S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.01.2020 um 10.30 UTC

Ruhige Hochdruckwetterlage mit Grenzschichtproblematik und kaum Wettergefahren,
dabei eher kühl. Zum übernächsten Wochenende hin wieder Übergang zu zyklonalem
Wetter mit anschließender Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.01.2020

Schöpfte der geneigte Winterfan am gestrigen Donnerstag noch ein wenig Hoffnung,
dass sich dieser schon zur Hälfte absolvierte Winter nun endlich auch im
Tiefland in Richtung Kälte und vielleicht sogar Schnee bewegt, so muss am
heutigen Freitag schon wieder konstatiert werden, dass davon nicht viel übrig
geblieben ist. Die Atmosphäre scheint darauf getrimmt, alle winterlichen Ansätze
in den Modellen mit einem Handstreich am nächsten Tag wieder wegzuwischen.

Zum Beginn der am Montag startenden Mittelfrist wird sich unterstützt durch ein
Höhenhoch mit Zentrum knapp westlich von Island eine umfangreiche Antizyklone
mit Zentrum über Mittelengland und einem imposanten Kerndruck von über 1050 hPa
durchgesetzt haben. Dem steht ein Höhentief über der Iberischen Halbinsel und
dem nördlichen Afrika gegenüber, das eine Zyklone mit Kern über Marokko füttert.
Dieses Tief wird am westlichen Mittelmeer für einigen Wirbel (Orkanböen und sehr
viel Regen) sorgen. Diese als „High-over-Low“ zu beschreibenden Großwetterlage
(„BM“ bzw. „HB“) ist als „Blocking“ einzustufen, welches die zuvor länger
andauernde positive NAO mit der Westwinddrift unterbricht und vielleicht dazu
taugt, bei uns Wetterregime einzustielen, die kälteres Wetter bringen. Genau das
wird aber nach den neuesten Prognosen des EZMW nicht der Fall sein, sondern
vielmehr zu einer Rückkehr zu einer positiven NAO führen. Dieses mit deutlicher
Ensemblemehrheit gebrachte Szenario bringt letztlich durch eine zonale Strömung
Tiefdruckgebiete nach Mitteleuropa zurück, die aus West oder Südwest milde
Luftmassen mit sich führen und die nur kurzzeitig postfrontal mal kältere Luft
aus dem Nordwesten einfließen lassen. Diese hat bei guter Durchmischung durch zu
erwartenden zunehmenden Wind aber kaum Chancen, sich auch bodennah
durchzusetzen.

Die Umstellung der „High-over-Low“-Wetterlage vollzieht sich im Wochenverlauf
und wird voraussichtlich spätestens am Samstag vollendet werden. Und wie in den
vergangenen Wochen dienen nach Süden gerichtete kräftige Kaltluftausbrüche über
der Labradorsee als Trigger. Dabei wird die Höhenantizyklonale durch einen
ersten Langwellentrog am Dienstag und Mittwoch zunächst in ihrem Ostteil
geschwächt. Ein zweiter Langwellentrog, der am Freitag Kontakt aufnimmt zum
weiter über der Iberischen Halbinsel liegenden Höhentief, löst die
Höhenantizyklone bis Samstag dann mehr und mehr auf. Schlussendlich resultiert
daraus ab dem Wochenende die bereits angesprochene Rückkehr zu einer positiven
NAO mit den altbekannten Pappenheimern „Wz“, „NWz“ und „SWz“.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Umstellung der Wetterlage von einer „High-over-Low“-Situation zurück zu
einer positiven NAO mit zonaler Strömung wurde auch von den Vorläufen
favorisiert. In den Details gibt es jedoch Unterschiede, beispielsweise bei der
Austrogung des ersten Langwellentrogs, die beim gestrigen 0 UTC-Lauf bis zum
Freitag weiter westlich vonstattenging. Die Niederschlagssignale im Norden und
Osten sind dadurch schwächer geworden. Beim zweiten Langwellentrog am
übernächsten Wochenende werden die Unterschiede noch größer, vor allem im
Zusammenspiel mit dem Höhentief über der Iberischen Halbinsel. Dem gestrigen 0
UTC-Lauf zufolge sollte kein Kontakt erfolgen, den beiden jüngsten Läufen nach
in etwas unterschiedlicher räumlicher und zeitlicher Exposition aber schon. So
oder so wird es auf zyklonalen Einfluss hinauslaufen, wobei die Niederschläge
sich ein wenig unterschiedlich verteilen. Die involvierten Luftmassen (frische
Meeresluft mit T850 hPa von -4 bis 0 Grad) lassen mit dem neuesten Lauf anfangs
immer noch Schneefälle zumindest im höheren Bergland zu.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON hält es wie das EZMW und stellt im Wochenverlauf um auf Zyklonalität, ist
dabei sogar etwas schneller. Beim GFS dagegen hält das Höhenhoch länger durch,
sodass vor allem der Süden und Südwesten länger vom Hochdruckeinfluss
profitieren, während im Norden wechselhafteres Wetter herrscht. Die beteiligten
Luftmassen haben ähnliche thermische Eigenschaften wie beim EZMW. GEM ist der
GFS-Variante sehr nah mit einem länger durchhaltenden Höhenhoch. NAVGEM folgt im
Wesentlichen den Spuren des EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die T850 hPa-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für diverse deutsche Städte
ein Auf und Ab der Temperaturen zwischen -6 und 6 Grad, wobei Haupt- und
Kontrolllauf sich gut in den Median einbetten. Ab Dienstag öffnen sich die
Spreads durch wenige Einzelmember. Bei den 500 hPa-Geopot-Rauchfahnen gibt es
bis zum Freitag meist einen sehr engen Verlauf bei steigendem Potenzial.
Anschließend fallen die Kurven etwas ab, wobei Haupt- und Kontrolllauf aber
weiterhin gut dem Mittelbereich folgen. Auffallend sind jedoch ein paar Member,
die das Geopotenzial viel deutlicher fallen lassen, woraus stärkerer
Trogeinfluss resultieren würde. Niederschlagssignale finden sich hauptsächlich
ab Samstag, zuvor nur mit geringen Ausschlägen in einigen Städten im Norden und
Osten. Das Ensemble stützt somit die Aussagen des deterministischen Laufes bis
in den erweiterten mittelfristigen Zeitraum am übernächsten Wochenende.

Die Clusteranalyse liefert für Mittwoch, 0 UTC bis Freitag, 0 UTC trotz dreier
Cluster keine neuen Erkenntnisse. Für Samstag, 0 UTC bis Montag, 0 UTC werden
nur zwei Cluster gebracht, die beide das Regime positive NAO aufzeigen und sich
im Wesentlichen durch den zeitlichen Ablauf von Trog-Keil-Mustern unterscheiden.

FAZIT: Das ruhige Hochdruckwetter mit Grenzschichtproblematik bei niedrigen
einstelligen Temperaturen und Nachtfrösten bis zum Freitag ist relativ sicher.
Leichte Niederschläge können dabei allerdings im Norden und Osten auftreten, in
höheren Lagen fällt Schnee. Am übernächsten Wochenende erfolgt dann
wahrscheinlich ein Übergang zu zyklonalerem Wetter mit Niederschlägen, wobei
anfangs noch kühlere Luft wirksam ist, die zumindest im Bergland Schnee bringt.
Anschließend ist eine Milderung wahrscheinlich. Mit dem zunehmenden
Tiefdruckeinfluss besteht zudem abhängig von der Zugbahn auch wieder die Gefahr
für Wind- oder Sturmlagen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die ruhige Hochdruckwetterlage birgt bis zum Wochenende kaum markante
Wettergefahren.

Allenfalls der teils lebhafte Wind an der See wäre zu erwähnen. Stürmische Böen
können vor allem am Dienstag an der Ostsee auftreten, ansonsten sind die
Wahrscheinlichkeiten eher gering.

Darüber hinaus gibt es am Alpenrand insbesondere in der Nacht zum Mittwoch
örtlich strengen Frost unter -10 Grad.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler