SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.12.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz
Heute abflauender, kommende Nacht wieder zunehmender Wind. An der Küste
Sturmböen, am Montag dann teilweise schwere Sturmböen oder sogar orkanartige
Böen. Auf den Bergen stürmische Böen oder Sturmböen, in exponierten Lagen ab
Sonntag orkanartige Böen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… verlagert sich ein Trog relativ flott in Richtung Osten. Ihm folgt
vom nahen Ostatlantik ein flacher Rücken nach. Dadurch kommen wir in eine
nordwestliche Höhenströmung, der am Boden eine recht flotte Südwest- bis
Westströmung gegenübersteht. Mit der Bodenströmung wird subpolare Meeresluft zu
uns geführt in der gebietsweise Schauer eingelagert sind. Bei einer T850 um 0°C
ist Schnee im Mittelgebirgsbereich kein Thema.
Der Regen, der die Glatteiswarnungen im Südosten ausgelöst hat, hat Deutschland
ostwärts verlassen. Nach Auslaufen der Unwetterwarnung muss allerdings im
Südosten vorerst weiterhin mit Glätte gerechnet werden.

Insgesamt sorgt die um den Keil herumgeführte WLA heute für meist bedeckten
Himmel, Auflockerungen sind am ehesten im Süden und Südosten zu erwarten. Die
Temperaturen steigen heute auf 5 Grad im Südosten und bis auf 11 Grad am Rhein.

Warnrelevant ist heute allerdings der westliche Wind. Vor allem im Norden und im
Osten kann er bis ins Flachland mit steifen Böen (Bft 7) wehen. Auf den Bergen
sind stürmische Böen oder Sturmböen der Stärke 8 bis 9 zu erwarten. Am
Nachmittag schwächt sich der Wind dann vorübergehend ab.

In der kommenden Nacht überquert uns dann der Höhenrücken, der jedoch von WLA
überlaufen ist. Der Grund dafür ist rückseitig des Keils zu erkennen, denn dort
verstärkt sich ein weiterer Höhentrog, der in der Nacht die Britischen Inseln
erreicht. Korrespondierend dazu hat sich am Boden über dem Ostatlantik ein
Sturmtief gebildet, das sich am Sonntagmorgen mit mehreren Zentren im Seegebiet
zwischen Island und Schottland befindet. Damit verbunden ist ein Frontensystem,
das am Morgen den Kontinent erreicht. In der Folge nimmt vor allem an der
Nordsee und im Nordwesten der Wind wieder zu und es gibt bis ins Binnenland Böen
der Stärke 7., an der Küste Bft 8 und exponiert Bft 9. Auch auf den Bergen nimmt
der Wind wieder zu. In exponierten Lagen kann es sogar schwere Sturmböen, auf
dem Brocken auch orkanartige Böen aus Südwest geben.
Frost und damit die Gefahr von Glätte durch überfrierende Nässe kann es am
ehesten im südöstlichen Bergland und am Alpenrand geben.

Sonntag… amplifiziert sich im Laufe des Tages der Höhentrog über den
Britischen Inseln und dadurch dreht die Höhenströmung bei uns zunehmend auf
Südwest. Der vom Trog gestützte bodennahe Tiefdruckkomplex verlagert sich weiter
ostwärts und liegt am Tagesende im mittleren Skandinavien. Das damit verbundene,
stark okkludierte Frontensystem überquert Deutschland rasch ostwärts und wird
lediglich im Süden noch zurückgehalten. Sein Niederschlagsgebiet erfasst damit
außer den Südosten das ganze Bundesgebiet. Hinter der Okklusion wird subpolare
Meeresluft zu uns geführt und die zwischenzeitig auf bis zu 4°C angestiegene
T850 sinkt wieder auf Werte um 0°C ab.
Postfrontal ist die Schichtung leicht labil und daher gibt es Schauer, für
Gewitter reicht es aber eher nicht.

Markant ist wieder die Windentwicklung, die mit der Front erfolgt. Außer im
Süden kann es überall auch im Flachland Böen der Stärke Bft 7 und in Küstennähe
Bft 8 geben. Auf den Berggipfeln gibt es stürmische Böen oder Sturmbögen (Bft 8
bis 9), exponiert 10 bis 12.
Es ist sehr mild bei Tageshöchstwerten von 8 bis 12 Grad, im Südwesten teilweise
bis 14 Grad.
Freundliche Abschnitte sind am ehesten im Südosten zu erwarten.

In der Nacht zum Montag erreicht der Trog unsere westlichen Landesteile. Es
bleibt sehr windig bis stürmisch mit Schauern oder zum Teil auch kurzen
Gewittern. Postfrontal sinkt die T850 unter 0°C und daher kann es in Lagen
oberhalb von etwa 800 m auch zu Schnee kommen.

Da mit dem Höhentrog sich auch ein Bodentrog nähert, verstärkt sich der Gradient
und von Westen her nimmt der Wind weiter zu. An der Küste und im äußersten
Westen gibt es bis ins Flachland stürmische Böen, sonst in der gesamten
Westhälfte Böen der Stärke 7. Auf den Bergen sind Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen und Böen bis in den Orkanbereich zu erwarten (Brocken,
Feldberg/Schwarzwald, Fichtelberg).

Montag… kommt Deutschland vollends in den Trogbereich und somit unter labil
geschichtet maritime Polarluft. Das führt fast überall zu Schauern, im
Küstenbereich auch zu Gewittern. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 800 m und
dem entsprechend kann es in höheren Bergregionen Schnee geben.
Mit dem Trog kommt auch ein Bodentrog nach Deutschland. Auf der Rückseite des
Bodentroges wird ein flaches Tief über Norwegen nach Süden geführt und bildet
über Dänemark nach Lesart von ICON ein abgeschlossenes Tief mit einer
Kernisobare von 990 hPa. Die anderen Modelle unterscheiden sich davon allerdings
nicht signifikant.

Daher bleibt die Windentwicklung am Montag markant. In der gesamten Westhälfte
muss auch im Flachland mit stürmischen Böen gerechnet werden. Auf den Bergen
gibt es Sturmböen, in exponierten Lagen schwere Sturmböen oder orkanartige Böen.
Im Nordseeküstenbereich verschlimmert sich die Situation mit Herannahen des
Bodentiefs am Nachmittag. Dann muss an der Küste mit schweren Sturmböen, auf den
Nordfriesischen Inseln mit orkanartigen Böen gerechnet werden.

Es ist fast überall stark bewölkt bis bedeckt, lediglich im Osten und Südosten
ist mal die Sonne zu sehen. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei milden 9 bis
11 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Trog langsam ostwärts und das
korrespondierende Bodentief liegt am Dienstagmorgen bereits in der mittleren
Ostsee. Daher verlagert sich das Windfeld im Verlauf der Nacht ostwärts und im
Nordwesten sind dann keine Windwarnungen mehr erforderlich. Im Nordosten gibt es
allerdings bis zum Morgen selbst bis ins Binnenland noch Böen der Stärke 8, an
der Küste Bft 9 bis 10 aus Nordwest bis Nord. Auch auf den Bergen gibt es
weiterhin stürmischen und exponiert auch Sturmböen.
Die Nacht ist abgesehen von höheren Muldenlagen in den Gebirgen frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen sowohl von den Basisfeldern als auch beim Niederschlag und
beim Wind eine recht ähnliche Entwicklung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich