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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.05.2019 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Donnerstag im Südwesten, in der Nacht zum Freitag nur noch am Alpenrand örtlich leichter Frost und gebietsweise Frost in Bodennähe. Ab der Nacht zum Donnerstag im äußersten Norden böiger, im Küstenumfeld zeitweise stürmischer Nordostwind. Zum Freitag nachlassend. Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegt ein kräftiges Höhentief mit seinem Zentrum östlich von Korsika. Mehrere um das Höhentief geführte Randtröge beeinflussen in der Kurzfrist das Wetter in weiten Bereichen Deutschlands.
Heute Abend zeigt sich das Wetter zweigeteilt. Von der Pfalz bis ins Emsland ziehen nur lockere Wolkenfelder vorüber und es bleibt trocken. Dank des recht hohen Temperaturniveaus vom Tage liegen die abendlichen Werte im Westen zwischen
11 und 15 Grad. Anders sieht es im Osten und Südosten aus, wo dichte Aufgleitbewölkung die Sicht auf den Sonnenuntergang verhindern wird. Schwache Niederschläge beschränken sich auf die Bereiche zwischen Berlin und Erzgebirge sowie zwischen dem Bayerischen Wald und dem östlichen Alpenrand. Die abendliche Werte liegen hier zwischen 9 und 4 Grad, im östlichen Bergland nur wenig über Null.
In der kommenden Nacht, der Nacht zum Donnerstag, nähert sich von Polen und der Tschechischen Republik ein kräftiger Randtrog, dem dank guter Kopplung von PVA und WLA ein breiter Aufgleitschirm mit dichter Bewölkung und skaligen Niederschlägen vorauseilt. Daher muss im gesamten Osten im Verlauf der Nacht aus
dichter Bewölkung mit skaligen und anhaltenden Regenfällen gerechnet werden, die
meist nur schwacher Natur sind. Mit dem Randtrog wird ein Schwall etwas feuchterer und labil geschichteter Luft von Polen in Richtung Oderumfeld geführt. Gekoppelt an die stärksten Hebungsimpulse werden daher die größten Niederschlagsmengen mit rund 10 l/qm in 12 Stunden im Umfeld der Oder erwartet. Im Westen und Süden sorgt der sich abschwächende antizyklonale Einfluss für eine
allgemeine Zunahme der mittelhohen und hohen Aufgleitbewölkung, dazwischen lockert die Wolkendecke jedoch noch teils länger auf. Der Nordostwind weht deutschlandweit zumeist nur schwach bis mäßig. Allerdings frischt mit Annäherung
des Randtroges der Nordostwind im Ostseeumfeld teils böig auf (Stärke 7 Bft), exponiert können auch die ersten stürmischen Böen 8 Bft nicht ausgeschlossen werden. Der Grund für diese regionale Windzunahme liegt in einer Gradientverschärfung des Luftdrucks zwischen dem nahenden Randtrog und einem blockierenden/quasi-stationären skandinavischen Hochdruckgebiet. Auch auf exponierten Berglagen wie dem Oberharz können zeitweise einzelne stürmische Böen
auftreten. Die Tiefstwerte liegen im Norden und Osten unter der schützenden Wolkendecke zwischen 8 und 5 Grad, sonst zwischen 5 und 1 Gad. Luftfrost tritt nur noch lokal im Südwesten auf und dort bevorzugt zwischen Alb und Allgäu. Der Frost in Bodennähe fällt in diesen Bereichen zwar etwas ausgeprägter aus als der
Luftfrost, jedoch insgesamt deutlich gemäßigter als die Vortage.

Donnerstag … steht im Zeichen der Randtrogpassage, wobei sich dieser mit jedem
Kilometer nach Westen sukzessive abschwächt und zum Abend über der nördlichen Mitte erwartet wird. Die den Trog begleitende mäßige synoptisch-skalige Hebung wird über Norddeutschland erwartet (maximiert über dem Nordosten), während ansonsten die Mitte und der Süden Deutschlands in einem Bereich mit sehr schwachen Geopotentialgradienten verbleiben. Deutschlandweit erwartet uns ein wolkenverhangener Tag, einzig im Nordseeküstenumfeld lockert die Wolkendecke zeitweise auf. Besonders über Norddeutschland fallen die skaligen Niederschläge, forciert durch PVA und WLA sowie durch ein niedertroposphärisch konfluentes Windfeld, zeitweise auch mäßig aus. Zwischen Hamburg und Vorpommern fallen in 12
Stunden 10 bis 20 l/qm Niederschlag. Je nachdem, wie ausgeprägt (zyklonal gekrümmt) der Randtrog Norddeutschland erreicht sind auch strichweise höhere Mengen nicht ausgeschlossen, was z.B. ICON mit bis zu 30 l/qm über Vorpommern andeutet. Auch eingelagerte Konvektion (nicht gewittrig) kann die Regensumme lokal erhöhen. Ansonsten regnet es von Niedersachsen bis zur Donau ebenfalls zeitweise leicht mit 12-std. Mengen um 5 l/qm. Trocken sollte es aus heutiger Sicht vom Niederrhein bis zum Bodensee sowie am direkten Alpenrand bleiben. Der
niedertroposphärische Druckgradient über dem äußersten Norden bleibt kräftig ausgeprägt und unterstützt im gesamten Nordsee- und Ostseeumfeld einen böigen Nordostwind (7 Bft) mit stürmischen Böen im Küstenumfeld und einzelnen Sturmböen
auf Rügen (8 bis 9 Bft). Ansonsten weht der Nordostwind nur schwach bis mäßig. Die Höchstwerte liegen je nach Sonnenscheindauer im Regen zwischen 8 und 11 Grad, im Westen und über Schleswig-Holstein zwischen 13 und 16 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht der Randtrog zügig nach Westen und liegt ausgangs
der Nacht über Nordwestdeutschland und Benelux. Rückseitig deutet sich vorübergehend eine Wetterberuhigung mit leicht antizyklonal geprägtem Geopotentialmuster an. Ein Blick nach Polen zeigt jedoch bereits den nächsten Randtrog, der auf direktem Weg nach Nordostdeutschland ist. Über weiten Bereichen Deutschlands beruhigt sich dadurch das Wetter vorübergehend. Die dichte Bewölkung wird mit dem abziehenden Randtrog zunehmend in den Westen und Nordwesten abgedrängt. Rückseitig lockert die Wolkendecke über
der Mitte und dem Süden zeitweise auf, die Modelle unterscheiden sich jedoch noch deutlich mit Blick auf die mögliche Ausbreitung
hochnebelartiger Bewölkung entlang einer schwachen Absinkinversion. Letzte Niederschläge im Westen und Nordwesten klingen im Verlauf der zweiten Nachthälfte allmählich ab, im Süden und Osten verläuft die Nacht meist trocken. Allerdings kühlt sich die bodennahe Luftmasse je nach Ausstrahlung soweit ab, dass vielerorts im Süden und der Mitte mit teils dichtem Nebel zu rechnen ist. Ausgangs der Nacht beginnt es über Vorpommern mit Annäherung des nächsten Randtroges erneut leicht zu regnen. Der Druckgradient über Nord- und Ostsee fächert weiter auf, sodass die letzten Bft 7
bis 8 Böen im Küstenumfeld in ihrer Häufigkeit her geringer werden. Ansonsten spielt der schwache Wind aus Ost keine „Warn“-Rolle. Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen 10 und 7 Grad und über der Mitte und dem Süden zwischen 7 und 4 Grad. Einzig zwischen Alb und Alpenrand wird es mit 4 bis 1 Grad nochmal empfindlich frisch und lokal kann letzter Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen werden.

Freitag … schwenkt der bereits angesprochene nächste Randtrog von Polen kommend nach Norddeutschland. Die schärfste Krümmungsvorticity ist jedoch im Vergleich zu den Vorläufen etwas nördlicher zu finden und betrifft den äußersten
Norden sowie Dänemark. Daher findet über Norddeutschland mit Blick auf PVA und WLA eher ein Streifschuss statt. Aus dichter Bewölkung fällt besonders in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern länger anhaltend Regen mit leichter Intensität. Der Niederschlag klingt jedoch im Nachmittagsverlauf allmählich von Osten ab und die Wolkendecke lockert zeitweise auf. Das übrige Deutschland (Mitte und Süden) verbleibt unter dem Höhentief in einem gradientarmen Bereich mit Blick auf die 500 hPa Geopotentialfläche. Daher verläuft der Tag in diesen Bereichen teils aufgelockert, teils stärker bewölkt mit einem geringen Schauerrisiko (kaum Labilität und vernachlässigbarer synoptisch-skalige Hebung). Ganz im Osten kann ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Der Nordostwind weht im Ostseeumfeld und auf den Halligen/Inseln der Nordsee zeitweise böig, sonst schwach bis mäßig. Die Höchstwerte verbleiben im nassen Norden bei 11 bis 14 Grad und klettern sonst je nach Sonnenanteil auf 15 bis 20 Grad (höchste Werte entlang des Oberrheins).

Die Nacht zum Samstag ist rückseitig des zur Nordsee abziehenden Randtroges erneut von einem antizyklonal geprägten Strömungsmuster mit leichtem Absinken geprägt. Daher erwartet uns deutschlandweit eine wettertechnisch ruhige Nacht. Die dichte Wolkendecke lockert abgesehen vom Nordwesten teils stärker auf und ein geringes Schauerrisiko beschränkt sich auf den Schwarzwald, den Niederrhein und die Oder. Entlang der Oder kann auch ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen werden, da hier noch geringfügig labile Luft vorhanden ist. Gebietsweise bildet sich dichter Nebel und das bei Tiefstwerten von 12 bis 7 Grad. Einzig im Umfeld der zentralen Mittelgebirge wird es mit 7 bis 3 Grad frischer. Frost ist jedoch deutschlandweit kein Thema mehr. Der schwache Ostwind
frischt nur auf dem Kamm des Erzgebirges inversionsbedingt vorübergehend leicht böig auf.

Samstag … liegt Deutschland auf der Vorderseite des umfangreichen Höhentroges in einer zwar zyklonal geprägten, jedoch insgesamt recht glatten Höhenströmung. Eingelagerte kurzwellige Anteile könnten regional für etwas synoptisch-skalige Hebung sorgen, deren Intensität und Platzierung wird jedoch aus heutiger Sicht noch sehr variabel gerechnet. Daher gestaltet sich der Tag insgesamt recht freundlich und die Sonne kann sich teils für längere Zeit gegen ausgedehnte Wolkenfelder durchsetzen. Besonders im Südwesten und Nordosten besteht ein Schauer- und Gewitterrisiko und bei PPWs um 20 mm könnte Starkregen lokal ein Thema werden. Wie ausgeprägt dieses Risiko letztendlich ausfällt lässt sich jedoch jetzt noch nicht abschätzen und hängt stark von den kurzwelligen Anteilen
ab. Die Höchstwerte liegen deutschlandweit um 20 Grad.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig, wobei sich Deutschland von Süden ein
besser konturierter Randtrog nähert. Verstärkte Hebung lässt die Schauer- und Gewittertätigkeit im Südwesten die Nacht über andauern, während sonst die Konvektion vom Tage rasch in sich zusammenfällt und eine trockene und nur lokal nebelanfällige Nacht zu erwarten ist. Der Nordostwind weht schwach und das bei Tiefstwerten von 11 bis 7 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Globalmodelle zeigen insgesamt für Deutschland eine sehr gute Übereinstimmung der zu erwartenden Wetterentwicklung. Einzig zum Freitag und Samstag nehmen die Unsicherheiten über Westeuropa bezüglich der Lage der zahlreichen Höhentiefzentren zu, was jedoch kaum Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland hat.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy