SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.12.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Vorerst ruhige Hochdruckrandlage. Heute im Norden auffrischender Wind, an der
Nordsee ab dem Abend stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln (Brocken)
Sturmböen. In der Nacht zum Freitag an der gesamten Küste Gefahr von Sturmböen,
an der Nordfriesischen Küste sowie auf höheren Gipfeln der nördlichen
Mittelgebirge schwere Sturmböen.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag an der See weiterhin stürmische, in
exponierten Küstenlagen sowie auf höheren Berggipfeln Sturmböen. Zudem im
zentralen Mittelgebirgsraum sowie im Südosten mit einsetzendem Regen Gefahr von
Glatteis.
Am Samstag an der Küste und im Bergland stürmische, exponiert auch Sturmböen.
Wind in der Nacht zum Sonntag im Westen auffrischend mit stürmischen Böen bis in
tiefe Lagen und schweren Sturmböen auf höheren Berggipfeln.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… liegt Deutschland im Randbereich eines Höhenhochs, das sich nach
Südosteuropa verlagert, dabei abschwächt und somit seine blockierende Wirkung
verliert. In der vorerst noch relativ weit nördlich liegenden Frontalzone läuft
ein breiter und wenig konturierter Trog nach Osten ab. Die Annäherung der
Frontalzone macht sich auch im Bodendruckfeld bemerkbar. Im Norden legt der
Gradient zu, so dass in der zweiten Tageshälfte an der See Windböen und bis zum
Abend an der Nordsee stürmische Böen aufkommen. In Nordfriesland sind dann auch
Böen bis Sturmstärke, auf dem Brocken schwere Sturm- und vielleicht auch
orkanartige Böen vorstellbar. Warnrelevante Böen können zunächst aber auch durch
den „Böhmischen Wind“ in der Lausitz auftreten.
Ansonsten hält sich noch der Einfluss einer im Bodendruckfeld noch vorhandenen
und sich allmählich südwärts verlagernden Hochbrücke, wenngleich im späteren
Tagesverlauf auch in der Mitte Deutschlands bedingt durch eine leichte
Gradientzunahme ein wenig Bewegung aufkommt, was dort die Chancen, dass sich
Nebel und Hochnebel auflösen, steigen lässt. Aber auch in den anderen Gebieten
dürfte durch Absinken die Inversion weiter in Bodennähe, d.h. bis in oder
unterhalb von 950 hPa, gedrückt werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass
Nebel und Hochnebel verschwinden, hoch ist. Dennoch wird es vor allem in Süd-
und Südostdeutschland einige Tallagen geben, in denen es neblig bleibt und die
Temperatur kaum über die Nullgrad-Marke hinauskommt. Ansonsten sind je nach
Zeitpunkt der Auflösung von Nebel und Hochnebel 1 bis 6 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag setzt ganz im Norden Warmluftadvektion ein. Diese steht
in Verbindung mit dem Frontensystem einer flachen Welle, die über Südnorwegen
hinweg rasch ostwärts gesteuert wird. Hierdurch nimmt im Nordwesten und im
Norden der Gradient weiter zu, so dass an der Küste (zunächst Nordsee, später
auch Ostsee) Sturmböen aufkommen. Damit erreicht die Windentwicklung vorerst
ihren Höhepunkt. In exponierten Küstenlagen (ICON) und auf höheren Berggipfeln
der nördlichen Mittelgebirge sind auch schwere Sturmböen (Brocken orkanartige
Böen) vorstellbar, aber generell in den Hochlagen der zentralen und östlichen
Mittelgebirge muss mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden. Bis weit ins
nordwestliche Binnenland hinein sind Windböen möglich. Mit der Warmfront dieser
Welle sind im Nordwesten und ganz im Norden Niederschläge zu erwarten, die
jedoch fernab von jeglicher Warnrelevanz sind.
In den anderen Gebieten hält sich noch der Einfluss der Hochbrücke, die
allerdings weiter nach Süden gedrückt wird, so dass deren Achse in den
Frühstunden über den Alpen liegt. Daher ergibt sich für den Süden und Südosten
im Vergleich zu den Vornächten keine Änderung.

Freitag… gelangt ein in der Frontalzone eingelagerter kräftigerer Trog bis in
die Nordsee. Vorderseitig ist ein flaches Tief zu finden, das, wie das vorherige
Tief, ebenfalls nach Südnorwegen gesteuert wird. Da das Maximum der
Vorticityadvektion von diesem Tief abgesetzt ist und der Trog zudem von
Kaltluftadvektion überlaufen wird, ist dieses Tief nicht entwicklungsträchtig,
so dass der Gradient im Norden nicht weiter zulegen sollte. An der Küste sind
zwar weiterhin stürmische und exponiert auch Sturmböen möglich; schwere
Sturmböen sollten jedoch nicht mehr auftreten. Vielmehr macht sich das
Zurückweichen der bislang wetterbestimmenden Hochbrücke in Form einer
Gradientzunahme in den westlichen, mittleren und südwestlichen Landesteilen
bemerkbar. Aufgrund der stabilen Schichtung sollte sich dies in den
Mittelgebirgen bemerkbar machen, wodurch in höheren Berglagen Böen bis
Sturmstärke auftreten können. Auf exponierten Gipfeln (Brocken) sind schwere
Sturmböen möglich, orkanartige Böen können nicht ganz ausgeschlossen werden. Bis
ins nordwestliche und westliche Binnenland hinein können in freien Lagen
Windböen auftreten.
Mit der sich annähernden Kaltfront greifen Niederschläge, die durchweg als Regen
fallen, auf den Norden und Westen sowie Teile der Mitte Deutschlands über. Diese
sind zwar nicht warnrelevant, aber in Staulagen können durchaus um 10 mm
innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Im zentralen Mittelgebirgsraum kann
dabei in windgeschützten Tälern, in denen die kalte Grundschicht noch nicht
ausgeräumt wurde, die gefrierende Phase auftreten, wenngleich die
Wahrscheinlichkeit hierfür nicht allzu hoch ist.
Längere sonnige Abschnitte sind am ehesten noch im Bereich der sich weiter nach
Süden verlagernden Hochbrücke vorstellbar, wofür der östliche Mittelgebirgsraum
und Süddeutschland in Frage kommt. Zudem kann es an den Alpen leicht föhnig
werden. Deutschlandweit ist ein Temperaturanstieg auf 5 bis 10 Grad zu erwarten.
Im Mittelgebirgsraum und dort vor allem in windgeschützten Tallagen, in welchen
die Gradientzunahme noch nicht so recht wirksam wird, sind nur Maxima um den
Gefrierpunkt zu erwarten.
In der Nacht zum Samstag überquert die Kaltfront des in Richtung Südfinnland
ziehenden Randtiefs und nachfolgend der Trog weitgehend das Vorhersagegebiet.
Niederschläge greifen unter Abschwächung hierdurch auch auf den Osten und Süden
Deutschlands über. Sollte der Bewölkungsaufzug nach Südosten hin erst relativ
spät einsetzen, erfolgt dort erneut eine Abkühlung in den Bereich leichten
Frostes. In diesem Falle besteht bei Einsetzen der Niederschläge, die durchweg
in flüssiger Phase auftreten, örtlich die Gefahr von Glatteis. In Abhängigkeit
von der zu erwartenden Niederschlagsmenge muss dann die Warnstufe entsprechend
gewählt werden, im ungünstigsten Falle sind unwetterartige Auswirkungen nicht
ganz auszuschließen.
Abgesehen vom Südosten Deutschlands, vom höheren Bergland und von den alpennahen
Gebieten sollte es in der Nacht weitgehend frostfrei bleiben.

Samstag… gelangt Deutschland an die Vorderseite eines sich annähernden flachen
Höhenrückens und somit unter eine nordwestliche Strömung. Durch diesen Rücken
wird ein schwacher Zwischenhochkeil gestützt, der die Strömung leicht
antizyklonal deformiert. Dabei wird der Gradient vorerst nur wenig
auseinandergezogen, wobei an der Küste und im Bergland weiterhin stürmische und
exponiert Sturmböen auftreten. Erst im späteren Tagesverlauf flaut der Wind ein
wenig ab. Die Niederschläge sind, bedingt durch den nach Osten abziehenden Trog,
anfangs noch konvektiv geprägt, für Gewitter sollte die Labilität jedoch nicht
hinreichend sein. Mit erneut einsetzender Warmluftadvektion und dem hieraus
resultierenden Hebungsantrieb nehmen die Niederschläge, die hauptsächlich im
Norden Deutschlands auftreten, alsbald wieder einen skaligen Charakter an.
Ein paar Wolkenlücken sind am ehesten in Küstennähe und am Alpenrand zu
erwarten. Ansonsten hält sich meist mehrschichtige Bewölkung. Bedingt durch die
westliche Strömung, mit der Atlantikluft sich auch in den östlichen und
südöstlichen Landesteilen durchsetzt, steigt die Temperatur noch leicht an, so
dass Temperaturmaxima zwischen 7 und 12 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der flachen Rücken über Deutschland
hinweg ostwärts, gefolgt von einem weiteren Trog, der aus zwei Achsen besteht.
Dessen vorlaufende Achse überquert die Britischen Inseln, wogegen der Haupttrog
noch über dem nahen Ostatlantik verbleibt. Das korrespondierende Bodentief wird
dabei zu den Hebriden gesteuert. Dessen Warmfront greift mit Niederschlägen auf
den Nordwesten Deutschlands über. Mit der Annäherung der Warmfront legt der
Gradient erneut zu, so dass an der Küste sowie in freien Lagen Nordwest- und
Westdeutschlands Wind- und stürmische Böen und an der Nordsee sowie in den
nördlichen und westlichen sowie zunehmend dann auch in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen Sturmböen aufkommen. In exponierten Gipfellagen muss dann mit
schweren Sturmböen Bft 10 gerechnet werden.
Abgesehen vielleicht vom unmittelbaren Alpenrand bleibt es ansonsten frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede. Die
Gefahr von gefrierendem Niederschlag in der Nacht zum Samstag im Südosten
Deutschlands wird neben ICON auch von EZMW(MOS) gestützt.
Zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin wird der auf Deutschland übergreifende
flache Rücken von EZMW etwas kräftiger und von GFS ein wenig schwächer
simuliert, so dass sich im Hinblick auf die Annäherung der Warmfront noch
leichte Unsicherheiten ergeben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann