SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.01.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB
Übergang zu gradientschwachem Hochdruckwetter ohne markante Wettererscheinungen.
Nur im Norden leichter Tiefdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… befindet sich der Vorhersageraum im Einflussbereich eines Höhentroges
mit eigenem Zentrum über dem Südosten von Deutschland. Da sich dieses Höhentief
nicht mehr im Bodendruckfeld wiederfinden lässt, kann man es als Kaltlufttropfen
bezeichnen. Am Boden kann man ein sich kräftigendes Hochdruckgebiet finden,
dessen Zentrum zum Mittagstermin bei den Britischen Inseln mit einem Kerndruck
von über 1045 hPa zu finden ist. Dieses Bodenhoch wird gestützt durch einen
kräftigen, aber eher zonal ausgerichteten Hochkeil, dessen Achse sich nördlich
von Deutschland in Richtung Südskandinavien erstreckt.

Mit dem Trog ist auch ordentlich Höhenkaltluft in Deutschland aktiv. So liegt
die 500 hPa Temperatur bei unter -35 Grad. Bei 850 hPa Temperaturen um -5 Grad,
ergibt sich damit eine Differenz von bis zu 30 K. Nicht überraschend sind im
Tagesverlauf einige Schauer aktiv. Das gilt vor allem für die Mitte und den
Süden des Landes. Gewitter sind hingegen eher unwahrscheinlich. Das liegt
insbesondere daran, dass beim Blick auf die CD2-Soundingen die CTT (Cloud top
temperature) nur wenig unter -10 Grad vorhergesagt wird.
Weiter nach Norden sind kaum Schauer zu erwarten, da dort zum einen das Absinken
durch den nahen Hochkeil stärker ist und zum anderen auch die Lapse Rates nicht
gar so steil sind. Mit Unterstützung des „warmen“ Nordseewassers sind zumindest
dort ein paar wenige schwache Schauer zu erwarten.

Die in der Mitte und im Süden zu erwartenden Schauer fallen im Tiefland
allgemein als Regen, hier und da auch mal mit Graupel oder nassem Schnee
vermischt. Im Bergland ist ab etwa 300 bis 400 m mit geringfügigem Neuschnee zu
rechnen, sodass es vorübergehend auch einmal glatt werden kann. Wenn sich im
Lauf des Tages der Trog bzw. das Zentrum des Höhentiefs etwas weiter nach Osten
verschiebt, kommt an den Alpen eine gewisse Anstaukomponente hinzu, die auch in
den Nachtstunden noch anhält. Damit sind im Alpenstau 5 bis 10 cm an Schnee bis
Montagmorgen im Bereich des Möglichen.

Am freundlichsten wird es im heutigen Tagesverlauf in Schleswig-Holstein, wo man
auch etwas vom Skandilee profitiert, sodass dort zum Teil langanhaltend die
Sonne scheint.

Zu erwähnen ist noch der Wind, der im Nordseeumfeld stark böig weht. Auf der See
sowie an exponierten Küstenabschnitten sind auch einzelne stürmische Böen
möglich.

In der Nacht auf Montag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss und kommt weiter in
Richtung Deutschland voran. So steigt der Luftdruck in ganz Deutschland über
1040 hPa. In Südengland werden knapp 1049 hPa vorhergesagt. Auch in der Höhe
löst sich der Kaltlufttropfen zusehends auf. Die zonal ausgerichtete Keilachse
verschiebt sich etwas weiter nach Süden in Richtung Dänemark.

Mit dem zunehmender Antizyklonalität und damit Absinken, gibt es kaum noch
Schauer, einzig am Alpenrand kann es staubedingt wie oben geschrieben noch etwas
schneien. Zum Teil halten sich noch tiefe Wolkenfelder. Im Norden ist zudem
etwas WLA aktiv, die den Höhenkeil überlaufen hat, sodass auch dort zeitweise
dichter Wolkenfelder vorüberziehen. Sonst kann die Wolkendecke auch mal stärker
auflockern. Im Nordwesten, in Küstennähe sowie in einigen Ballungszentren bleibt
die Nacht oft noch frostfrei. Sonst gibt es verbreitet leichten Frost bis -5
Grad. In höheren Berglagen im Süden und Osten sowie im Alpenvorland sind
durchaus auch mal unter -5 Grad möglich.

Beim Blick auf die Differenz von Belags- und Taupunktstemperatur zeigt sich,
dass vor allem in den nördlichen Landesteilen recht verbreitet Reifbildung zu
erwarten ist. Aber auch von der Mitte bis in den Süden kann es in den Regionen,
wo es in den Nachmittags- und Abendstunden noch Schauer gegeben hat zu Glätte
durch überfrierende Nässe kommen.

Zu guter Letzt sei noch die Bise zu erwähnen, die aufgrund einer ausreichenden
Luftdruckdifferenz zwischen Genf und Güttingen (bis 5 hPa) in Gang kommt und vor
allem in der Bodenseeregion bis etwa Montagmittag für einige Windböen sorgen
wird. Auf dem Feldberg treten Sturmböen auf.

Montag… erstreckt sich eine Hochdruckbrücke vom östlichen Nordatlantik bis zum
Schwarzen Meer und hat damit große Teile von Europa im Griff. Schaut man in die
Höhe so sieht man, dass der Süden immer noch von einem sich immer weiter
abschwächenden Kaltlufttropfen beeinflusst wird. Gleichzeitig kommt die Achse
des Keils noch etwas weiter nach Süden voran und erreicht damit den Norden
Deutschlands. Der Höhenkeil ist eigentlich mittlerweile ein eigenständiges
Höhenhoch. In Kombination mit dem kräftigen Höhentief bei Gibraltar ergibt sich
damit eine High over Low Lage. Die eigentliche Frontalzone verläuft nördlich des
Höhenhochs und beeinflusst vor allem Nordskandinavien. Ausläufer davon
überlaufen aber die Nordostflanke des Höhenhoch uns sorgen zumindest im Norden
von Deutschland für dichte Wolken und gelegentlich ein paar Tropfen.

Im großen Rest des Landes dominiert Absinken. Allerdings kann sich, wie bei der
schwachgradientigen Lagen eben üblich, die Grenzschichtfeuchte in Form von Nebel
und Hochnebel in einigen Regionen zäh halten. Schaut man sich die
Prognosesoundings an, dann sieht man aber, dass die Inversion in den meisten
Regionen bei 400 m liegt, sodass große Teile des Berglandes auf der Sonnenseite
liegen.

Der Wind frischt an der See im Tagesverlauf etwas auf, sodass zumindest auf
Rügen einzelne Windböen auftreten können.

In der Nacht auf Dienstag liegt die Achse des Höhenhochs über Deutschland und
auch Boden erstreckt sich das Hoch von Südengland über das Bundesgebiet bis zum
Balkan.

Durch das anhaltende Absinken erreicht die Inversion den Boden, sodass sich die
Bewölkung vielfach auch in den Tallagen auflöst. In den klassischen Lagen im
Süden deuten einige Modelle an, dass sich tiefe Bewölkung (Nebel und Hochnebel)
auch in den Nachtstunden halten können. Im Norden befindet man sich weiter im
Randbereich der etwas nach Süden vorankommenden Frontalzone, sodass dort
ebenfalls dichtere Wolkenfelder unterwegs sind.

Damit bleibt es im Norden frostfrei mit 5 bis 1 Grad. Sonst gibt es verbreitet
leichten bis mäßigen Frost. Je nachdem wie lange es klar ist, können die Werte
auf 0 bis -8 Grad, an den Alpen auch auf -10 Grad sinken. Glätte ist vor allem
in Verbindung mit lokal stärkeren Reifablagerungen oder durch überfrierende
Nebelnässe denkbar.

Der Wind legt im Norden noch etwas zu, sodass auf den nordfriesischen Inseln und
an der Ostsee zeitweise Windböen auftreten.

Dienstag… liegt die Hochdruckbrücke immer noch quer über Deutschland und sorgt
vor allem über der Mitte und dem Süden für viel Sonnenschein. Nur in einigen
wenigen Regionen (z.B. Nordhessen, Bodensee, Donau und angrenzende Flusstäler)
bleibt es zum Teils ganztags grau.

Im Norden und Nordosten befindet man sich weiter im Randbereich des Hochs,
sodass Ausläufer der kräftigen Tiefs über der Barentssee für dichte Wolkenfelder
und gelegentlich ein paar Tropfen Regen sorgen.

Warntechnisch ist noch der Wind zu erwähnen. An der Nordostflanke der
Hochdruckbrücke sind die Luftdruckgegensätze ausreichend für Windböen, die auf
den nordfriesischen Inseln und der Nordsee zu erwarten sind. Darüber hinaus
verläuft der Tag voraussichtlich warnfrei.

Dort wo sich Nebel/Hochnebel halten, bleibt es dauerfrostig, sonst werden 3 bis
7 Grad erwartet.

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich an der Großwetterlage nichts Wesentliches.
Die dichten Wolkenfelder aus dem Norden kommen noch etwas südwärts bis zur Mitte
voran. Gelegentlich kann ein wenig Niederschlag fallen. Den Prognosesoundings
folgend ist dies wohl Sprühregen. An der Ostsee gibt es anhaltend Windböen. Die
Tiefstwerte liegen dort bei 5 bis 1 Grad.

In der Südhälfte wird es abgesehen von den bereits tagsüber angesprochenen
Gebieten vielfach klar bleiben, sodass die Tiefstwerte zwischen -1 und -10 Grad
erwartet werden. Abgesehen von lokaler Reifglätte oder Glätte durch
überfrierende Nebelnässe bleibt es warnfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Es lassen sich keine nennenswerten Unterschiede im kurzfristigen
Vorhersagebereich ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer