SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.12.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Nordwesten bis in nördliche NRW sowie im Thüringer Becken und im Harzvorland
stürmische Böen. An der Küste und im höheren Bergland Sturmböen, auf exponierten
Bergen Böen Bft 10 bis 12. In der Nacht zum Dienstag im Bergland oberhalb 400
bis 500 m Schneeschauer mit Schneeglätte, in Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge Schneeverwehungen nicht auszuschließen, am Dienstag unter
Zwischenhocheinfluss Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… Die Okklusion eines Sturmtiefs bei den Shetlandinseln hat auf den
Nordwesten übergegriffen und verlagert sich ostsüdostwärts über Deutschland
hinweg. Sie erreicht zum Tagesende etwa die Donau. Dabei wir die nach
Deutschland einströmende Subtropikluft durch erwärmte Meeresluft subpolaren
Ursprungs ersetzt. Die an den Tiefausläufer gekoppelte breite Trogvorderseite
sorgt für Hebung und Regenfälle, die allerdings mit 1 bis 7 mm, in Staulagen
vereinzelt um 10 mm innerhalb von 12 Stunden weitab von Warnschwellen liegen. Im
Bereich der Front und postfrontal frischt der Wind auf und so sind in der Mitte
und im Nordosten sowie Osten steife Windböen zu erwarten. In höheren Lagen und
in Nordwestdeutschland, später auch im Thüringer Becken sowie im Harzvorland
stehen stürmische Böen, unmittelbar an der See und auf Berggipfeln 9er Böen auf
der Warnkarte. Auf exponierten Bergen muss mit Böen Bft 10 bis 12 gerechnet
werden. In den Abendstunden kann es dann auch ganz im Süden 7er und exponiert
8er Böen geben. Postfrontal strömt zwar wenig kühlere Meeresluft zu uns, in der
die Temperatur in 850 hPa bis zum Abend im Norden und in der Mitte auf 0 Grad
oder knapp darunter zurückgeht, jedoch ist diese Luftmasse gut durchmischt, so
dass es heute sogar milder wird als am Samstag: Die Maximum-Temperaturen liegen
verbreitet zwischen 10 und 12 Grad, im Südwesten vereinzelt bei bis zu 14 Grad
und im höheren Bergland um 8 Grad.

In der Nacht zum Montag erreicht die Front die Alpen, kommt also im Südosten nur
langsam voran, so dass die Regenmengen in Staulagen des Bayerischen Waldes 10
bis 15 mm erreichen können. Postfrontal fallen bei aufgelockerter bis starker
Bewölkung einzelne Schauer und an der Nordsee ist vielleicht mal ein kurzes
Gewitter dabei. Hier sinken in 500 hPa die Temperaturen vorübergehend auf -32
Grad, so dass die Temperaturdifferenz zwischen 500 und 850 hPa vorübergehend auf
30 K ansteigt. Der Gradient fächert vor einem von Westen her nach Benelux
schwenkendem, auch in der Höhe ausgeprägten Trog nur vorübergehend auf, so dass
meist nur noch auf den Bergen und an der See stürmische Böen und Sturmböen
auftreten. In der 2. Nachthälfte und Montagfrüh nimmt aber im Westen vor dem
Bodentrog der Wind wieder zu mit steifen, exponiert mit stürmischen Böen.

Montag… zieht der o. e. Trog über Deutschland hinweg nach Osten und in der
Höhe wird er abends und in der Nacht zum Montag im Osten regeneriert. Mit dem
Durchgang des Bodentroges ist die subpolare Meeresluft nicht besonders kalt mit
850-hPa-Temperaturen um -2 Grad, so dass die Schauer erst oberhalb von 800 bis
1000 m in Schnee übergehen. Angesichts von Temperaturen bei -30 Grad oder knapp
darunter kann auch ein kurzes Gewitter mit Graupel nicht ganz ausgeschlossen
werden. Mit dem Trogdurchgang und den Schauern ist vorübergehend eine
Windzunahme verbunden, so dass wieder häufiger 7er Böen auftreten. Bei kräftigen
Schauern kann auch eine stürmische Bö nicht ausgeschlossen werden. In dem
Bodentrog befindet sich knapp nördlich von uns eine Bodenzyklone, die bis zum
Abend zur Südspitze Schwedens zieht. In ihrem Randbereich nimmt am Nachmittag in
Nordwestdeutschland der Wind zu und dreht auf Nordwest. Damit sind dann an der
Nordsee 9er und 10er Böen wahrscheinlich und ICON simuliert vor den
Nordfriesischen Inseln gar die Bft 11. Landeinwärts können im Nordwesten 8er
Böen auftreten.
Auf exponierten Bergen gibt es weiterhin 8er bis 10er und sehr exponiert auch
11er Böen.
Allgemein ist es wechselnd bis stark bewölkt und die Sonne zeigt sich allenfalls
nur kurz. Es bleibt noch mild mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 Grad in
Holstein und 11 Grad in der Lausitz und am Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Bodentief zur östlichen Ostsee und es führt
von Nordwesten zunehmend kältere Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland,
in der die 850-hPa-Temperatur auf -4 Grad im Nordosten und -7 Grad im Süden
sinkt. Entsprechend sinkt auch die Schneefallgrenze auf 500 bis 300 m und vor
allem im Harz und in den östlichen Mittelgebirgen muss mit Schneeschauern
gerechnet werden. Meist dürfte aber die gelbe Schneefallwarnung ausreichen, da
die Niederschlagsmengen meist bei 1 bis 5 mm innerhalb von 12 Stunden liegen.
Lediglich im einsetzendem Nordweststau der Alpen ist mit 5 bis 10 cm und örtlich
mit 10 bis gut 15 cm Neuschnee oberhalb von 800 bis 1000 m zu rechnen.
Der Wind ist eingangs der Nacht im Norden noch kräftig mit steifen Windböen. An
der See sind 8er bis exponiert 10er Böen möglich, ehe in der 2. Nachthälfte der
Wind schwächer wird, so dass Dienstagfrüh nur noch im Nordosten steife Böen
auftreten sowie stürmische Böen an der Ostsee. Auf den Bergen gibt es weiterhin
stürmischen und exponiert auch Sturmböen, auf dem Brocken anfangs 10er Böen.
Bei Tiefstwerten zwischen 4 und 0 Grad kann es wieder recht verbreitet
Bodenfrost geben und im Bergland ist geringer Luftfrost zu erwarten.

Dienstag… ziehen Höhen- und Bodentrog ab und von Westen her steigen Potenzial
und Luftdruck kräftig an. Oder anders ausgedrückt, die eingeflossene polare
Meeresluft (T850 inzwischen -4 bis -7°C) kommt unter Zwischenhocheinfluss, was
Wind und Niederschlag zur Ruhe bringt. Am Vormittag kommt es im Süden und
Südosten noch zu einigen Schneeschauern, die vor allem an den Alpen noch mal ein
paar Zentimeter Neuschnee bringen. Ansonsten lockert die Wolkendecke mal mehr,
mal weniger auf und es bleibt für längere Zeit niederschlagsfrei.
Zum Abend hin frischt der auf Süd drehende Wind auf der Nordsee sowie an der
Grenze zu BeNeLux schon wieder auf – ein klares Zeichen auf das nächste
Sturmtief (genannt SIRO), das am Mittag vor der isländischen Südküste thront.
Kerndruck knapp unter 965 hPa! Temperaturmäßig reicht es am Dienstag „nur“ noch
zu 4 bis 8°C und im höheren Bergland liegen die Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch gibt es bei anfangs teils klarem Himmel in der
Südosthälfte und im Mittelgebirgsraum leichten Frost. In Südostbayern sind sogar
Tiefstwerte zwischen -5 und -9 Grad zu erwarten. In der 2. Nachthälfte setzt im
Westen und Nordwesten durch ein neues Frontensystem Niederschlag ein. Dabei ist
in den westlichen Mittelgebirgen sowohl etwas Schnee als auch gefrierender Regen
möglich!

Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle zeigen sowohl von den Basisfeldern als auch beim Niederschlag und
beim Wind eine recht ähnliche Entwicklung.

Was die Wahrscheinlichkeit von orkanartigen Böen morgen an der Nordsee angeht,
so gibt es bei CosmoLEPS praktisch keine Hinweise dafür. Anders bei PEPS: Hier
liegen die Wahrscheinlichkeiten zwischen Friedrichskoog und Sylt bei 30 bis 50
Prozent!

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden