S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.03.2020 um 10.30 UTC

Anfangs noch recht kalt und im Nordosten windig. Nachfolgend Hochdruckeinfluss
und ab Sonntag deutlich wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.04.2020

Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
Langwellentrog über Skandinavien. Seine Achse schwenkt im Tagesverlauf über
Mitteleuropa hinweg, wobei der Norden Deutschlands auch in den Bereich von
Höhenkaltluft gerät. Bodennah dominiert zunächst ein Tief mit Kern im Bereich
Finnland/Karelien, später zunehmend ein von Frankreich her übergreifendes Hoch.
Die Kaltfront des Tief zieht mit der nordwestlichen Strömung langsam südwärts
und bringt schauerartige Regenfälle. Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt am
Abend zwischen 0 Grad ganz im Süden und -7 Grad im Norden. Zu erwähnen ist auch
noch der westliche bis nordwestliche Wind, der vor allem in der ersten
Tageshälfte im Nordosten noch in Böen stark bis stürmisch weht. In der Nacht
greift dann das Hoch über und das Wetter beruhigt sich überall.

Am Samstag wandert dann das Hoch schon weiter von Deutschland nach Polen. Der
Höhentrog zieht nach Osteuropa ab und wir gelangen auf die Vorderseite eines
Rückens über Westeuropa, der unser Hoch stützt und sogar noch verstärkt. Die
anfänglich noch vorhandene Bewölkung sollte im Tagesverlauf weniger werden und
von Südwesten gelangt auch wieder eine etwas wärmere Luftmasse ins Land.

Am Sonntag kommt der Rücken noch etwas ostwärts voran und wölbt sich über dem
gesamten Mitteleuropa immer weiter auf. Das immer noch kräftiger werdende
Bodenhoch verlagert sich langsam zur westlichen Ukraine. Damit gelangt von
Südwesten immer wärmere Luft ins Land und in 850 hPa werden bis zum Abend im
Westen 8 bis 10 Grad erreicht, im Osten immerhin 6 Grad. Bei leichtem bis
mäßigem Südostwind, der auch bodennah trockene Luft zu uns bringt steigt in
strahlendem Sonnenschein die Temperatur verbreitet auf Werte um oder knapp über
20 Grad.

Zum Montag zeigt sich die Entwicklung der Wetterlage immer weniger progressiv,
das heißt der Rücken nistet sich bei uns ein und über dem südlichen Mitteleuropa
etabliert sich ein abgeschlossenes Höhenhoch. Gleichwohl wird von der Nordsee
her schon wieder Geopotential abgebaut. Dorthin gelangt auf der Rückseite einer
Kaltfront wieder etwas kühlere Luft, die Kaltfront selbst streift den Nordwesten
und bringt Richtung Nordsee und Schleswig-Holstein im Tagesverlauf etwas Regen
und der Nordwesthälfte generell etwas mehr Bewölkung. Im übrigen Land dominiert
noch der Einfluss des Hochs, das sich etwas nach Süden zurückzieht und nach
Westen ausdehnt, was den Wind bei uns auf Süd drehen lässt, im Nordwesten auf
Südwest. Sehr mild bleibt es im ganzen Land.

Am Dienstag schwenkt ein Trog recht flach über Skandinavien hinweg, wobei der
Süden Deutschlands unter hohem Potential verbleibt, dessen Schwerpunkt sich aber
nach Westen verschiebt. Das Bodenhoch verlagert sich kaum, so dass der Wind
weiterhin milde Luft aus Südwesten bringt. Während in der gesamten
Nordwesthälfte die Kaltfront schleift und ganz im Norden auch etwas Regen
bringt, bleibt es im Süden unter Hochdruckeinfluss bei geringer Bewölkung.

Im weiteren Verlauf der Woche verbleiben wir tendenziell unter recht hohem
Potenzial, allerdings erreicht uns in der zweiten Tageshälfte des Mittwochs von
Westen eine neue Front mit Regen und etwas kälterer Luft. Nachfolgend verstärkt
sich das Hoch westlich unseres Landes wieder, so dass der Wind auf West bis
Nordwest dreht und weiterhin etwas kältere Luft nach Deutschland kommen soll.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist gut. Bis zum
Sonntag gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Ab Montag zeigen alle Läufe,
dass den Nordwesten eine Front erreichen soll. In den beiden Vorgängerläufen war
zwar jeweils der zugehörige Trog schwächer simuliert, gleichzeitig sollte aber
die Front mehr Feuchte mitbringen und tiefer ins Land vordringen und damit auch
mehr Regen bringen. Auch die nächste Front zum Mittwoch zeigen alle Läufe, in
der Zeit dazwischen hatten aber die gestrigen Läufe kaum Wetterbesserung im
Programm, weil die Feuchte nicht ausgeräumt wurde.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum Samstag zeigen die vorliegenden Globalmodelle die Entwicklung sehr
ähnlich. Auch darüber hinaus zeigen die meisten Modelle (bis auf GFS) eine
ähnliche Entwicklung, nämlich den allmählichen Abbau des Höhenhochs und das
Kippen der Höhenströmung über Südwest auf West, das ganze bei recht hohem
Geopotential. Bei GEM scheint die Blockadewirkung des Hochs noch etwas
ausgeprägter zu sein. Etwas anders zeigt sich dagegen GFS mit dem Übergang zu
einer westlichen Strömung (allerdings auch bei hohem Geopotential) schon am
Sonntag. Allerdings hat das zunächst nur ein etwas niedrigeres Temperaturniveau
zur Folge.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Sonntag bis Dienstag werden vom IFS-EPS drei Cluster gebildet,
die sich aber über Mitteleuropa kaum unterscheiden. Auffallend ist eine hohe
Geopotentialanomalie von Südwest- bis Mitteleuropa. In der erweiterten
Mittelfrist werden zwei Cluster gebildet. C1 (28 Mitglieder und Hauptlauf) zeigt
den Übergang zu einer eher zyklonalen Westlage, wenn auch mit vergleichsweise
hohem Geopotential. C2 (23 Mitglieder mit Kontrolllauf) zeigt dagegen eine
antizyklonale Westlage mit Tendenz zur Brückenlage oder Hoch Mitteleuropa.

Die Rauchfahnen des IFS für die Mitte Deutschlands zeigen von Samstag auf
Sonntag einen erheblichen Temperaturanstieg und von Freitag bis Montag einen
nachhaltigen Potentialanstieg. Dabei ist die Unsicherheit bei der Temperatur bis
nächsten Mittwoch gering, beim Potential wird sie allmählich größer.
Niederschlagssignale gibt es am Freitag und dann wieder ab Anfang nächster Woche
mit deutlicher Zunahme in der Wochenmitte. Sehr ähnlich zeigen sich auch die
GFS-Rauchfahnen, allerdings mit noch weniger Unsicherheit und schwächeren
Niederschlagssignalen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt am Freitag nordöstlich der Elbe ein deutliches Windsignal. Ab
Sonntag wird zunehmend hohe Temperatur simuliert, vor allem im Nordwesten des
Landes.

Am Freitag wird von Cosmo-LEPS eine hohe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen
im Nordosten Deutschlands simuliert. An der Ostsee ist auch die
Wahrscheinlichkeit für Sturmböen signifikant.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Peter Hartmann