SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.01.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Wz.
Bis morgen früh im Südosten vereinzelt gefrierender Regen möglich.
Am Montag nur auf exponierten Bergen Sturmböen.
Am Dienstag in der Mitte und im Süden verbreitet 8er Böen und einzelne 9er Böen.
Schwere Sturmböen in Verbindung mit kurzen Gewittern nicht ausgeschlossen.
Schneefallgrenze auf 600 bis 400 m fallend.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… Deutschland liegt auf der gradientschwachen Vorderseite eines
Westeuropäischen Troges, der ursprünglich aus dem alten spanischen
Tiefdruckgebiet (ŽIlkaŽ) hervorgegangen ist. Dank des sehr geringen Gradienten
sind die Hebungsbeträge auch nur gering und so wird es heute im Randbereich des
Hochdruckgebietes ŽEkartŽ tagsüber kaum Niederschlag auftreten. Einzig etwas
Sprühregen ist vereinzelt möglich, der vor allem vormittags besonders nach Osten
und Süden hin und teils im Mittelgebirgsraum auch gefrieren kann. Falls mal im
Südosten etwas Niederschlag in mittelhohen und hohen Wolkenfeldern entsteht, so
fällt dieser in eine trockene Schicht unterhalb von 700 hPa und verdunstet
meist. So gibt es heute in vielen Gebieten südlich der Mittelgebirgsschwelle
einen neblig-trüben Tag und lediglich die Lagen oberhalb von etwa 700 m ragen
aus der Žtrüben SuppeŽ heraus. Darüber gibt es aber hohe und mittelhohe
Wolkenfelder und daher auch dort nur ab und zu etwas Sonnenschein. Die
Höchstwerte liegen meist zwischen -1 Grad bei Nebel in Teilen Frankens und 9
Grad im Rheinland. Der Wind weht dabei meist nur schwach.

In der kommenden Nacht schwenkt der o. e. Trog in abgeschwächter Form über uns
hinweg nach Osten und andererseits greift der Ausläufer eines Tiefs zwischen
Island und Grönland auf den Westen Deutschlands über. Dieser befindet sich auf
der Vorderseite eines schärferen Troges, dessen Achse um 06 UTC die westliche
Nordsee und Benelux erreicht. Dieser Tiefausläufer bringt in der 2. Nachthälfte
im Westen leichten Regen (meist unter 5 mm). Im Süden ist zuvor durch den
schwachen Trogdurchgang etwas Regen zu erwarten, wobei durchaus Glatteis möglich
ist. Örtlich klaren Himmel dürfte es am ehesten in Teilen vom östlichen
Deutschland geben. Ansonsten überwiegt Nebel und Hochnebel. Die Temperaturen
gehen im Osten und Süden sowie teils in der Mitte auf +1 bis -2 Grad zurück. Im
Alpenraum ist auch Frost um -5 Grad möglich. Im Westen und Nordwesten dürfte es
dagegen frostfrei bleiben.
Präfrontal frischt der Wind im Westen und Nordwesten auf und weht im höheren
Bergland und an der Nordsee mit steifen, auf exponierten Bergen mit stürmischen
Böen und auf dem Brocken sind 9er Böen möglich.

Montag… überquert die wenig barokline und nicht wirklich gut ausgeprägte
Kaltfront den Nordwesten, während sie nach Süden hin deutlich zurückhängt. Grund
dafür ist die fortschreitende Austrogung über dem nahen Ostatlantik, die ein
Aufsteilen der vorderseitigen südwestlichen Höhenströmung und damit eine Abnahme
der frontsenkrechten Komponente zur Folge hat. Der frontale Regen greift auf den
Westen und Norden sowie teils auf die Mitte über. Die Gebiete südöstlich der Alb
und von Sachsen bis nach Südostbayern bekommen kaum Regen ab. Allerdings besteht
dort anfangs noch stellenweise Glatteisgefahr durch anfangs von der Front
abgesetzte geringe Niederschläge.
Postfrontal gelangt ein Schwall erwärmter subpolarer Meeresluft in den Westen
und Nordwesten, in der die 850-hPa-Temperatur auf 0 bis -2°C, die
500-hPa-Temperatur auf -26 bis -29°C zurückgeht. Das genügt, um am Nachmittag
einzelne Schauer zu generieren. Einzelne kurze Gewitter können im Nordwesten
nicht ausgeschlossen werden (vor allem von CD2 gezeigt). Im Südwesten kommen im
Tagesverlauf neue skalige Regenfälle an, die von einer flachen Welle an der
zurückhängenden Kaltfront sowie der diffluenten südwestlichen Höhenströmung vor
dem Trog angetrieben werden.
Bei Tageshöchstwerten von 6 bis 11°C (nur im Südosten halten sich noch ein paar
Kaltluftreste mit etwas niedrigeren Maxima) frischt der Wind aus Süd bis Südwest
vorübergehend spürbar auf mit 7er Böen in einigen Hochlagen und möglicher Weise
auch an der Nordsee. Hinter der Front deutet sich ein vorübergehendes Auffächern
des Gradienten an. Den meisten Wind bekommen die Hochlagen ab, wo auf
exponierten Kämmen, Kuppen und Gipfeln Böen 8-9 Bft, vereinzelt (Brocken,
Hochschwarzwald) 10 Bft auf der Karte stehen.

In der Nacht zum Montag erreicht der Höhentrog mit seiner Hauptachse
Westfrankreich, wobei er sich noch etwas verschärft. Das Zentraltief KIM hat
inzwischen das Seegebiet südlich Islands erreicht. Gleichzeitig findet man um
Mitternacht eine offene Welle über Südostengland, die im weiteren Verlauf die
Nordsee ansteuert. Auf ihrer Vorderseite legt die auf Südwest drehende
Grundströmung etwas zu, wobei erwärmte Meereskaltluft subpolaren Ursprungs
advehiert wird (T850 mit Ausnahme des äußersten Südostens 0°C oder knapp
darunter). Damit breiten sich schauerartige Regenfälle auf weite Teile des
Landes aus, die in Staulagen durchaus mal 10 bis 15, vereinzelt bis zu 20 mm
innert 12 h zusammenbringen können. Im Süden und Osten kann es anfangs noch
lokales Glatteis geben, die Schneefallgrenze sinkt in den Mittelgebirgen örtlich
auf 1000 m.
Der Süd- bis Südwestwind legt besonders im Südwesten zu, wo vermehrt Böen 7 Bft,
morgens vereinzelt 8 Bft auftreten. In den Höhenlagen bleibt es stürmisch, wobei
exponiert (Feldberg) sogar schwere Sturm- oder orkanartige Böen möglich sind.

Dienstag… zieht der kräftige Höhentrog nach Deutschland und erreicht mit
seiner Achse um 18 UTC den Osten und Südosten Deutschlands, wobei in der Mitte
und im Süden in 500 hPa die -35-Grad-Isotherme ins Spiel kommt. Die Frontalwelle
wird nach den meisten Modellen um 12 UTC im Raum Süddänemark simuliert, nur bei
EZMW über der nördlichen Nordsee. Insgesamt wird die Entwicklung aber lange
nicht so intensiv simuliert wie am Donnerstag oder Freitag, da der Jet sich zu
weit südlich befindet. Die Kaltfront des Tiefs überquert nachmittags bereits den
Osten Deutschlands.
Rückseitig gelangt ein Schwall hochreichender maritimer Polarluft in den
Vorhersageraum, in der T850 auf -2 bis -6°C, T500 auf -30 bis -36°C (jeweils 18
UTC) sinkt. Dabei kommt es – teils linienhaft organisiert – zu teils kräftigen
konvektiven Umlagerungen, die sich in zahlreichen Schauern und kurzen Gewittern
äußern. Dabei kann es bis ganz runter graupeln und die Schneefallgrenze geht auf
600 bis 400 m nach unten. Über Tag werden meist 3 bis 9 mm und im 24stg.
Zeitraum bis Dienstag, 12 UTC im Schwarzwald vereinzelt knapp über 30 mm
simuliert. Dauerregen ist aber gering wahrscheinlich (s. u.), zumal die
Schneefallgrenze zum Abend in die mittleren Lagen absinkt.
Auf der Südflanke des Bodentrogs kommt es nicht nur zu einer Stauchung des
Gradienten, von Südwesten her bohrt sich zudem ein Low-Level-Jet bis in die
mittleren Landesteile und südlichen Landesteile hinein, in dem die 850-hPa-Wind
bis 55 Kt hochgehen. Mit Hilfe des Impulstransportes – labil genug ist es
allemal – können besonders bei organisierter Konvektion kräftige Windspitzen
erreicht werden, im Tiefland bis Windstärke 9 Bft und schwere Sturmböen sind
nicht ganz ausgeschlossen. Auf den Bergen kann es 11er und 12er Böen geben. Aber
auch sonst wird es im Süden und in der Mitte windig mit verbreiteten stürmischen
Böen. Im Norden legt der Wind erst nach Passage des Bodentrogs stärker zu,
wahrscheinlich aber nicht so intensiv wie im Süden, so dass es an der Nordsee
8er Böen und im Landesinneren meist nur 7er Böen gibt.
Höchstwerte liegen zwischen 4 Grad im mittleren Bergland und 9 Grad am Nordrand
des Erzgebirges. In Südbaden sind vielleicht auch 10 Grad drin.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Umstellung der Wetterlage wird von den externen Modellen einheitlich
simuliert. Unterschiede gibt es noch bei der Böenprognose am Dienstag. Während
ICON innerhalb einer Linie mit Konvektion 9er und einzelne 10er Böen in der
Mitte und imSüden simuliert, bringen die anderen Modelle meist nur 8er Böen, im
Alpenvorland auch 9er Böen (EZMW).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden