S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.12.2019 um 10.30 UTC

Wechselhaft und teils sehr windig. Dabei oftmals Niederschlag, im Bergland teils
als Schnee. Im Flachland durchweg als Regen. Verhältnismäßig mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.12.2019

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag zeigt
die Geopotentialverteilung über dem östlichen Mitteleuropa einen markanten
Langwellentrog, der im weiteren Tagesverlauf Verlauf nach Osten abzieht und mit
einem größeren Teil Richtung östliches Mittelmeer abtropft. Gleichzeitig schiebt
sich ein Höhenkeil über Westeuropa Richtung Mitteleuropa vor. Dadurch klingen
die Niederschläge auch im Südosten des Landes im Tagesverlauf allmählich ab und
es stellt sich generell eine vorübergehende Wetterberuhigung ein. Die
eingeflossene polare Luftmasse kommt zur Ruhe.
Diese Ruhe ist jedoch nur von kurzer Dauer, da sich ein vor der Südspitze
Grönlands rasant verstärkendes Tiefdruckgebiet zügig nach Osten verlagert und
sich in der Nacht zum Mittwoch als steuerndes Sturmtief über der Grönlandsee
bzw. Island einnistet. Dabei wird die teilokkludierte Kaltfront im Verlauf der
Nacht zum Mittwoch über Nordwesteuropa nach Benelux geführt. Die Folge ist in
der Nacht eine Bewölkungsverdichtung von Westen her und erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für erste Niederschläge im Nordwesten Deutschlands. Bei
einer durchmischten Grenzschicht dank eines leicht böigen Südwestwindes (über
Land) deutet sich aus heutiger Sicht dabei keine großräumige Glatteisregenlage
an. Allerdings muss man im Süden und Osten des Landes mit Nachfrost rechnen, so
dass es dort lokal zu Glätte durch Überfrieren kommen dürfte.
Am Donnerstag nähert sich von Westen her ein neuer nach Süden zu ausgreifender
Randtrog Deutschland. Dadurch bekommt die über dem Nordwesten des Landes
liegende teilokkludierte Kaltfront einen Schub und verlagert sich allmählich
ostwärts Richtung Polen und Ungarn. Bei Temperaturen in 850 hPa Niveau von etwa
0 Grad überwiegt bei den Niederschlägen die flüssige Phase und oberhalb von etwa
600 bis 900 m setzt die feste Phase ein.
Am Freitag schwenkt der o. e. Randtrog nach Polen und Weißrussland ab, von
Westen nähert sich in der strammen westlichen Strömung ein neues Randtief,
welches im Tageverlauf die Britischen Inseln erreicht. Der dazugehörende
Frontenzug erfasst Deutschland im Tagesverlauf mit Wolken, zeitweiligen
Regenfällen sowie starken bis stürmischen Winden. Die Schneefallgrenze liegt bei
wenig geänderten 850 hPa Temperaturen weiterhin bei rund 800 m.

Auch am Samstag sowie im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt
sich das wechselhafte, windige und verhältnismäßig milde Wetter fort.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der Mittelfristige Vorhersagezeitraum ist im Wesentlichen geprägt von einer
progressiven Westwindwetterlage mit zahlreichen Trog- und Keilpassagen. Bis
Samstag zeigen die letzten Läufe von IFS eine recht hohe Übereinstimmung
bezüglich der Geopotentialverteilung. Alles in allem zeigen alle Läufe eine
wechselhafte Mittelfrist mit nur kurzen Unterbrechungen. Mit der Zufuhr milder
atlantischer Luftmassen und sich nur temporär durchsetzenden etwas kälteren
Rückseitenlagen bleibt der Flachlandwinter weiterhin in weiter Ferne (was jedoch
nicht nächtlichen Frost und Glätte sowie regionale Schneefälle im Süden teils
bis in tiefe Lagen ausschließt).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen gängigen Globalmodelle wie GFS, GEM und ICON zeigen ähnliche
Ergebnisse. Es setzt sich eine recht milde Westströmung über Mitteleuropa durch.
Dabei sind Phasenverschiebungen und Amplitudenausschläge einzelner
durchschwenkender Wellen möglich und lassen sich im Detail nicht näher
klassifizieren. Unter Trogeinfluss wechselhaft soll es nach allen Modellen
werden, doch Feinheiten wie mögliche Schneefälle im Süden in der Nacht zum
Donnerstag können bei der vorhandenen Unsicherheit noch nicht mit großer
Zuversicht beantwortet werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Beim Blick auf die Cluster von 72 bis 96 h beginnt die Mittelfrist mit sechs
Clustern, wobei alle das klimatologische Regime „positive NAO“ zeigen. Bei allen
Lösungen liegt Deutschland am Rande eines markanten Troges, der im Begriff ist
nach Osteuropa abzuziehen, bzw. teils auch Richtung östliches Mittelmeer
abzutropfen. Danach schwenkt ein Höhenkeil von Westen her über uns hinweg, der
bei fast allen Clustern im Lauf des Mittwochs schon wieder verschwunden ist.
In der Folge 120 bis 168 h verbleibt die Anzahl der Cluster bei vier, wobei fast
alle das klimat. Regime „positive NAO“ hervorheben. Nur zwei Cluster beinhalten
kurzzeitig mal das Regime „negative NAO“.
Wie bereits in der Beschreibung der Wetterentwicklung besprochen zeigen sich
einige Diskrepanzen beim Blick auf die Geometrie des Höhentroges am kommenden
Dienstag sowie der daraus resultierenden eventuell anschließenden Entwicklung
eines Bodentiefs über Norditalien, was durch den neuesten Lauf weiter östlich
über Griechenland simuliert wird. Dennoch kann der Mittelfrist auch beim Blick
auf die Cluster ein wechselhafter und normal bis mild temperierter
Witterungscharakter bescheinigt werden.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim Blick auf die Meteogramme, wo ein
stetiges auf und ab der Niederschlagskurven bzw. der 850 und 500 hPa ENS
Rauchfahnen deutschlandweit gezeigt wird. Das Windmaximum am Montag kommt
besonders im Südwesten deutlich raus und auch die Schneeoptionen im Süden (am
Alpenrand) werden mit großen Unsicherheiten angedeutet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt am Montag abgesehen vom Norden und Osten verbreitet erhöhte Werte
für Sturmböen mit den Spitzen im Südwesten. In der Nacht zum Dienstag werden die
Werte dann im Norden wieder höher. Dafür lässt der Wind im Süden wieder etwas
nach. Allerdings schwankt die genaue Schärfe des Gradienten von Lauf zu Lauf
(zumal das Modellklima über der Deutschen Bucht bereits höhere Werte zulässt und
somit die Abweichung im EFI nicht so markant herausgearbeitet werden kann).
IFS-EPS zeigt im Südwesten tagsüber besonders im etwas höheren Tiefland bereits
verbreitet Böen Bft 8 bis 9 (Bft 9 mit rund 35 %) und in der Nacht zum Dienstag
über der Deutschen Bucht mit 20 bis 30 % Böen Bft 11.
In der Folge beschränken sich stürmische oder Sturmböen auf die Küsten
(besonders Nordsee) und weiten sich mit geringen Wahrscheinlichkeiten temporär
in den Nordwesten von Deutschland aus. Darin stimmen auch die weiteren Modelle
und Ensembleverfahren überein.

In der Nacht zum Dienstag deuten sich durch EFI und andere statistischen
Verfahren am Alpenrand markante Schneefälle, teils auch unwetterartige
Schneefälle an. Diese klingen dann am Dienstag tagsüber wieder ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer