S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.02.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft bei meist einstelligen Höchstwerten und der Gefahr von
Sturmentwicklungen. In den Alpen zeitweise markanter Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.03.2020

Hauptmerkmal der am Montag beginnenden Mittelfrist ist ein umfangreicher
Langwellentrog über dem Nordostatlantik, der im Wochenverlauf durch
Kaltluftvorstöße aus der Labradorsee heraus oder von Kanada beständig
regeneriert wird. An seiner Südflanke wandern Kurzwellen bis nach West-, Mittel-
und Nordeuropa, bis sie in ihrer Progression durch ein sich aufwölbenden Rücken
über Russland mehr und mehr ausgebremst werden. Mit dem Langwellentrog ist ein
steuerndes Tief südlich von Island verbunden, mit den auch über uns
hinwegziehenden Kurzwellen herrscht größtenteils Tiefdruckeinfluss vor. Folglich
ergeben sich aus dieser Gegebenheit meist Großwetterlagen des Typs „Wz“, „TrW“,
„TrM“, „SWz“, „Ws“ oder „Ww“. Vorübergehender Zwischenhocheinfluss ist dann
meist nur von kurzer Dauer.

Am Montag findet sich Deutschland auf der Vorderseite des LWT in einer
südwestlichen Höhenströmung wieder. Auf der Rückseite eines Randtiefs über
Südskandinavien dominieren feuchte Luftmassen bei T850 hPa von -4 bis 1 Grad.

Am Dienstag schwenkt das Residuum eines zum Mittelmeer abtropfenden Randtroges
langsam über Deutschland hinweg. Süddeutschland gerät dabei in den
Hebungsbereich des durch resultierende Zyklogenese über dem zentralen Mittelmeer
sich verstärkenden Tiefs. Nach Norden hin steigt der Druck vorübergehend ein
wenig. Mit westlicher niedertroposphärischer Strömung sinken die Temperaturen in
T850 bei Zufuhr kalter Meeresluft auf -3 bis -5 Grad.

Am Mittwoch legt sich ein weiterer Randtrog über Deutschland. Am Boden wird
dadurch der schwache Zwischenhocheinfluss allmählich wieder abgebaut. Der Süden
(bzw. Südosten) verbleiben (bzw. geraten) im (in den) Einflussbereich des nun
auf Vb-artiger Zugbahn vom Mittelmeer nach Polen wandernden Tiefs.

Am Donnerstag wird der über uns liegende Randtrog durch einen weiteren Randtrog
regeneriert und amplifiziert dabei. Fronthafte Strukturen sind nicht
auszumachen, zumal auch die Frontalzone südwestlich von uns verbleibt.

Am Freitag zieht der Randtrog allmählich nach Osten ab, es folgt aber noch eine
weitere Kurzwelle. Das steuernde Tief südlich von Island verliert allmählich
seine Wirkung, da durch einen weiteren Trogvorstoß über dem Nordostatlantik ein
neues Tief westlich der Britischen Inseln die Regie übernimmt. Deutschland gerät
damit auf der Vorderseite dieses Komplexes wieder in eine südwestliche Strömung,
die vor allem nach Südosten hin antizyklonal gekrümmt ist. Ein Austausch der
Luftmasse erfolgt weiterhin nicht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag amplifiziert der Randtrog über dem
Nordostatlantik bis zur Iberischen Halbinsel. Das zugehörige Bodentief verlagert
sich in die nördliche Nordsee, seine Ausläufer erreichen Deutschland. Der Wind
frischt damit wieder auf, Potenzial für eine Sturmlage ist vorhanden. Die T850
hPa steigen bei Zufuhr milderer Luftmassen aus dem Südwesten auf 0 bis 4 Grad,
bevor sie mit Durchzug der Kaltfront des Tiefs am Sonntag langsam wieder sinken.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zwar sind die groben Höhenstrukturen des heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW mit denen
der beiden gestrigen Vorläufe bis zum Donnerstag noch im recht guten Einklang,
Unterschiede in den Details haben aber für die Bodenkonstellation entscheidenden
Einfluss. So wurde mit den gestrigen Läufen am kommenden Mittwoch (nach dem 12
UTC-Lauf auch noch am Donnerstag) ein kräftiges Randtief über den Britischen
Inseln und der Nordsee gerechnet, das uns sehr windiges oder stürmisches Wetter
gebracht hätte. Dieses Randtief ist nun vom Tisch. Ein weiteres kräftiges Tief
über Frankreich am Donnerstag und Freitag, das allerdings nur vom gestrigen 0
UTC-Lauf ins Spiel gebracht wurde, ist nun ebenfalls nicht mehr vorhanden. Dafür
wird das Tief in der erweiterten Mittelfrist ab Samstag deutlich stärker
prognostiziert. Damit einhergehend ist die bis zur Iberischen Halbinsel
reichende Austrogung in den Vorläufen nicht zu sehen gewesen, in diesen Läufen
sollte sich sogar ein Rücken aufwölben. Insgesamt lässt sich wie an den Vortagen
eine schlechte Konsistenz bescheinigen, offenbar bereitet die Konstellation mit
dem LWT und seinen Randtrögen (Trog-Keil-Muster in Abwesenheit der Frontalzone)
dem Modell weiterhin größere Probleme.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Kaum verwunderlich ist, dass wenn schon die obigen Konsistenzbetrachtungen
schlecht ausfallen, auch der Vergleich mit den anderen Modellen größere
Unterschiede offenbart. Wesentlich ist, dass ICON am Donnerstag ein veritables
Sturmtief über der Nordsee mit Sturmpotenzial für Deutschland im Programm hat.
Beim GFS gibt es ebenfalls ein kräftiges, aber nicht ganz so starkes Tief.
Dieses zieht über Frankreich nach Oberitalien. Die Tiefentwicklung in der
erweiterten Mittelfrist ab Samstag ist beim GFS dagegen nicht vorhanden und wird
durch ein weniger starkes Tief über der Iberischen Halbinsel ersetzt. GEM folgt
bis zum Freitag dieser Version. Danach nähert es sich der EZMW-Linie, das Tief
am Wochenende würde uns aber nicht vollständig erfassen. CMA wiederum ist dem
ICON noch am nächsten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Angesichts der schlechten Modellkonsistenzen erscheinen die Rauchfahnen des
EZMW-Modells für diverse deutsche Städte überraschend eng gebündelt. Dabei
bewegen sich die T850 hPa meist zwischen 0 und -6 Grad, während das Geopot 500
hPa auf recht niedrigen 520 bis 540 gpdam zu finden ist. Das Ensemble bestätigt
damit den Hauptlauf und den überwiegenden Trogeinfluss bei relativ niedrigen
T850 hPa. Beim Geopot 500 hPa sticht noch ins Auge, dass das Spektrum ab
Freitag/Samstag größer wird. Das unterstreicht die bereits gefundene
Unsicherheit in der Vorhersage des vom Hauptlauf angedachten Sturmtiefs zum
übernächsten Wochenende.

In der Clusteranalyse werden von Dienstag (0 UTC) bis Donnerstag (0 UTC) 5
Cluster angeboten, die allesamt den Langwellentrog über dem Nordostatlantik in
jeweils etwas unterschiedlichen Variationen zeigen. Auch zwischen Freitag (0
UTC) und Sonntag (0 UTC) gibt es 5 Cluster. 3 davon setzen auf die zur
Iberischen Halbinsel gerichtete Austrogung mit anschließender Bewegung nach
Osten. Nur nach C1 resultiert daraus aber auch ein Sturmtief für Deutschland.
Nach C4 tropft der Trog in Richtung Nordafrika ab, das Trogresiduum zieht über
Norddeutschland hinweg nach Osten. C5 lässt den Trog zum zentralen Mittelmeer
hin abtropfen und das Trogresiduum schneller abziehen.

FAZIT: Die Vorhersage gestaltet sich für die Mittelfrist schwierig. Einigermaßen
sicher ist, dass es eher wechselhaft wird mit zeitweiligen Niederschlägen bei
meist einstelligen Höchsttemperaturen. Im Bergland fällt zum Teil Schnee. Die
Windentwicklung ist nach aktuellem Stand zurückgefahren, die Konstellation birgt
aber die Gefahr für Sturmentwicklungen, die auch Deutschland treffen könnten.
Das für das übernächste Wochenende angedachte Sturmtief hingegen steht auf
ziemlich wackeligen Füssen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt in der Mittelfrist bei keinem Parameter Signale.

COSMO-LEPS und EZMW-EPS weisen für die höher gelegenen Alpen am Montag, Dienstag
und Donnerstag erhöhte Wahrscheinlichkeiten für markanten Schneefall mit Mengen
zwischen 10 und 20 cm in 24 Stunden auf.

Auch wenn die Modelle und Ensembles derzeit bis zum Wochenende keine Sturmlage
suggerieren, sind diese nicht völlig auszuschließen. Kleinere Änderungen in den
Vorhersagen lassen die Möglichkeit von Schnellläufern oder Sturmtiefs, die auch
Deutschland erfassen könnten, weiterhin offen. Darüber hinaus deutet die
Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist auf eine Sturmlage hin, allerdings
muss sich diese in den kommenden Läufen erst einmal als konsistent erweisen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler