Thema des Tages

„Schwipp-Schwapp“

Beim ersten Lesen der Überschrift kommt Ihnen sicherlich zuerst die Assoziation zum im Handel erhältlichen Erfrischungsgetränk. Dabei handelt es sich um ein kohlensäurehaltiges Getränk, das beim Mischen von Cola mit Orangenlimonade beziehungsweise -saft entsteht. Weitere Zutaten und genaue Mixturen sind natürlich streng gehütete
Firmengeheimnisse. Nur mal am Rande: Ist Ihnen aufgefallen, dass sich in der Konsumlandschaft die „i-a“-Kombination häuft. „Tic-Tac“ (Bonbons), „Flik-Flak“ (Uhren), „Kit-Kat“ (Schokoriegel). Selbst die Zeichentrick-Klassiker „Chip und Chap“ oder der kultige
„Li-La-Launebär“ entsprechen diesem Muster. Gewiss, bei
geflissentlicher Betrachtung ließen sich sicherlich auch viele Gegenbeispiele aufzählen. Dennoch hat es den Anschein, dass es für viele Menschen angenehmer und flüssiger klingt, so dass in den Regalen leichter zugegriffen wird.

Das unter „Mezzo-Mix“ bekannte Äquivalent der Coca-Cola Company ist bereits seit 1973 in Deutschland auf dem Markt. Vor allem der Werbeslogan „Cola küsst Orange“ hat sich bei den Verbrauchern eingebrannt. Oder wussten Sie, dass seit Ende letzten Jahres das Motto: „Mixt Euch eine gute Zeit“ auf den Flaschen zu sehen ist? In der Mehrzahl wahrscheinlich nur die regelmäßigen Konsumenten unter Ihnen. An dieser Stelle beste Grüße an meinen früheren Mitschüler, WG-Bewohner und Freund, der besagtes Getränk literweise konsumiert. 😉

In der Atmosphäre verhält es sich ganz ähnlich. Dort findet auch ein ständiges „Durchmischen“ statt – allerdings mit Ausnahmen (Stichwort Fronten oder auch Inversionen). Der Luftmassenaustausch läuft bei uns derweil auf Hochtouren. Nachdem am vergangenen Mittwoch weite Teile Deutschlands spätsommerliche Temperaturen von teilweise mehr als 30 Grad (heißer Tag) zu verzeichnen hatten („Schwipp“), „schwappte“ mit Passage einer Kaltfront von Nordwesten sukzessiv kühlere Meeresluft mit Höchstwerten unter 20 Grad landeinwärts. Diese hat sich aktuell – also am heutigen Freitagmorgen – auch bis zu den Alpen durchgesetzt.

Doch der Sommer 2018 „hat noch nicht fertig“, so dass das nächste „Schwipp“ schon in den Startlöchern steht. Auslöser für die erneute Warmluftzufuhr aus Süden wird der tropische Sturm „HELENE“ sein, der eine doch recht ungewöhnliche Zugbahn über den Atlantik nimmt. Aktuell liegt er mit seinem Zentrum weit westlich der Kanaren auf rund 35 W, schlägt aber einen nordöstlichen Kurs ein. Laut
übereinstimmender Modellberechnungen erreicht er bereits am morgigen Samstag die Azoren und zu Beginn der neuen Woche das Seegebiet westlich der Biskaya. Damit bestehen für Mitteleuropa beste Voraussetzungen für spätsommerliche Wärme mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad und reichlich Sonnenschein. In Anlehnung an den oben erwähnten Werbeslogan könnte man demnach auch formulieren:
„Septembersonne küsst Deutschland“. Der Kontakt des Sturms mit den Britischen Inseln, der am kommenden Dienstag zu erwarten ist, wird dagegen weniger liebevoll erfolgen. Zu befürchten sind nach derzeitigem Stand Orkanböen und kräftige Regenfälle.

Bleibt abschließend für alle ausgewiesenen Winterfans – zu denen auch der Autor gehört – nur zu hoffen, dass in rund drei Monaten das „Schwapp“ umso stärker und nachhaltiger ausfällt.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.09.2018

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