S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag, den 12.08.2019 um 10.30 UTC

Unbeständig mit schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen und Wind. Am Wochenende zumindest im Südosten vorübergehend sehr warm, sonst eher kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 19.08.2019

Die Mittelfrist ist über weite Strecken gekennzeichnet von einer recht aktiven
Westdrift mit einer Tendenz zur Austrogung über Mittel- und Westeuropa. Die leicht mäandrierende Frontalzone ist für die Jahreszeit verhältnismäßig gut ausgeprägt und verläuft weit südlich. Egal, ob es nach der
Wetterlagenklassifikation am Ende „West/Südwest zyklonal“ oder „Trog West/Mitteleuropa“ wird, Deutschland erwartet einen sehr unbeständigen Wetterabschnitt. Mit Ausnahme des Wochenendes, wo vorübergehend sehr warme Luft
advehiert werden könnte, pendelt sich das Temperaturniveau auf ein eher leicht
unterdurchschnittliches Niveau ein. Erst ab der erweiterten Mittelfrist mehren
sich die Hinweise, dass die Frontalzone wieder stärker mäandrieren und sich in
der Folge sogar wieder eine Blocking-Situation einstellen könnte. Doch das ist
definitiv noch „Glaskugel“.

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag ist die großräumige
Geopotenzialverteilung gekennzeichnet durch viele Höhentiefs im Korridor von
Grönland und dem Nordpolarmeer bis zum Nordostatlantik und Nordeuropa, die letztendlich als Drehzentren eines umfangreichen Langwellentrog interpretiert
werden können. Mitteleuropa befindet sich an der Südflanke dieses Troges in einer westlichen Höhentrömung, in der ein kurzwelliger Troganteil ostwärts gesteuert wird. Dieser stützt ein Tief über der Nordsee, das sich im Verlauf
über Dänemark nach Südschweden verlagert. Das okkludierte Frontensystem überquert Deutschland mit schauerartigen Regenfällen von West nach Ost. An der
Front sowie postfrontal wird ein wenig Labilität aufgebaut, sodass auch das ein
oder andere Gewitter mit von der Partie sein kann. Aufgrund des ordentlichen
Höhenwindes und der mäßigen Scherung kann sich die Konvektion zu Linien organisieren und Sturmböen produzieren. Starkregen ist nur wenig wahrscheinlich.
Wind ist auch abseits der Schauer und Gewitter ein Thema, die Gradientverschärfung an der Südflanke des Tiefs sorgt gebietsweise für steife,
an der Nordsee und im höheren Bergland für stürmische Böen. Die advehierte subpolare Luftmasse ist maritimer, erwärmter Natur. Trotzdem sollte das Quecksilber auch im anfänglich noch freundlichen Osten und Südosten bei knapp 25
Grad „Schluss machen“.

Am Freitag schwenkt nach Abzug des Kurzwellentroges ein flacher Rücken durch,
der von Süden und Westen her für schwachen Zwischenhocheinfluss sorgt. Die Schauer- und Gewitteraktivität sollte also im Vergleich zum Vortag eher etwas
zurückgehen bzw. sich nach Nordosten und an den Küsten zurückziehen, wenngleich
trotzdem meist ein wolkiger Wettercharakter bestehen bleibt. Der Wind weht an
der See, im Nordosten und im Bergland anfangs noch böig, flaut aber insgesamt
immer weiter ab.
In der Nacht zum Samstag setzt sich über Deutschland zunächst in eine recht glatte westliche, am Samstag durch eine neue Austrogung über dem Nordostatlantik
und Nordwesteuropa eine zunehmend auf SW aufsteilende Höhenströmung durch. Der
„neue“ Trog korrespondiert mit einem wahrscheinlich veritablen Sturmtief bei den
Britischen Inseln, das im letzten 12UTC-IFS-Lauf beispielsweise einen Kerndruck
von unter 985 hPa aufwies. Die Position, insbesondere der Randtiefs, ist noch
sehr unsicher. Für Deutschland bedeutet es aber auf jeden Fall sowohl mittel-
als auch niedertroposphärisch WLA. Die 850-hPa-Temperaturen steigen bis Samstagabend wahrscheinlich auf 10 bis 18 Grad (von Nordwest nach Südost), föhnbedingt kann es an den Alpen auch och weiter nach oben gehen. Da die WLA
aber gleichzeitig für viele hohe und mittelhohe Wolkenfelder, bevorzugt im Westen und Nordwesten auch für leichten bis mäßigen Regen sorgt, macht die Temperatur keine allzu großen Sprünge, bevorzugt im Süden und Osten sind aber
wieder Höchsttemperaturen von deutlich über 25 Grad möglich. Abhängig von der
Position des Sturmtiefs und dessen Randtiefs bei den Britischen Inseln und der
Nordsee zieht auch der Wind mehr oder weniger stark an. Steife Böen Bft7 sollte
man zumindest in der Nordwesthälfte ins Kalkül ziehen, Sturmböen sind im höheren
Bergland und an der Nordsee im Bereich es Möglichen.

Am Sonntag nähert sich der westeuropäische Trog unter leichter Amplifizierung
etwas an, wodurch die Strömung noch etwas aufsteilt und zyklonaler wird. Der
korrespondierende Tiefkomplex erstreckt sich von den Britischen Inseln über Skandinavien bis zur Barentssee. Die zugehörige Kaltfront erreicht den Nordwesten und verlagert sich im Verlauf langsam südostwärts, um dann wahrscheinlich aufgrund fehlender Schubkomponente irgendwo diagonal über Deutschland vorübergehend quasi stationär zu werden. Die mit der Front in Verbindung stehenden, schauerartigen Regenfälle könnten daher regional längere
Zeit anhalten und für Stark- und oder Dauerregen sorgen. Auf der warmen Seite
der Frontalzone (850er m Südosten 15 Grad plus x, im Nordwesten im Zustrom subpolarer Meeresluft 10 Grad minus x), sind auch stärkere Gewitter denkbar.
Zwar nimmt die hochreichende Scherung signifikant zu, es wird nach jetzigem Stand aber kaum Labilität aufgebaut bzw. sie ist nach Südosten zu wohl stark
gedeckelt. Eine überregionale Unwetterlage scheint demnach eher unwahrscheinlich. Prinzipiell können geringe Änderungen der synoptischen Ausgangslage aber zu einer Schwergewitterlage führen, sodass die Entwicklung
dahingehend im Auge behalten werden sollte.

Ab Montag, spätestens zu Beginn der erweiterten Mittelfrist erreicht der Trog
mit seiner Achse den Westen Deutschlands. Wie schnell das geschieht und ob er
vollständig über das Land hinwegschwenkt, ist die große Frage. Der neuste IFS
Lauf ist, was die Progression angeht, ein eher „zäher“ Geselle. Gerade der Südosten verbliebe noch länger auf der Trogvorderseite im Umfeld einer wellenden
Frontalzone. Kräftige, gewittrige Regenfälle wären die Folge. Die meisten anderen Modelle (ICON, GFS …) sehen das Übergreifen zumindest stärkerer kurzwelliger Troganteile, die die Frontalzone nach Osten „wegdrücken“, schon am
Montag und damit ein landesweiter Übergang zu wieder eher kühlem Schauerwetter.
Der Wind bleibt an der Südflanke der Tiefdruckzone ein Thema. Insbesondere im
Umfeld etwaiger Randtiefs kann es zu Sturmböen kommen, natürlich bevorzugt an
der Nordsee. Aber insbesondere am Montag sind Sturmböen auch im Binnenland der
Nordwesthälfte nicht ausgeschlossen!

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist ist die Konsistenz unter den neusten IFS-Modellläufen
als gut zu bezeichnen. An dem unbeständigen, eher kühlen Wetterabschnitt bis zum
Wochenende bestehen keine Zweifel.
Danach gehen die Modellsimulationen vorübergehend deutlicher auseinander, mit
für Deutschland prognoserelevanten Unterschieden. Nach dem neusten IFS-Run (00UTC) kommt Deutschland schon im Laufe des Freitags und damit einen Tag früher
als in den Vorläufen auf die Vorderseite eines neuen
Austrogungsprozesses in den
Zustrom subtropischer Luftmassen. Der Samstag wäre nach dem 00UTC-Lauf schon ein
verbreitet sehr warmer Tag.
Was die allmähliche Verdrängung der Warmluftmasse zur kommenden Woche mit teils
kräftigen Regenfällen, möglicherweise auch starken Gewittern angeht, bläst der
aktuelle IFS-Lauf aber wieder ins gleiche Horn.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Nennenswerte Unterschiede zwischen dem neusten IFS-Lauf und den Globalmodellen
ICON und GFS ergeben sich erst ab dem Wochenende. ICON und GFS lassen den Trog
bzw. kurzwellige Anteile rascher von Westen auf Deutschland übergreifen und hinwegschwenken, wodurch die Warmluft schneller verdrängt wird (siehe Text oben).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des IFS-EPS für Geopotential und 850-hPa-Temperatur verlaufen
bis Freitag ziemlich gebündelt. Ein seichtes „Auf- und Abwippen“ bei durchweg
vorhandenen, vor allem ab Sonntag und zur Beginn der Woche teils auch sehr stark
ausprägten
Niederschlagsignalen unterstreichen die Entwicklung einer zyklonalen Westwetterlage.
Am Wochenende nimmt die Streuung dann etwas deutlicher zu, da einerseits die
Ausprägung der neuen Trogvorderseite unklar ist und andererseits die Phasenunterschiede des Trog-Rücken-Musters zunehmen (wie schnell greift der „neue“ Trog von Westen her über?). Die Standardabweichung des 500-hPa- Geopotenzial beträgt am Sonntag immerhin verbreitet 4 bis 8 gpdam (am höchsten
im Nordwesten, die Standardabweichung der 850-hPa-Temperatur 2 bis 4 Grad (am
höchsten im Südosten). Sowohl der Haupt- als auch Kontrolllauf sind eher am oberen Rand der Temperaturrange, weniger als 30% der EPS-Member stützen die Warmluftadvektion in der im Haupt- und Kontrolllauf beschriebenen Ausprägung.
Die Trogvorderseite scheint mittlerweile relativ sicher, die Advektion sehr warmer oder gar heißer Luft vor allem in den Süden und Osten des Landes ist aber
eher fraglich.
Nachfolgend nimmt die Bündelung der Temperaturkurve eher sogar wieder etwas zu.
Das EPS stützt das Szenario des deterministischen IFS-Laufes von 00 UTC mit der
eher zögerlichen Verdrängung der Warmluft.

Das Clustering liefert für +72-96 h 3 Cluster, die alle eine aktive Westdrift
beschreiben.
Für +120-168h werden ebenfalls 3 Cluster angeboten, alle vom Typ „positive NAO“
und alle mit einer Austrogung über Westeuropa. Unterschiede
manifestieren sich
nur in unterschiedlicher Ausprägung der Trogvorderseite (Höhenströmung WSW vs.
SSW, aber stets zyklonal).
Im Zeitraum +192-240h weitet sich das Clustering auf 5 Cluster auf. Interessanterweise zeigt nur 1 Cluster (nur 13/51 Member) eine Fortdauer der
aktiven Westdrift. Alle anderen gehen zu einer Blockingsituation über, wobei das
Blocking eher über Nordosteuropa zu finden ist (Mitteleuropa mehrheitlich unter
Trogeinfluss).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Donnerstag von West nach Osten einzelne Gewitter wahrscheinlich. Dabei Sturmböen und Starkregen möglich.
Am Freitag vornehmlich im Nordosten und allgemein im Küstenumfeld weitere Gewitter, Starkregen und Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag und Montag vor allem in der Südosthälfte erhöhte
Gewitterneigung.
Lokaler Starkregen und Hagel wahrscheinlich.

STURM:
Am Donnerstag sowie von Samstag bis Montag bevorzugt an der Nordsee und in exponierten Hochlagen der Mittelgebirge zeitweise Sturmböen möglich. Am Montag
auch im Binnenland in der Nordwesthälfte Sturmböen nicht ausgeschlossen!

STARK-/DAUERREGEN:
Im Umfeld einer schleifenden Front am Sonntag diagonal über der Mitte, am Montag
nach Südosten zu Starkregen >20mm in 6h bzw. Dauerregen >25 mm in 12h nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-IFS/-MIX, IFS det., IFS EPS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser