline“
zieht mit dem Höhentief vom Nordmeer nach Mittelschweden, aufgrund der
achsensenkrechten Position hat es abends seinen Höhepunkt bereits überschritten.
Die okkludierende Kaltfront von „Pauline“ steht abends knapp vor Deutschland
ante portas.
Die feuchtere Luft kommt trotz leichten Druckfalls im Süden – die
Hochdruckbrücke schwächelt etwas – nicht viel weiter nach Süden voran. Dabei
löst sich auch die kaum noch zu erkennende Warmfront auf.
Ein paar Lücken sind den Modellen nach durch die noch vorhandenen Absinkprozesse
zu erkennen, ganz im Norden bleibt es aber wohl dicht, da dort die WLA für
Hebung und Wolkenbildung sorgt. Ganz im Norden werden erneut auch schwache
Regensignale angezeigt, bei maximal 1 bis 2 l/qm sind die Mengen jedoch
überschaubar.
Durch den Abbau der Brücke nimmt der Gradient bis zum Abend weiter zu. Bis ins
an die Küste angrenzende Binnenland stehen dann starke Böen auf der Agenda, an
den Küsten selber stürmische Böen und exponiert Sturmböen (Bft 9) aus West bis
Südwest. In Friesland sind nachmittags auch schwere Sturmböen um 90 km/h (Bft
10) aus West nicht ausgeschlossen.
Im Süden dagegen scheint die Sonne häufig länger, ein paar mehr Wolken als an
den Vortagen sind aber schon zu erwarten. Der Wind weht dort nur schwach um
West.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 8 Grad an den Küsten und 14 Grad am
Oberrhein.

In der Nacht zum Freitag amplifiziert der Randtrog noch ein wenig. Das Höhentief
zieht über Finnland nordwärts und damit auch das sich langsam auffüllende
Bodentief „Pauline“. Die Kaltfront wird durch diese Vorgänge nach Süden bis in
die Mitte des Landes gedrückt, wo sie aber mehr und mehr in eine frontolytische
Umgebung (Absinken, Abstandsvergrößerung zur Frontalzone) hineinläuft. Die
Wetteraktivität hält sich daher in Grenzen, ein paar Tropfen oder Flocken im
Bergland mit Niederschlagsmengen von 1 bis 3 l/qm stehen aber auf dem Zettel.
Stellt sich also wieder einmal die Frage nach der Glätte. Frost gibt es in der
Mitte in den höheren Mittelgebirgen sowie in den meisten Teilen
Baden-Württembergs und Bayerns. Im Norden ist es bei Tiefstwerten von 6 bis 1
Grad meist frostfrei. So bleibt die Glätte vor allem den höheren Mittelgebirgen
in der Mitte Deutschlands vorbehalten, im Süden ist es ja voraussichtlich
trocken.
Vor und hinter der Front kommt es zu größeren Auflockerungen, an der Nordsee
sind jedoch ganz vereinzelte schwache Schauer nicht ausgeschlossen.
Bleibt noch der Wind abzuarbeiten. Der Gradient schwächt sich mit der
Verlagerung der Front nach Süden bereits ab, sodass vor allem an den Küsten noch
stürmische Böen und exponiert Sturmböen mit von der Partie sind. Darüber hinaus
sind in einigen Hochlagen nun starke bis stürmische Böen möglich, auf dem
Brocken Sturmböen.

Freitag … liegt der Randtrog und die Frontalzone weiterhin über
Nordostdeutschland. Von Nordafrika und der Iberischen Halbinsel wölbt sich
jedoch ein neuer Rücken auf, sodass am Boden über Deutschland von Südwesten her
der Druck wieder zunimmt.
Die Kaltfront des mittlerweile über Nordwestrussland angekommenen Tiefs
„Pauline“ dringt bis in den Süden Deutschlands vor, kann dort aber höchstens
durch stärkere Bewölkung und ganz vielleicht mal den einen oder anderen
Regentropfen „glänzen“. In der Mitte lockert es zeitweise auf, allerdings fallen
vereinzelt ein paar Tropfen, im Bergland Schneeflocken (Niederschlagsmengen 1
bis 2 l/qm).
Im Norden und Nordosten bewirkt ein Schwung neuer feuchter Luft (Reste der
herumgeholten Okklusion von „Pauline“) in der nordwestlichen Strömung eine
Labilisierung der Luftmasse. In einem Sektor von der Deutschen Bucht über den
Hamburger bis in den Berliner Raum sowie die Bereiche nördlich davon ziehen
folglich Schauer durch (1 bis 5 l/qm). Ganz vereinzelt sind dabei Blitz und
Donner sowie Graupel nicht ausgeschlossen.
Mit der auflebenden Schauertätigkeit frischt auch der West- bis Nordwestwind
wieder etwas auf. So treten bei Schauern starke bis stürmische Böen auf, an der
See auch Sturmböen.
Im Süden weht der Wind um West meist nur mäßig, einige Hochlagen verzeichnen
aber noch starke bis stürmische Böen.
Die Temperaturen erreichen 8 Grad im Norden und bis 14 Grad im Südwesten.

In der Nacht zum Samstag wölbt sich der Rücken weiter nach Norden auf, womit der
Druck über Deutschland weiter steigt und das Absinken sich verstärkt. Die
tagsüber im Nordosten aktive Konvektion kommt damit und durch den fehlenden
Tagesgang weitgehend zum Erliegen. Ansonsten lösen sich die Wolken allmählich
auf, meist ist es dann nur locker bewölkt und trocken.
Der Wind lässt bei weiter sich abschwächenden Gradienten ebenfalls nach, nur an
der Ostsee gibt es noch letzte starke Böen aus West. Sonst ist es meist nur
schwachwindig.
Die immer noch vorhandene Kaltluft mit T850 hPa von -5 bis 0 Grad sorgt
gebietsweise für leichten Frost, häufig bleibt die Temperatur aber doch knapp im
positiven Bereich.

Samstag … stützt der Rücken die Bildung eines neuen Hochs über Polen. Wir
befinden uns damit auf der Westflanke des Hochs, womit die Strömung auf West bis
Südwest dreht. Diese transportiert milde Luft mit T850 hPa über 0 Grad nach
Deutschland, sodass die Höchsttemperaturen auf 10 bis 16 Grad steigen. Nur im
Nordosten bleibt es mit 8 bis 11 Grad meist kühler, weil die mildere Luft dort
noch ein wenig auf sich warten lässt.
Dazu geht der Tag häufig mit viel Sonnenschein einher, die wolkenlosen
Verhältnisse dieser Tage sind in der etwas feuchtere Luftmasse aus dem Südwesten
aber nicht zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren sehr ähnlich ohne größere Abweichungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler