S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 26.05.2019 um 10.30 UTC

Anfangs noch wechselhaft und kühl, an den Alpen Dauerregen. Am Wochenende hin freundlicher und deutlicher Temperaturanstieg.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.06.2019

Am Mittwoch überquert ein Trog Mitteleuropa, der nach Süden hin austropft. Das resultierende Höhentief, das sich nach Oberitalien verlagert, lässt die Dauerniederschläge an den Alpen noch einmal aufleben. In Verbindung mit einem sich von Westen vorschiebenden Bodenhochkeil ergibt sich in Bodennähe eine schwache nördliche Windkomponente, so dass die Aufgleitniederschläge, wahrscheinlich aber ohne warnrelevant zu werden, teils auch auf den östlichen
Mittelgebirgsraum übergreifen können. Ansonsten sind vor allem im Norden mit der
Passage des Resttroges ein paar Schauer zu erwarten. Im 850 hPa-Niveau geht im Norden und in Teilen der Mitte die Temperatur auf Werte um 0 Grad zurück. Deutschlandweit erreichen die Temperaturen kaum 17 Grad. In der Nacht zum Donnerstag besteht vor allem im östlichen
Mittelgebirgsraum noch einmal Bodenfrostgefahr.
Am Donnerstag verlagert sich das Cut-Off-Tief etwas nach Süden, was die Aufgleitprozesse an den Alpen aufhören lässt. Im Norden bleibt die zyklonale Westströmung bestehen. In dieser wird ein Tief, das aus einer Warmfrontwelle hervorging, nach Südnorwegen gesteuert. Die Niederschläge der Warmfront dieses Tiefs erfassen am Abend den Nordwesten. Die nachfolgende Kaltfront greift in der
Nacht zum Freitag auf den Norden über und wird dort aber rückläufig. Am Freitag nähert sich von Westen her ein breiter Höhenrücken, der an seiner Nordflanke durch Warmluftadvektion gestützt wird. Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt etwa über der westlichen Nordsee gestützt. In die über Deutschland resultierende nordwestliche bis nördliche Strömung läuft das Frontensystem des zum Bottnischen Meerbusen ziehenden Tiefs herein, so dass meist
mehrschichtige Bewölkung mit zeitweisem, im Süden mit gelegentlichem Niederschlag zu erwarten ist. Ein über Südeuropa liegendes Höhentief lässt an den Alpen erneut teils länger andauernden Regen einsetzen. Lediglich ganz im Norden kann sich leichter Skandinavienföhn in Form von Auflockerungen bemerkbar machen. Auch wenn im 850 hPa-Niveau die Temperaturen deutlich ansteigen, so ist in Bodennähe aufgrund der meist starken Bewölkung hiervon noch nicht allzu viel zu merken.
Am Samstag greift dann ein von dem o.g. Rücken ausgehender Keil auf Deutschland über. Großräumiges Absinken lässt die Bewölkung meist verschwinden. Somit dürfte
großflächig eine Erwärmung auf Maxima deutlich über 20 Grad erfolgen. An den Alpen sind jedoch weitere Regenfälle, wenngleich mit allmählich abnehmender Intensität, zu erwarten, die aus dem dann über der Adria liegenden Höhentief resultieren. Am Sonntag ergibt sich zwischen dem über Apulien liegenden Höhentief und der vom
mittleren Nordatlantik über die Norwegische See hinweg bis nach Nordwestrussland
verlaufenden Frontalzone eine Brückenlage. Deutschlandweit bleibt es daher niederschlagsfrei und die Erwärmung macht Fortschritte. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt über dem nahen Ostatlantik eine Austrogung. Der hierdurch entstehende Trog greift bis Mittwoch auf die Britischen Inseln über. Vorderseitig dreht die Strömung allmählich auf Südwest, so dass merklich wärmere Luft in das Vorhersagegebiet gelangt. Zumindest im Südwesten sind dann
Temperaturmaxima bis 30 Grad vorstellbar. Allerdings nimmt damit die Gewitterneigung deutlich zu, wobei dann auch die Unwettergefahr wächst.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen Modellläufen weitgehend konsistent. Allerdings tritt der aktuelle wie auch der gestrige 12 UTC-Lauf hinsichtlich ansteigender Temperaturen – erkennbar an der +5-Grad-Isotherme im 850 hPa-Niveau – etwas auf die Bremse. Für das Wochenende ergibt sich dann wieder ein weitgehend ähnliches Bild.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt der aktuellste Lauf den Trog vom Atlantik her am raschesten nach Osten vorankommen. Folglich ergibt sich
am Dienstag über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung, die die beiden gestrigen Modellläufe nicht im Programm hatten. Somit dürfte der Temperaturanstieg am Dienstag nach dem aktuellsten Lauf am deutlichsten ausfallen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag sind die Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen gering; prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht ableiten. Allerdings wird bei GFS die Annäherung der o.g. Warmfrontwelle etwas verzögert gezeigt. Hinsichtlich der Wetterentwicklung sind diese Unterschiede jedoch nur gering. Eine durchgreifende Wetterbesserung zeichnet sich erst ab Samstag, nach GFS erst ab Sonntag ab. Diesen Trend der Verzögerung behält GFS auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bei, wonach sich das Hoch über der Ostsee etabliert, der nachfolgende Trog aber erst den nahen Ostatlantik
erreicht. Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes rückt dieser Trog am raschesten nach Osten vor und ist in der Nacht zum Mittwoch bereits über der Nordsee zu finden. Die Testversion des GFS bringt diesen Trog über dem Ostatlantik zum Austropfen, so dass sich ausgehend vom Raum Island bis in die Nordsee hinein ein Hoch ausweiten kann.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt im Wesentlichen die Variante der noch nicht operationellen GFS-Version, wonach sich ein Hoch entwickelt, das sich von der Nordsee nach Südskandinavien erstreckt und für Mitteleuropa ein eher sommerliches Temperaturniveau, aber keine Hitze zur Folge hätte. Die Gewitterneigung würde demnach gering bleiben. Der Trend hin zu einer relativ stabilen Hochdruckrandlage wird von nahezu allen EPS-Membern mitgetragen. Der Spread ist selbst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum vergleichsweise gering.
Das EPS des EZMW liefert 4 Cluster, wobei etwa 2/3 der Einzellösungen eine relativ weit nördlich ansetzende Frontalzone und somit eine Brückenlage über Mitteleuropa sehen. Etwa 1/3 der Ensemblemember lässt einen Trog auf Westeuropa übergreifen. Der Trend geht auch hier ab dem Monatswechsel zu einer deutlichen Erwärmung, die von der übergroßen Mehrzahl der Member mitgetragen wird. Allerdings lassen sich zu Wochenbeginn nur ganz im Südwesten Signale finden, die
als Indiz für das Überschreiten der 30 Grad-Marke zu sehen sind. Auf diese Gebiete sollte dann auch die Zunahme der Gewitterneigung beschränkt bleiben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch fällt an den Alpen sowie im südlichen Alpenvorland weiterhin Dauerregen, zu den bereits gefallenen Regenmengen kommen noch einmal 30 bis 40 l/qm innerhalb von 24 Stunden hinzu. In der Nacht zum Donnerstag lässt dieser Regen allmählich nach. Sonst wie auch am Donnerstag sind keine markanten Wettergefahren zu erwarten. Am Freitag kann es mit geringer Wahrscheinlichkeit ganz im Norden einzelne kurze
Gewitter geben. An den Alpen kommt erneut länger andauernder Regen auf, der bis weit in den Samstag hinein anhält, dann sind wahrscheinlich nur in exponierten Staulagen der Alpen sowie mit etwas höherer
Wahrscheinlichkeit am östlichen Alpenrand noch einmal mehr als 30 l/qm Regen innerhalb von 24 Stunden zu erwarten. Ansonsten sind keine markanten Wetterereignisse in Sicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS mit etwas höherer Gewichtung des EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann