SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.03.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
HFa

Anfangs ruhiges Wetter und nur auf exponierten Gipfeln im Südosten Böen Bft 8
bis 9.

Ab Sonntag von Nord nach Süd Schnee und Schneeregen bis in tiefe Lagen und an
der See und in den Kammlagen aufkommende stürmische Böen und Sturmböen. In
einigen Staulagen der Mittelgebirge und der Alpen ab Sonntagnachmittag/Abend
mehr als 10 cm Neuschnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… Im Wesentlichen wird das Wetter in Deutschland heute noch durch die
von Osteuropa über Südschweden und Schottland bis in den Raum Azoren reichende
Hochdruckzone bestimmt. Ein kleines Cut-Off-Tief über der zentralen Ostsee wird
in die nördliche Frontalzone aufgenommen und sorgt anfangs im äußersten
Nordosten noch für Wolkenfelder. Ansonsten ist es heute überwiegend sonnig, wenn
man von lockeren Wolkenfeldern im Süden absieht. Der Wind ist anfangs an der
Südflanke der Hochdruckzone noch recht kräftig im Bereich der östlichen und
südöstlichen Mittelgebirge und der Berchtesgadener Alpen mit steifen Böen vor
allem in höheren Lagen. Auf exponierten Gipfeln des Bayerischen Waldes und der
Alpen kann es stürmische Böen geben. Ansonsten ist der Wind zeitweise mäßig, in
Böen frisch aus Ost bis Nordost. Gegen Abend wird der Wind mit Abschwächung der
Hochdruckzone schwächer. Nachmittags ist es recht mild mit Werten zwischen 13
Grad ganz im Norden und 17 Grad im Ruhrgebiet. Lediglich an der Nordsee werden
nur Werte um 10 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag macht der Kaltluftausbruch und die damit verbundene
Austrogung über dem Nordmeer Fortschritte. Das neue Hoch südlich von Island
(Kaywan) verstärkt sich trogrückseitig immer mehr und erreicht nach ICON 1048
hPa! Bei uns kommt die kalte Luft aber noch nicht an, immerhin frischt der Wind
an der Südostflanke des Hochs auf und dreht auf Nord über der Deutschen Bucht.
Für warnwürdige Böen sollte es aber noch nicht reichen. Dafür reicht es
insbesondere im Norden und Osten für leichten Frost, der sich in den übrigen
Regionen eher aufs Bergland und auf Bodennähe beschränkt. Ob die Luft bis dahin
so feucht ist, um Nebelfelder entstehen zu lassen (wie von einigen Modellen und
bedingt auch MOS angezeigt), ist fraglich. Am ehesten könnte Nebel im Thüringer
Becken und am Nordrand der Mittelgebirge entstehen.

Samstag… verstärkt sich die hochreichende Antizyklone bei Island weiter auf
mehr als 1050 hPa. Dagegen schwächelt die Hochdruckzone über Mitteleuropa und
die Vordergrenze der kalten Polarluft, die an der Ostflanke des Hochs nach Süden
vorstößt, erreicht Südskandinavien. Sie wird markiert durch die Kaltfront eines
Sturmtiefs, dass von Lappland in die Barentssee zieht. Der nachfolgende Trog
weitet sich stark nach Süden aus, wobei ein Höhentrog über die Nordsee nach
Nordengland reicht.
Außer dass der Nord- bis Nordwestwind über der Nordsee, angetrieben durch die
Gradientverschärfung am Rande des Hochs, weiter auffrischt und erste 7er Böen
zustande bringt, halten sich die Auswirkungen der beschriebenen Ereignisse für
uns tagsüber noch in Grenzen.
Bei geringem Gradienten, sowohl am Boden als auch in der Höhe, passiert
wettertechnisch hier nicht viel.
Zwar dreht der Wind auf nördliche Richtungen, aber erst langsam beginnt die
850-hPa-Temperatur im Norden unter 0°C zu sinken. Das eröffnet die Chance, dass
in der Südhälfte die Temperatur noch mal auf 15 bis 19°C steigt. Die Nordhälfte
muss sich mit 10 bis 14°C begnügen und an der Küste sind auch einstellige Werte
möglich.

Wettermäßig lässt sich trotz einiger Wolkenfelder zeitweise die Sonne blicken.
Ob es am Alpenrand oder auch über dem Südschwarzwald bzw. der Schwäbischen Alb
sogar für einen Schauer reicht (IFS, GFS), muss abgewartet werden. Zwar nimmt
die Labilität etwas zu (T850 um +3°C, T500 um -22°C), allerdings ist die Luft
trocken (PPW um 10 mm). Windwarnungen dürften – abgesehen von den schon
erwähnten Böen über der Nordsee – nicht fällig werden.

In der Nacht zum Sonntag kommt die arktische Polarluft nach Deutschland rein.
Bis zum Morgen sinkt die 850-hPa-Temperatur im äußersten Norden auf etwa -8°C,
die 0°C-Isotherme liegt knapp nördlich der Donau.
An der See wird es mit Winddrehung auf Nordost bis Nord windiger (7-8 Bft in
Böen, an der Ostsee Samstagfrüh vielleicht sogar 9er Böen), im nördlichen
norddeutschen Binnenland mehren sich die steifen Böen 7 Bft. Außerdem setzt von
der Ostsee her leichter Niederschlag ein, der sich langsam südsüdwestwärts
ausbreitet und teilweise in Schnee oder
zumindest Schneeregen übergeht. In den mittleren Landesteilen, eventuell auch im
Südwesten, sind mit Annäherung des Troges ebenfalls Schauer, im höheren Bergland
als Schnee, denkbar (vor allem von Euro 4 gezeigt). Frost tritt besonders im
Bergland auf, Bodenfrost dürfte aber großflächiger ein Thema werden.

Sonntag… verstärkt sich die Kaltluftzufuhr aus Norden bis Nordosten nach
Deutschland hinein noch. Die Temperaturen sinken im Norden in 850 hPa auf unter
-10 Grad, im Süden auf -2 bis -7 Grad. Der Höhentrog kommt nur langsam nach
Süden voran und weitet sich dabei über Frankreich zur Biskaya aus.
Unmittelbar vor dem Trog breiten sich schauerartige Niederschläge vom Norden bis
zur Mitte aus, wobei bis tiefe Lagen Schneeregen oder Schnee möglich ist, Glätte
ist wohl tagsüber nur in Lagen ab 400 bis 600 m ein Thema.
Auch ganz im Süden setzen Niederschläge ein, die dort oberhalb 800 m abends in
Schnee übergehen.
Der äußerste Nordwesten und Norden sind dann schon rückseitig des Troges unter
kräftigem Absinken, so dass dort auch länger die Sonne scheint. Ansonsten kommt
die Sonne nur gelegentlich zum Vorschein.
Von den hohen Temperaturen der letzten Tage ist nicht mehr viel zusehen. Im
Südosten, wo die Kaltluft zuletzt ankommt, sind vielleicht nochmal 10 bis 13
Grad drin. Sonst bleiben die Werte einstellig und im Nordosten ist schon bei
Maxima um +5 Grad Schluss.
Dafür sorgt das starke Hoch für einen kräftigen Gradienten, der in der
Nordwesthälfte verbreitet steife, exponiert stürmische Böen zur Folge hat. An
den Küsten sind häufiger 8 Bft und exponiert Sturmböen an der Tagesordnung
ähnlich wie auf einigen Berggipfeln.

In der Nacht zum Montag breitet sich vorübergehend ein Hochkeil zum zentralen
Deutschland aus und dort verschwinden die Wolken. Im Süden bleibt es
trogvorderseitig noch bewölkt mit Schneefällen. Im Nordwesten ziehen im Bereich
eines kleinen Tiefs über der Nordsee WLA-bedingt Wolken auf und nachfolgend kann
es etwas schneien, an der Nordsee später auch regnen. Verbreitet gibt es Frost
zwischen -1 und -5 Grad, in der Mitte auch zwischen -5 und -9 Grad. Über Schnee
ist im östlichen Mittelgebirgsraum auch strenger Frost möglich. Der Wind
schwächt sich ab und ist meist nicht mehr warnwürdig.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.

Ab Sonntagnachmittag sind in einigen Staulagen der Mittelgebirge und auch der
Alpen mehr als 5 cm Neuschnee in 6 Stunden bzw mehr als 10 cm in 12 Stunden
möglich (CosmoLEPS).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden